Sternenfaust - 008 - Angriffsziel Wega
Verfolger, da sie schon viel länger beschleunigte. Aber der Vorsprung, der momentan das Überleben garantierte, würde bald wieder schrumpfen und schließlich aufgebraucht sein. Noch lange, bevor sie 0,4 LG erreichten und in den Bergstromraum wechseln konnten. Denn die leichteren »Hurensohn-Einheiten« hatten verdammt noch mal beträchtlich bessere Beschleunigungswerte aufzuweisen. Und wenn sie erst näher heran waren, trafen ihre Graser zielsicherer. Dann hieß es Abschied nehmen von dieser schönen Welt.
Aber das hatte Captain Kenneth Blanchard noch lange nicht vor. »Ihr gottverdammten Hurensöhne«, murmelte der glatzköpfige, etwas dickliche Riese mit dem dünnen roten Vollbart erbittert. »Ihr glaubt wohl schon, dass ihr uns in der Tasche habt, was? Aber da kennt ihr Captain Kenneth Blanchard noch nicht.« Eine direkte Schlacht gegen die vier Verfolger würde die BABYLON nicht überstehen, das war klar. Also blieb nur eines: Sie mussten sich verstecken. Admiral Karvonens Befehl, sich zu den Weltraumforts zurückzuziehen, betrachtete Blanchard als nicht mehr existent. Denn Karvonen war zwischenzeitlich so tot, dass er toter gar nicht sein konnte.
»Taktik, haben wir eine Chance, ›Pulvermanns Grab‹ zu erreichen, bevor uns sie uns endgültig zusammenschießen?«, fragte er mit der tiefsten Bassstimme, die jemals von einem Star-Corps-Offizier zu hören gewesen war.
Der Taktik- und Waffenoffizier schaute einen Moment lang erstaunt drein, dann nickte er und gab ein paar Werte in sein Display ein. »Aye, Sir, wir sollten es wohl schaffen. Selbst wenn wir weiter Zickzackkurs fliegen müssen. Knapp wird es aber allemal, Sir.«
»Was knapp ist und was nicht, überlassen Sie mal besser mir, mein Junge«, grinste Blanchard und wandte sich an seinen Piloten. »Ruder, Kurs ›Pulvermanns Grab‹ programmieren. Und weiter so schöne Barrel Rolls fliegen, wie Sie es momentan tun. Ausführung. Gott mit uns. Und den Hurensöhnen dort hinten den Teufel an den Hals.«
*
Ratan-Lai konnte mehr als zufrieden sein. Seine Flotte hatte den erwarteten großen Sieg errungen. Während der Gegner über 80 Einheiten verloren hatte, musste er selbst nur 36 Totalverluste abschreiben.
Der Mar-Tanjaj stieg in ein kleines Schiff um und ließ es vier Kilometer über der Hauptstadt New Hope in Stellung gehen. Wie armselig ist diese elende Stadt doch gegen das unvergleichliche Matlanor , dachte er verächtlich. Dann funkte er das Chalais auf dem Regierungsberg an und verlangte Präsident M’bowan Medongo zu sprechen. Dank seines Geheimdienstes war er auch über diese Details bestens informiert.
Kurze Zeit später erschien ein schwarzhäutiger Mann auf dem Bildschirm, dem feine Tröpfchen auf der kahlen Stirn glänzten. Ratan-Lai wusste, dass dies bei den Menschen Ausdruck großer Angst war. Fast heiter gestimmt klapperte er mit dem Schnabel. »Hier spricht Ratan-Lai, Oberbefehlshaber der kridanischen Flotte und Mar-Tanjaj ist der Titel, mit dem ich angesprochen werde«, verkündete er dann und hoffte, dass seine Stimme so würdevoll und getragen aus dem Translator auf der anderen Seite kam, wie sie es war. »Präsident Medongo, Ihre Flotte ist vernichtend geschlagen. Hiermit nehme ich das Teganay-System für das Imperium Kridan in Besitz. Die Welten Teganay 4 und Teganay 59 sind ab heute als Protektorat des kridanischen Reiches zu betrachten. Ich fordere Sie also auf, bedingungslos zu kapitulieren und alle Rechte, die das kridanische Imperium auf diese Welten erhebt, ohne Ausnahme anzuerkennen. Ab jetzt sind Sie alle kridanische Bürger und unterstehen der kridanischen Gerichtsbarkeit.«
»Mar-Tanjaj, Sir, ich protestiere hiermit aufs Schärfste gegen Ihr barbarisches Vorgehen«, erwiderte Präsident Medongo. »Wir sind ein System des Solaren Weltenbundes und werden keinesfalls kapitulieren. Zumindest müssen wir zuerst eine außerordentliche Sitzung der Systemregierung einberufen, die darüber entscheidet. Das kann drei Tage dauern, da auch die Mitglieder von Wega 5 erst anreisen müssen. Ich bitte Sie, solange Geduld zu haben, Mar-Tanjaj.« Der Präsident wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß ab.
Ratan-Lai war nun wirklich heiter gestimmt. Der Versuch dieser armseligen Kreatur, Zeit zu schinden, um auf Verstärkung zu warten, war so durchsichtig wie das Regierungschalais dort unten.
»Feuer«, befahl Ratan-Lai.
Ein Torpedo zischte aus dem Werferrohr des Kridan-Schiffes und schlug gleich darauf im linken,
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