Sternenfaust - 005 - Der Wächter
in den Untergang zu führen – welchen Sinn hatte dann noch der Wächterdienst?
Und der Wächter wird scheiden …
»Nein!«, schrie er und bäumte sich gegen die Götter ebenso auf wie gegen die Dämonen der Unterwelt. Er sackte auf dem Boden zusammen und rollte sich in die Schlafstellung.
Während der Wächter an die kleinen Dämonenschiffe dachte und an das Heer, das sich sammelte, um ihn hinwegzufegen und Kalikora auszulösen, tobten die Worte in seinem Kopf: Und der Wächter wird scheiden …
Da beschloss er, mit allem zu brechen. Bevor die dunklen Seelen ihn fressen würden, würde er sich selbst in seine Höhle zurückziehen und dort die Verbotenen Schritte gehen.
Und dann würde er Kalikora auslösen und die Flammen befreien, die das Universum verbrennen würden.
Schauer des Entsetzens durchliefen seinen Körper, während er von der Sonne beschienen und doch nicht von ihr erwärmt wurde. »Und es wird sein: der Abgrund der Ewigkeit …«
Sobald die Dämonen ihn fanden …
*
»Wir bilden vier Zweierteams«, erklärte Sergeant Ralff Olafsson seinen Marines.
Er hatte acht seiner Leute zusammengerufen, die schwere Panzerung trugen. Leider verfügte die STERNENFAUST nur über zehn dieser Rüstungen, und die Bewacher der KALKUTTA konnten sich besser gegenseitig unterstützen.
»Korporal Kaharti leitet das Wachteam, ich die Suchmannschaft«, fuhr Olafsson fort. »Die Suchmuster sind festgelegt. Wer eine Spur entdeckt, benachrichtigt die anderen. Fragen?« Er wartete eine symbolische Sekunde. »Dann los!«
Ein »Jawohl, Sergeant!« aus vier Kehlen antwortete ihm.
Sie würden zunächst die nähere Umgebung absuchen. Olafsson hatte allerdings nicht viel Hoffnung. Weder erwartete er wirklich, sie finden zu können, noch glaubte er überhaupt daran, dass sie noch lebten.
Wenn sie den Tierbestien – das Wort Dämonen erlaubte er sich nicht einmal zu denken – in die Klauen gefallen waren, hatten sie wohl keine Überlebenschance. Sollten sie aus irgendeinem Grund freiwillig von der KALKUTTA geflohen sein, sah es kaum anders aus …
Am wahrscheinlichsten erschien es Olafsson jedoch, dass der geheimnisvolle Unbekannte sie mit sich genommen hatte, als er die restliche Besatzung außer Gefecht gesetzt hatte. Wenn er Recht hatte, würden sie bei Erfolg zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen …
*
Die Marines Takashi und Braun bildeten ein Team.
Sie ließen das abgestürzte Schiff hinter sich und drangen in den umgebenden Wald ein. Braun konzentrierte sich auf ihr tragbares Ortungsgerät, während Takashi die Umgebung im Blick behielt.
»Da ist etwas!«, sagte Takashi zu seiner Partnerin, kaum dass sie zwischen die Bäume getreten waren.
Braun stockte und schaute in die Richtung, die ihr der Marine wies. Hinter einem Gebüsch ragte ein massiger Körper hervor. »Es muss ein Kadaver der Kreaturen sein, die die KALKUTTA angegriffen haben.«
»Schauen wir uns doch mal an, mit welchem Feind wir es möglicherweise zu tun bekommen!«, entschied Takashi.
Die Kreatur war in der Tat Furcht erregend. Selten hatte er etwas derart Gewaltiges gesehen. Die Bestie schien nur aus Muskeln zu bestehen und war aufgerichtet mindestens drei Meter hoch.
»Möchte Sarge Olafsson gerne mal mit so einem Vieh ringen sehen«, kommentierte Braun trocken. »Ich würde auf den Sarge setzen.«
Takashi grinste hinter seinem Visier. Die Bestie war mindestens einen Meter größer als ihr Kommandant. Aber auf die Wette, die Braun angeboten hatte, würde er dennoch nicht eingehen. Es handelte sich immer noch nur um ein Tier.
»Ich auch«, antwortete er daher. Sie gingen weiter.
Dass sie von drei glänzenden Augen beobachtet wurden, bemerkten sie nicht.
*
Captain Dana Frost befand sich mit der L-3 im Landeanflug auf Gerohli-III. Da ihre Anwesenheit auf der STERNENFAUST momentan nicht dringend erforderlich war, hatte sie beschlossen, den Kontakt zu der planetaren Bevölkerung selbst herzustellen.
Bei ihr befanden sich zwei Marines in leichter Panzerung und Bruder William.
Der Christophorer befand sich als Berater an Bord der STERNENFAUST, und Dana setzte viel Vertrauen in seine Fähigkeiten. Die Mitglieder des Ordens der Christophorer waren unter anderem speziell für Vermittlertätigkeiten ausgebildet. Ihr Verständnis und ihr Einfühlungsvermögen fremden Spezies gegenüber waren legendär.
Bruder Williams Rat war für Dana schon oft wichtig und hilfreich gewesen. In einer heiklen Situation wie dieser
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