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Sternenfaust - 008 - Angriffsziel Wega

Sternenfaust - 008 - Angriffsziel Wega

Titel: Sternenfaust - 008 - Angriffsziel Wega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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die Trommelfelle zerreißen. Noch schlimmer war die Druckwelle. Sie zerfetzte die Scheiben, tobte in das Zimmer und schmetterte Tonio gegen den Schreibtisch, an dem er stöhnend liegen blieb.
    Dann war es vorbei. Einen kurzen Moment lang herrschte Totenstille, dann heulten Sirenen los. Tonio glaubte zudem, schrille Schreie verwundeter Menschen zu hören. Aber das war wahrscheinlich nur Einbildung. Er betastete seine Knochen und rappelte sich mühsam hoch. »Gütiger Gott«, stammelte er und starrte auf das Chalais, dessen linker Teil ein Bild der Verwüstung bot. Große Teile waren zusammengestürzt, dicker, schwarzer Qualm stieg in den Himmel, es brannte an allen Ecken und Enden. Tonio sah kleine Gestalten, die sich aus den Trümmern lösten, in eine Schwindel erregende Tiefe fielen und dabei mit Armen und Beinen ruderten. Dann schlugen sie auf und rührten sie sich nicht mehr.
    Tonio schluchzte. Das Entsetzen hielt ihn fest im Griff, als er auf den tausendfachen Tod dort drüben stierte. Immer wieder schüttelte er den Kopf. Er konnte es nicht begreifen. War das Undenkbare geschehen? Hatte Karvonen verloren? Waren die Kridan da? Oder handelte es sich um ein einzelnes, durchgebrochenes Schiff?
    Die bange Ungewissheit wurde schneller beseitigt, als es Tonio lieb war. Auf dem immer noch laufenden Bildschirm erschien Präsident M’bowan Medongo und verkündete die Niederlage der Flotte sowie die vollständige Kapitulation der Systemregierung. Ein dringender Appell um Ruhe und Besonnenheit schloss sich an, der allerdings, wie immer in ähnlichen Situationen, genau das Gegenteil bewirkte. Vor allem, als der Präsident verkündete, dass ab 22.30 Uhr kein Gleiter mehr fliegen dürfe und Zuwiderhandelnde von den Kridan abgeschossen würden, setzte ein nie da gewesenes Chaos ein. Hunderte von Gleitern scherten aus den freien Flugkorridoren aus, drehten wilde Kurven und versuchten, auf dem geradesten Weg ihr Ziel zu erreichen, worin immer dieses auch bestehen mochte. Es gab erste Zusammenstöße in der Luft. Zwei der Luftfahrzeuge explodierten in einem erneuten, grellen Blitz, während andere steil abschmierten, dicke Rauchfahnen hinter sich herziehend.
    Tonio war an einem Punkt angelangt, an dem er sich die furchtbaren Szenen fast unbeteiligt ansah. Das war alles gar nicht wahr, er war einfach nur im falschen Film. Es dauerte, bis der klare Verstand wieder einigermaßen die Oberhand gewann.
    Wieder und wieder wurde die Rede des Präsidenten eingespielt. Erst jetzt drang die kridanisch verordnete Gleitersperre voll ins Bewusstsein des Genetikers. Tonio erschrak. Das waren noch knapp zweieinhalb Stunden. So lange hatte er noch Zeit, um von hier wegzukommen. Er dachte an das revolutionäre Terraforming-Projekt, das er ausgearbeitet hatte und das hier in den Firmencomputern steckte. Wenn die Kridan die Stadt besetzten und vielleicht auch »Terraforming Enterprises« , dann ging das Programm vielleicht unwiederbringlich verloren oder fiel in falsche Hände. Das musste er verhindern.
    Die Panik lenkte ihn, deswegen konnte er nicht ganz klar und folgerichtig denken. Er sah nur sein Programm, das er in Sicherheit bringen musste. Mit fahrigen Fingern überspielte er es auf einen Datenträger und löschte es aus dem Computer. Dann steckte er den Datenträger ein und hastete los.
    In den Rickback-Bergen östlich von hier, gut vier Gleiter-Flugstunden entfernt, hatten die »Terraforming-Enterprises« eine kleine, einsam gelegene, gut versteckte Zweigniederlassung. Hier wurden auf einem großen Areal verschiedene Terraforming-Methoden praktisch ausprobiert. Und hier wollte sich Tonio mit seinen wertvollen Daten verstecken, bis sich die Situation geklärt hatte. Das würde irgendwann der Fall sein. Denn der Solare Weltenbund würde es niemals hinnehmen, dass sich die Kridan dauerhaft in seinem zweitwichtigsten System einnisteten.
    Trotz des allgemeinen Durcheinanders sagte er dem Hausmeister Bescheid, wohin er ging. Tonio bestieg seinen Firmengleiter und flog los. Er versuchte, dem Chaos in der Luft auszuweichen, so gut es ging. Trotzdem wäre er zweimal beinahe gerammt worden. Jetzt, da er wieder ruhig und besonnen war, konnte er es mit waghalsigen Manövern verhindern. Tonio durchquerte im Tiefflug die Hochhausschluchten von Central City, überflog New Ostrach und weitere Stadtteile und gelangte nach einer guten Stunde in die Randbezirke des gigantischen Molochs New Hope, die langsam in weite, grüne Flächen übergingen. Noch waren

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