Sternenfaust - 011 - Der Verräter
den grünlich beleuchteten Gang vorgedrungen, schloss sich hinter ihnen lautlos das Schott.
»Hm, da haben wir den Salat«, sagte Michael Tong betont lässig, während sich die Marines mit auf den Boden gerichteten, schussbereiten Gauss-Gewehren sichernd umsahen.
»An die Herren dieses Schiffes oder dieser Station«, rief Tong mit lauter Stimme, während er beide Hände hob. »Ich hoffe, Sie können mich hören und verstehen. Wir sind Menschen und kommen in Frieden. Wir haben keine bösen Absichten und sind nur neugierig darauf, Sie kennen zu lernen.« Dass sich der Kristall im Hoheitsgebiet der Solaren Welten befand, erwähnte er wohlweislich nicht.
Auch nach zweimaliger Wiederholung erfolgte keine Reaktion.
»Die Gänge hier sind riesig, Sir«, stellte Matt Kaharti an Tong gewandt fest. »Die Wesen, die sich hier drinnen bewegen, dürften um einiges größer als wir selbst sein.«
Lieutenant Catherine Black nickte und schaute sinnend an die Decke, die sich in gut acht Metern Höhe befand. »Da könnten Sie Recht haben, Korporal. Und wenn ich mir die vielen Griffe anschaue, die die Decke hier übersäen, frage ich mich, auf welche Art sich die Intelligenzen hier fortbewegen.«
»Sie meinen, an der Decke, LI?«, fragte Tong verblüfft.
Catherine Black nickte mit einem Eifer, der Tong völlig fremd war, seit er sie kannte, während sie unwillkürlich wieder Martinez’ Nähe suchte. »Ja, das meine ich, Sir. So abwegig ist die Vermutung doch nicht, oder?« Sie lächelte Pedro Martinez an.
»Stimmt«, pflichtete ihr Matt Kaharti bei. »Aber die Griffe könnten auch für etwas ganz anderes bestimmt sein. Vielleicht bewegen sie sich ja völlig normal, bezogen auf uns.«
Pedro Martinez sah den dreieinhalb Meter großen Stab, der am Ende des Ganges auftauchte, als Erster.
»Da vorne«, sagte er mit seiner Bassstimme und der Bärenruhe, die ihm zueigen war. Wie unabsichtlich strich seine Hand ganz kurz über den Unterarm der LI – die davon übrigens nicht viel hatte, da sich ja zwei Raumanzüge dazwischen befanden.
Catherine Black scannte den Stab. Sie bekam verwirrende Ergebnisse, die eigentlich gar keine waren. »Könnte eine Art Roboter sein«, mutmaßte sie.
»Oder einer der Herren des Kristalls höchstpersönlich?«, spekulierte auch Tong.
Der seltsame Stab drehte sich ein paar Mal um seine Längsachse und verschwand dann gemächlich links im Seitengang.
»Verfolgung«, befahl Tong. »Es scheint, als würde der Roboter genau dies beabsichtigen.«
»Formation einnehmen und unter allen Umständen zusammenbleiben«, setzte Kaharti den Befehl um. Die Marines nahmen die deutlich schwächer gepanzerten Crewmitglieder und Bruder William wie gehabt in die Mitte. Pedro Martinez ging in der linken Flanke, Catherine Black direkt neben ihm. Leicht erhöhtes Marschtempo genügte, um an dem Stab dranzubleiben.
Immer wieder beobachtete Catherine Black die Decke. Überall gab es diese seltsamen Griffe. Ansonsten war überhaupt nichts zu sehen, was auf irgendwelche technischen Aggregate oder andere Maschinen hingedeutet hätte. Die Gänge waren völlig leer. Ob die Intelligenzen hier überhaupt noch mechanische oder elektronische Technik benutzten? Genau genommen war es bisher nichts als eine Vermutung, dass es sich um weit überlegene Intelligenzen handelte.
Auf jeden Fall gruselte es Catherine Black, wenn sie daran dachte, kilometerweit in diesen grünlich beleuchteten, absolut leeren Gängen gehen zu müssen. Es kam ihr vor, als würden sie sich in der Speiseröhre eines gigantischen Ungeheuers bewegen.
Hätte sie Prioritäten setzen müssen, wäre es Catherine Black ohnehin sehr viel wichtiger gewesen, dass sie momentan ihren ersten Einsatz mit Pedro zusammen bestritt, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hatte. Pedro war mit 24 geschlagene 19 Jahre jünger als sie und hätte glatt ihr Sohn sein können. Das störte Catherine aber nicht weiter. Sie hatte nicht mehr damit gerechnet, noch einmal eine große Liebe zu erleben. Aber als sie den neu auf die STERNENFAUST gekommenen Pedro zum ersten Mal in der Kantine getroffen hatte, hatte es eingeschlagen wie ein Blitz. Und bei ihm auch!
Zusammen hatten sie sich im winzigen Bordkino einen Liebesfilm angesehen, bei dem Pedro sogar die Tränen gekommen waren! Ein knallharter Marine mit Gefühlen und einem Sinn für Romantik, auch wenn er absolut nicht so aussah. Catherine war hin und weg.
Deswegen wusste sie im Moment auch nicht so genau, ob sie sich freuen oder
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