Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 022 - Im Tempel der Toten Götter

Sternenfaust - 022 - Im Tempel der Toten Götter

Titel: Sternenfaust - 022 - Im Tempel der Toten Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M’Raven
Vom Netzwerk:
ebenfalls vor. Die Menschen sahen sich einer zehnfachen Übermacht gegenüber. Doch die Rhukani machten keine Anstalten, sie anzugreifen. Sie betrachteten die Menschen lediglich intensiv.
    »Unsinn!«, ereiferte sich Filkren. »Du hast nicht das Recht, für die Götter zu sprechen, Drunor! Du bist nicht einmal ein Priester!«
    »Und dir haben die Götter nicht einmal ein Zeichen geschickt!«, hielt Drunor dem entgegen.
    »Captain«, sagte Takashi, während die beiden Rhukani sich in ein Rededuell stürzten, »das ist unglaublich. Die Einheimischen passen sich ihrer Umgebung derart perfekt an, dass sie nicht nur wie ein Chamäleon deren Farbe annehmen, sondern auch ihre Substanz nachbilden. Deshalb konnten unsere Scanner sie nicht erfassen. Sie können komplett ihre eigene Struktur verändern. Ich würde sagen, wir haben hier perfekte Gestaltwandler vor uns.«
    »Ich sehe bei ihnen keine Waffen. Glauben Sie, dass sie uns trotzdem gefährlich werden können, Corporal?«
    »Möglich wäre es, Ma’am. Uns Marines können sie wahrscheinlich nicht viel anhaben, solange wir die Panzer tragen. Aber Sie und die Techniker sind ungeschützt. Und wir wissen nicht, wozu sie noch fähig sind. Erschwerend kommt hinzu, dass wir sie, wenn sie sich ihrer Umgebung anpassen, nicht einmal mit Infrarotsensoren sehen können.«
    Ein weiterer Rhukani stürmte mit unglaublicher Geschwindigkeit auf die Lichtung und blieb überrascht stehen beim Anblick der L-2 und der Menschen.
    »Shikum! Was tust du denn hier?«, rief Siarin ihrer Mutter entgegen.
    Die Priesterin fing sich schnell wieder. »Die Götter haben das Licht ausgelöscht! Die gesamten Nördlichen Siedlungen liegen in Finsternis!«
    Filkren und Drunor vergaßen ihre Differenzen bei dieser Nachricht auf der Stelle.
    »Das ist ein Zeichen!«, war Filkren überzeugt.
    »Ja«, stimmte Drunor zu. »Ein Zeichen dafür, dass die Götter zornig darüber sind, dass diese Fremden in ihren Tempel eingedrungen sind!«
    »Das ist unlogisch«, widersprach Siarin. »Erste Tatsache: In euren Siedlungen haben sie das Licht auch schon oft verlöschen lassen, wie du selbst zugegeben hast, ohne dass irgendwelche Fremden den Tempel betreten hätten. Erste Schlussfolgerung: Weder ihre Anwesenheit noch das Betreten des Tempels können dafür verantwortlich sein. Zweite Schlussfolgerung: Die Götter geben uns Nördlichen Siedlern jetzt endlich dieselben Zeichen, die sie euch offenbar schon vor einer Generation gegeben haben. Vermutung: Wenn die Götter Anstoß an den Fremden nähmen, hätten sie das wohl auf andere Weise zum Ausdruck gebracht.«
    Dieser Logik konnte sich Drunor nicht verschließen.
    »Außerdem kommen auch die Menschen von jenseits des Himmels, genau wie die Götter«, fügte Siarin hinzu. »Vielleicht sind sie eine andere Art von Göttern. Oder …«
    Der Gedanke, der ihr plötzlich ungewollt kam, war so erschreckend und blasphemisch, dass sie ihn kaum zu denken, geschweige denn auszusprechen wagte. Aber er war auch zu groß für ihre Seele und platzte deshalb ohne ihr Zutun einfach aus ihr heraus: »Oder die Götter sind gar keine Götter, sondern Wesen wie die Menschen, nur anders.«
    Diese Ungeheuerlichkeit brachte alle Rhukani zum Schweigen.
    »Es liegt mir fern, Ihren Glauben anzuzweifeln oder gar zu zerstören«, sagte Frost vorsichtig. »Aber ich denke, Sie haben Recht, Siarin. Mit der Technik, die wir entwickelt haben, können wir in Schiffen wie diesem«, sie deutete auf die L-2, »die teilweise noch erheblich größer sind, zwischen den Sternen reisen. Und nach allem, was wir auf diesen Reisen bisher über Ihre Götter erfahren haben, sind sie nichts anderes als ein ganz normales Volk, das in seiner Entwicklung lediglich viel weiter fortgeschritten ist, als alle anderen, die wir kennen. Aber das, wozu sie fähig waren – oder noch sind – ist nichts Übernatürliches, sondern nur ein Produkt ihrer fortgeschrittenen Technik.«
    »Aber sie haben uns erschaffen!«, brachte Filkren schließlich erschüttert heraus. »Sie haben uns so geformt, wie wir sind, damit wir ihnen dienen. Wer außer Göttern brächte so etwas fertig?«
    »Gentechniker«, antwortete Frost. »Das sind Spezialisten, die mit speziellen technischen Geräten das Erbgut lebender Wesen nach ihren Wünschen so verändern können, dass aus einem ganz normalen Menschen jemand wird, der zum Beispiel im Dunkeln sehen oder Wasser statt Luft atmen kann. Oder zu anderen Dingen fähig ist, die gerade gebraucht werden.

Weitere Kostenlose Bücher