Sternenfaust - 002 - Angriff der Kridan
verletzt, also sind seine eigenen Leute dafür verantwortlich.«
»Ich danke Ihnen, Lieutenant Gardikov.«
»Wenn Sie meine Meinung hören wollen …?«
Dana nickte.
»Ergreifen Sie die Gelegenheit, die sich Ihnen bietet. Die STERNENFAUST ist unvermittelt in eine zentrale Begebenheit der Geschichte hineingeraten, und wir sollten uns durch unser Misstrauen den Kridan gegenüber nicht selbst Scheuklappen anlegen.«
»Danke, Lieutenant«, antwortete Dana. »Ich bin zu demselben Schluss gekommen. Wir werden von der Unschuld des Angeklagten ausgehen, bis seine Schuld bewiesen ist.«
»Eine passende Analogie, Ma’am«, stimmte die Ärztin zu. »Und wenn sich doch herausstellen sollte, dass der Angeklagte schuldig ist, werden wir gewappnet sein.«
Dana lächelte. »Es hat also funktioniert?«
»Ich habe dem Kridan den Miniatursender an die Uniform geheftet. Er wird ihn nicht bemerken, aber im Fall der Fälle werden wir stets über seinen Aufenthaltsort informiert sein …«
*
Sie waren wieder in der alten Konstellation versammelt – Dana Frost, Michael Tong, Bruder William und Gul-Kudat.
»Ich nehme an, Sie haben überprüft, was auch nur irgendwie zu überprüfen war, Captain«, sagte der Kridan zur Begrüßung. »Und wie ist Ihr Ergebnis? Was habe ich zu erwarten?«
Dana blickte dem Vogelartigen in das fremdartige Gesicht. Was erwartete er wohl in diesem Moment? Sein Todesurteil? »Ich habe mit meinem Vorgesetzten gesprochen, und er hat dieselben Schlussfolgerungen gezogen wie wir. Wir werden Sie zur Erde bringen.«
Sie beobachtete den Kridan bei ihren Worten genau, doch sie konnte keine Regung feststellen. Womöglich fiel Bruder William etwas auf.
»Eine vernünftige Entscheidung. Nichts anderes habe ich erwartet.« Gul-Kudat wies auf seine Verletzung. »Ich möchte mich auch für die Behandlung bedanken, die Sie mir zukommen ließen. Ihre Ärztin hat gute Arbeit geleistet. Vermutlich hätte sich meine Verletzung ohne sie entzündet. Wir Kridan sind in dieser Hinsicht recht … empfindlich.«
»Was meinen Sie damit?«
»Sie würden es wohl eher«, er stockte und suchte nach einem Wort, »abergläubisch nennen. Unser Volk legt großen Wert auf die Tatsache, dass unser Blut rein bleibt, und das hat sich auch in diversen Reinigungsriten niedergeschlagen. Eine Blutvergiftung oder Wundentzündung ist deshalb nicht nur ein medizinisches Problem, sondern auch ein ethisches.«
»Unreines Blut zeugt von unreinem Charakter«, sagte Bruder William. »Ich hörte davon.«
Der Kridan stieß einen krächzenden Laut aus, der voller Verbitterung war. »Selten wäre diese alte Weisheit so von Wahrheit durchdrungen gewesen wie in meinem Fall. Zumindest aus der Sicht meines Volkes.«
»Bei den Kridan werden Sie wahrscheinlich für immer ein Ausgestoßener sein«, meinte der Christophorer, »doch Sie haben nach Ihren Überzeugungen gehandelt, und Sie haben das Richtige getan.«
»Und was habe ich davon?«, spottete Gul-Kudat. »Werden mich die Menschen etwa mit offenen Armen empfangen?«
»Wenn Ihre Informationen helfen, diesen Krieg zu verhindern oder ihn rasch zu beenden, wie auch immer man das sehen will, dann werden durch Ihre Taten Millionen von Leben gerettet. Und ist das nicht genau das, was Sie beabsichtigten?« Lieutenant Commander Tong ergriff erstmals das Wort und wechselte, wie es vorher besprochen worden war, das Thema. »Wir haben noch einige Fragen an Sie.«
»Stellen Sie sie. Ich werde antworten, wenn ich kann.«
»Sie sprachen davon, dass die religiöse Führungsschicht Ihres Planeten verblendet sei.«
»Wenn ich mich recht erinnere, wählte ich das Wort machtgierig , aber ja, Sie haben Recht. Das trifft meine Auffassung wohl ziemlich genau.«
Tong warf dem Kridan einen sezierenden Blick zu. »Erzählen Sie mir mehr darüber …«
*
Später besprachen sich Captain Frost, ihr Erster Offizier, der Christophorer und die Schiffsärztin erneut.
»Alle detaillierten Informationen, die er über Politik und wirtschaftliche Struktur seines Heimatplaneten Kridania gab, scheinen der Wahrheit zu entsprechen«, fasste Tong das Ergebnis der Befragung zusammen. »Es gibt an keiner Stelle Widersprüche in sich, wenn auch zu unserem rudimentären Wissen über die Gesellschaft der Kridan.«
»Was aber durchaus nicht völlig richtig sein muss«, fügte Bruder William hinzu.
»Richtig«, bestätigte Tong.
»Gab er Antwort auf alle Fragen, die ihm gestellt wurden?«, fragte Lieutenant
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