Sternenfall: Roman (German Edition)
Reisetasche und den Raumanzug und kehrte dorthin zurück, wo das Empfangskomitee auf ihn wartete.
»Sollen wir in mein Büro übersiedeln?«, fragte Direktor Meinz.
»Da bin ich sehr dafür«, erwiderte Thorpe. Er hängte den Anzug an einen Haken, wo der Fahrer ihn sehen würde, dann folgte er den Astronomen über einen langen Korridor mit einer Serie von Notdruckschleusen.
Sie kamen an Büroräumen voller Computerterminals und Geräten zur Fotoauswertung vorbei, an Lagerräumen und Werkstätten. Trotz seiner Abgeschiedenheit schien es im Observatorium alle möglichen Annehmlichkeiten zu geben, eingeschlossen eine gut ausgestattete Turnhalle.
Professor Meinz’ Büro wurde von einem wandgroßen Foto beherrscht, auf dem das Hundert-Meter-Teleskop und dahinter die Sonne zu sehen waren.
»Rektor Cummings hat uns über den Zweck Ihres Besuchs informiert, Mr. Thorpe«, sagte der Professor, nachdem er den anderen Mann gebeten hatte, Platz zu nehmen. »Ich muss sagen, es überrascht mich, dass sich die Sierra Corporation für den Kometen P/2085(G) interessiert.«
»Ist das der Komet, der nahe an Jupiter vorbeifliegen wird?«
»Das ist er. Ich war sogar noch mehr überrascht, als ich entdeckte, dass das Farside-Observatorium ein kommerzielles Interesse an dieser Angelegenheit hat.«
Thorpe zuckte mit den Achseln. »Mr. Smith hat unsere Rechtsabteilung die Geschichte des Gesetzes über Rechte an Weltraumentdeckungen überprüfen lassen. Die Bestimmung, die den Entdeckern zehn Jahre lang die alleinigen Nutzungsrechte überlässt, war ursprünglich dazu gedacht, den wissenschaftlichen Wert neuentdeckter Himmelskörper zu bewahren. Ob man das so gewollt hat oder nicht, Sie besitzen die Rechte und können damit tun, was Sie wollen. Wir hoffen, dass Sie uns ein Vorkaufsrecht einräumen werden.«
»Warum, Mr. Thorpe?«, fragte Niels Grayson. »Selbst wenn er die günstigste aller denkbaren Umlaufbahnen einschlagen sollte, dürfte die Geschwindigkeit des Kometen am Perihel in der Größenordnung von fünfzig Kilometern pro Sekunde liegen. Das macht ihn nicht gerade zu einem geeigneten Kandidaten fürs Einfangen.«
Thorpe hatte sich eine Antwort darauf bereits zurechtgelegt. »Ich habe nie etwas von Einfangen gesagt.«
»Aber der Rektor teilte uns mit …«
Thorpe nickte. »Er sagte Ihnen, dass wir diesen Kometen einfangen und in eine weite Umlaufbahn um die Erde bringen wollten. Das war seine persönliche Annahme, der ich lediglich nicht widersprochen habe. Wenn unsere Konkurrenten von unserem Interesse Kenntnis erhalten sollten, werden sie vielleicht ebenfalls die falschen Schlüsse ziehen.«
»Dann verstehe ich überhaupt nichts mehr«, sagte Grayson.
»Was diesen speziellen Kometen potenziell wertvoll macht, ist nicht seine Geschwindigkeit, sondern die Ebene seines Orbits. Der Asteroid wird Jupiter sehr nahe der Ekliptik hinter sich lassen. Das ist zutreffend, nicht wahr?«
Grayson nickte. »Plus oder minus zwei Grad.«
»Das ist es, was Mr. Smith ins Auge gefallen ist. Vor einiger Zeit hat er eine preisgünstige Methode entwickelt, um Frachtgut in modifizierte Hohmann-Transfer-Orbits zu bringen. Damit das funktioniert, muss die Ladung von der Ebene der Ekliptik aus gestartet werden. Wenn dieses Kriterium erfüllt ist, können wir veredelte organische Stoffe auf profitable Weise über interplanetare Distanzen befördern.«
»Ich weiß nichts von einer solchen Arbeit«, sagte Meinz kurzangebunden.
Thorpe lächelte, wie es ihm aufgetragen worden war. »Es tut mir leid, aber es steht mir nicht frei, mit Ihnen darüber zu diskutieren. Betriebsgeheimnis.«
Der Direktor murmelte etwas wie ›Blödsinn‹, dann lehnte er sich in seinem Sessel zurück. Grayson wandte sich an Thorpe. »Ich nehme an, dass Sie zusätzliche Informationen benötigen, bevor Sie eine Entscheidung treffen.«
»Ich muss die Größe und die Zusammensetzung des Kometenkerns kennen. Darüber gab es in dem Bericht der Astronomischen Vereinigung keine Angaben.«
»Ja, klar. Weil der Kern von der ihn umgebenden Gaswolke verdeckt wird. Wir können ihn noch nicht sehen.«
»Überhaupt noch nicht?«
»Nicht mit den Geräten, die wir verwendet haben.«
»Das bedeutet, dass Sie noch nicht die richtigen Geräte eingesetzt haben«, sagte Thorpe und deutete auf das Wandbild hinter Meinz’ Schreibtisch.
»Falls Sie damit das Große Auge meinen, haben Sie Recht.«
»Darf ich fragen, warum nicht?«
»Das ist eine Frage der Auslastung. Es sind im Moment
Weitere Kostenlose Bücher