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Sternenfaust - 005 - Der Wächter

Sternenfaust - 005 - Der Wächter

Titel: Sternenfaust - 005 - Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Szonan ihr die Hand auf die Schulter legen wollte, drehte Hunters den Kopf weg. »Es geht«, presste die Technikerin heraus. »Ich bin in Ordnung.«
    »Das bist du nicht«, widersprach er.
    »Nein, das bin ich nicht.« Sie atmete tief ein. »Jedenfalls dachte ich in der Nacht, damals in der Krankenstation, ich hätte etwas gehört. Schritte, die sich näherten …« Sie schnaubte. »So ein Blödsinn! Wahrscheinlich hatte ich Fieber und habe phantasiert oder geträumt.«
    »Sprechen Sie weiter«, bat Dana. »Wir werden später überprüfen, ob es sich um eine Fieberphantasie gehandelt hat.«
    »Ich glaube, ich habe gehört, wie sich etwas der Krankenstation näherte. Zu der Zeit lagen dort keine anderen Patienten … Da ich alleine war, dachte ich zuerst, es sei die Schiffsärztin, die nach mir sehen wollte. Aber das Geräusch der Schritte war viel zu laut. Als ob ein schwerer Körper durch die Gänge eilte.« Sie schloss die Augen, als versuchte sie, sich in die damalige Situation zu versetzen. »Dann … dann verharrten die Schritte vor der Krankenstation. Die Tür öffnete sich, und …« Hunters stockte in ihrer Erzählung. »Ich weiß genau, dass ich damals schon dachte, ich würde träumen, eine Fieberphantasie … Eine Gestalt trat ein …«
    Sie hat ihn tatsächlich gesehen! , schoss es Dana durch den Kopf.
    »Er war groß, und … und er trug – trug eine Schatulle in den Händen«, stotterte die Technikerin.
    »Eine Schatulle?«, fragte Dana.
    »Ich weiß nicht, wie ich es sonst nennen soll. Ein Holzkästchen, vielleicht vierzig, fünfzig Zentimeter lang. Dämpfe stiegen daraus empor …«
    »Das Gas!«, rief Szonan aufgeregt. »Es muss das Gas gewesen sein!«
    »Wenn es so wäre, dann hätte der Fremde es ebenfalls eingeatmet!«, widersprach Hunters. »Und damit wäre er ebenfalls ins Koma gefallen!«
    »Das wissen wir nicht«, warf Captain Frost ein. »Er könnte immun dagegen sein, oder auf seine Spezies könnte das Gas eine völlig andere Wirkung haben. Versuchen Sie sich an das Aussehen des Unbekannten zu erinnern.«
    Hunters schloss wieder die Augen. »Er war sehr groß und hatte irgendwie etwas … Echsenartiges an sich. Und sein Gesicht … irgendetwas war daran seltsam. Ich kann mich nicht daran erinnern.«
    »Er war nicht am ganzen Körper behaart?«, fragte Mirosz Szonan.
    »Es war keiner der Dämonen«, widersprach die Technikerin heftig. »Unmöglich, dass es ein Tier war. Diese Kreatur war intelligent, da bin ich mir sicher! Er kam auf mich zu, und …«
    Sie blinzelte mehrfach, und ihre Gesichtsmuskeln zuckten, als wäre sie aus der Erinnerung gerade in die Realität zurückgekehrt. Ihr Atem ging stoßweise.
    »Und was?«, fragte Szonan.
    »Ich weiß es nicht. Ich wurde ohnmächtig – oder schlief ein, oder was weiß ich.«
    »Das muss der Moment gewesen sein, in dem Sie das Gas eingeatmet haben. Es hat Sie sofort ins Koma versetzt. Sie haben den Geheimnisvollen mit eigenen Augen gesehen.« Dana strahlte Hunters an. Endlich kommen wir weiter …
     
    *
     
    Dem Wächter schnürte es die Mägen zusammen. Schon wieder kam eines der kleinen Boote und landete … hinter den Hügeln, weit entfernt. Dort, wo auch die dunkle Arche lag.
    Die Abgründigen erhielten Verstärkung!
    »Und es wird sein«, flüsterte er andächtig die heiligen überlieferten Worte, »der Abgrund der Ewigkeit. Auf feurigen Flammen toben sie, und sie bringen die Raserei des Endes.«
    Doch was bedeuteten die folgenden Worte der Litanei? Nie hatte er sich darüber Gedanken gemacht, doch jetzt, angesichts dessen, dass die Dämonen sich versammelten, stand diese Frage plötzlich vor seinem inneren Auge.
    Sein Mund sprach automatisch weiter, während sein Gehirn Zweifel hervorbrachte. »Der Ort des Endes wird nicht mehr sein, und der Wächter wird scheiden.«
    Scheiden?
    Wieso hatte er nie darüber nachgedacht?
    Er starrte nachdenklich in den Himmel. Die Sonne strahlte herab und tauchte den freien Platz vor seiner Höhle in goldenes Licht. Er huschte nach unten, verließ seinen Beobachtungsposten. Er hatte genug gesehen.
    Die Abgründigen mussten inzwischen seinen Frevel entdeckt haben. Die Dämonen würden mit einem finsteren Zauber die Wirkung der Tulag-Dämpfe beendet und die ihren erweckt haben.
    Der Ort des Endes wird nicht mehr sein , hallten die Worte in seinem Inneren nach.
    Doch wenn er nicht mehr existierte, wenn der Weltenzerstörer nicht mehr darauf lauerte, seinen verderblichen Inhalt auszuspeien und die Sterblichen

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