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Sternenfall: Roman (German Edition)

Sternenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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niemand das Modul betreten; dennoch ließ Kapitän Olafson den Blick durch die Räume schweifen und suchte nach losen Geräten, die möglicherweise von achtlosen Arbeitern zurückgelassen worden waren. Als Nächstes überprüfte sie die achtzehn kugelförmigen Wasserstofftanks des Schiffes. Hätte irgendeiner der Tanks geleckt, würde der Computer bereits Alarm geschlagen haben. Dennoch nahm sie die Gelegenheit wahr, um nach Andeutungen von austretendem Dampf zu suchen. Erst nach dieser visuellen Inspektion befahl sie dem Computer, den Zustand des Schiffes zu prüfen.
    »Alle Anzeigen grün, Kapitän«, meldete Rodriguez.
    »Sehr schön. Mr. Thorpe, habe ich die Erlaubnis zum Start?«
    »Erlaubnis erteilt.«
    »Bereitmachen zum Start. Alle Druckschotts schließen. Magnetfeld der Schubkammer auf volle Stärke bringen. Reaktionsmasse und Antimaterie-Injektion vorbereiten. Zwei-Minuten-Warnung, Mr. Rodriguez.«
    »An alle. Längere Beschleunigung beginnt in zwei Minuten. Ich wiederhole. Beschleunigung mit einem Viertel g in zwei Minuten! Allgemeine Bereitschaft.«
    »Wie lange wird es dauern, bis wir die Reisegeschwindigkeit erreicht haben, Kapitän?«, fragte Thorpe, womit er die Geschwindigkeit meinte, mit der sie in einer flachen hyperbolischen Kurve zum Jupiter getragen würden. Die den geringsten Energieaufwand erfordernde Flugbahn hätte drei Jahre erfordert und sie lange nach dem Vorbeiflug des Kometen zu dem Planeten gebracht. Sie würden den 800-Millionen-Kilometer-Abgrund zwischen den Planeten in nur sechs Monaten überbrücken. Dazu musste ihre Geschwindigkeit die Fluchtgeschwindigkeit des Sonnensystems überschreiten. Wenn dem Schiffsantrieb unterwegs etwas zustieß, würden sie ihren Flug ins All in alle Ewigkeit fortsetzen.
    »Wir fliegen drei Stunden und sechzig Minuten unter Schub, Mr. Thorpe. Ich habe vor, eine Stunde lang alles genauestens zu beobachten und dann Anweisung zu geben, mit den Vorbereitungen zum Kälteschlaf zu beginnen. Habe ich Ihre Erlaubnis fortzufahren?«
    »Äh … ja«, sagte Thorpe, als ihm klar wurde, dass ihm eins auf den Deckel gegeben worden war, weil er den Kapitän in einem kritischen Moment unterbrochen hatte. »Fahren Sie fort.«
    »Sehr schön«, sagte Kapitän Olafson. »Chefingenieur, machen Sie die erste Antimaterieinjektion in zehn Sekunden! Mr. Rodriguez, drücken Sie auf die Hupe!«
    Ein heiserer Alarm gellte plötzlich durch das Schiff. Dann machte Kapitän Olafson die letzte Durchsage selbst.
    »Achtung, an alle. Fertigmachen für vollen Schub, zehn … neun … acht … sieben … sechs … fünf … vier … drei … zwei … eins … jetzt!«
    Eine sanfte Hand drückte Thorpe in seine Couch, als die 100.000 Grad heiße Flamme aus der Magnetdüse am Heck der Admiral Farragut schlug.
    Ihre lange Reise zum Jupiter hatte begonnen.

13
     
    Es bedeutete nicht nur, dass man wiederbelebt wurde. Es tat weh … schrecklich weh!
    Während sie mühsam das Bewusstsein wiedererlangte, konzentrierte sich Amber Hastings auf den Schmerz. Er war das einzig Reale in ihrem Universum und, in gewisser Hinsicht, auch willkommen – denn wenn sie Schmerz empfand, musste sie lebendig sein. Abgesehen vom Schmerz gab es noch die Kälte. Tausend eiskalte Messer schnitten in ihr Fleisch, wo immer sie mit nacktem Metall in Berührung kam.
    Sie öffnete ihre Augen zum ersten Mal ganz. Zwei Zentimeter über ihrem Gesicht befand sich ein Gebilde aus geschwungenem Glas, das sich abwechselnd beschlug und wieder klar wurde. Sie beobachtete den Wechsel mit halbherzigem Interesse. Der Nebel schien sich jedes Mal beim Einsetzen eines Schmerzes in der Rippengegend zu verdichten und bei seinem Nachlassen zu verflüchtigen.
    Sie zwang sich dazu, tief einzuatmen. Das Glas beschlug sich noch stärker, doch ihr müdes Gehirn begann auf die vermehrte Sauerstoffzufuhr zu reagieren. Sie erinnerte sich daran, wo sie sich befand und warum.
    Ihr Name war nach dem Start der Admiral Farragut als sechster aufgerufen worden. Sie hatte sich in der auf der Mittelachse hinter dem Kontrollraum gelegenen Kabine gemeldet, wo ihr Dr. Barnard eine goldene Flüssigkeit injiziert, sie sich nackt hatte ausziehen lassen und ihr in das aus Glas und Metall bestehende Innere des Tanks geholfen hatte. Als Amber an die Leitungen angeschlossen wurde – ein zutiefst erniedrigender Vorgang -, hatte sie ihre Augen kaum noch offen halten können. Das Letzte, woran sie sich erinnerte, war das gurgelnde Geräusch, als der mit Sauerstoff

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