Sternenfaust - 003 - Die Welt der Mantiden
sich das schwer begreifliche Schauspiel, das sich der staunenden Besatzung der STERNENFAUST darbot.
Währenddessen berechneten die Bordcomputer die komplizierten Formeln für den Rücksturz in den Einstein-Raum, und Captain Dana Frost brütete über einem Auftrag, der ihr nach dem Studium aller Einzelheiten noch unklarer erschien als zuvor.
»Man erwartet uns auf Qrrk’kk«, murmelte sie halblaut vor sich hin und versuchte, den mantidischen Namen des Planeten auszusprechen. Wenn ich das zu häufig mache, benötige ich einen neuen Kehlkopf!
»Wir fliegen Mantis VI an«, fuhr sie in ihrem Selbstgespräch fort. Besser … »Und ich verlasse mit einer handverlesenen Mannschaft das Schiff mit den Landefähren. Die STERNENFAUST entfernt sich wieder aus dem Orbit und nimmt eine Parkposition innerhalb des Systems ein. Wir beziehen Stellung in der Botschaft und … ja, was dann? Abwarten?«
Bei Qrrk’kk, beziehungsweise Mantis VI handelte es sich um einen etwa marsgroßen Planeten. Nahezu völlig trocken, kaum Vegetation und vor allem mit einer für Menschen nur bedingt atembaren Atmosphäre. Es war, als befände man sich auf der Erde in etwa fünftausend Metern Höhe. Zudem kam ein relativ hoher Heliumanteil, der ihre Stimmen verändern würde. Doch nicht nur das, manche Menschen reagierten auf Spurenelemente in der Atmosphäre dieser Welt regelrecht allergisch. Ohne Hilfe konnte ein solcher allergischer Schock zu einem qualvollen Tod führen. Es wurde medizinisch dringend angeraten, sich spätestens nach 48 Stunden unter ein Sauerstoffzelt zu legen.
Für die Mantiden bedeutete all dies überhaupt kein Problem. Ihnen war es nahezu egal, aus welchen Gasen die atmosphärischen Schichten ihrer Welten zusammengesetzt waren. Sie waren nicht darauf angewiesen, Luft zu holen. Denn ihr Metabolismus wies keine Lungen auf. Sie atmeten nicht. Dafür besaßen ihre Körper ein seltsames Organ, das mit ihrem ebenso seltsamen Kreislauf verbunden war. Dieses Organ verarbeitete Selen.
Exobiologen vermuteten, dass es gewissermaßen entwicklungsgeschichtlich die Lungen der Mantiden ersetzt hatte. Vielleicht als ihre Welt im Verlauf einer kosmischen Katastrophe einen Teil der Atmosphäre einbüßte.
Frost seufzte, wenn sie an die Zeit zurückdachte, als sie das erste Mal auf Mantis VI gewesen war. Sie musste dringend Doktor Gardikov sprechen, um die Gesundheitsakten der Besatzung durchzugehen. Sie wusste nicht, welchem Risiko sie ausgesetzt sein würden. Da musste die ausgewählte Mannschaft auf jeden Fall aus absolut gesunden Leuten bestehen. Sie tippte in ihr Memoboard die Notiz, dass auch ein paar Allergie-Tests nicht schaden konnten.
Dann blätterte sie auf ihrem Display weiter durch die umfangreichen Unterlagen. Sie enthielten neben den spezifischen Anweisungen auch vielfältige Informationen zu den Mantiden und ihrer Gesellschaft.
Wenn man sie überhaupt mit irgendeiner irdischen Lebensform vergleichen konnte, dann nur mit riesigen Insekten, die wie eine bizarre Mischung aus Gottesanbeterin und Kentauren aussahen.
Ihr gewaltiger Leib ruhte auf sechs kräftigen, zweimal gegliederten Beinen, die in scharfkantigen Krallen endeten, mit denen sich diese Wesen nahezu überall festklammern konnten. Vorne knickte der chitingepanzerte Körper in einem rechten Winkel nach oben ab. Hier saßen zwei weitere Gliederpaare: zwei außerordentlich kräftige, so genannte Kampfarme und zwei wesentlich kleinere Arme, die für filigrane Arbeiten verwendet wurden.
Unmittelbar über den Armen erhob sich ein schmaler Hals auf dem ein länglicher Kopf saß, der eine natürliche Eleganz ausstrahlte. Den Schädel der Mantiden krönte ein Fühlerpaar, das nicht nur in der Lage war, feinste Schwingungen wahrzunehmen, sondern auch mit Duftrezeptoren ausgestattet war.
Die großen Augen konnten ein räumliches Bild sehen, ermöglichten aber auch die getrennte Wahrnehmung des jeweils linken und rechten Gesichtsfeldes. Allerdings gab es unmittelbar hinter ihrem Körper einen blinden Fleck, weshalb Mantiden dazu neigten, ständig den Kopf hin und herzubewegen, um diese Einschränkung der Sicht auszugleichen.
Ausgewachsene Mantiden konnten leicht eine Körperlänge von zwei Metern erreichen, während sie in der Regel gut 2 Meter 30 in der Höhe maßen.
Sie vermehrten sich zweigeschlechtlich und zwar in der Regel monogam. Zur Eiablage und Befruchtung derselben kam es erst, wenn ein Mantidenpaar in den Kreis einer Familie aufgenommen wurde. Dabei war es
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