Sternenfaust - 027 - Angriff auf Wurmloch Alpha
etwas genervt, denn er sah die Linien an den Wänden nicht weiter als relevant an. Ihn interessierte der Bergstrom-Sender, der sich irgendwo in der Tiefe befinden musste und dessen Signale durch die Veränderung der Oberfläche verstümmelt und abgedämpft wurden.
Bruder William blieb stehen. Er scannte die Linien mit seinem Ortungsgerät. Der Rechner schien ihm kein eindeutiges Fazit anzubieten und mit diesen eigenartigen Strukturen ebenso wenig anfangen zu können, wie die meisten anderen im Team.
Stein blieb ebenfalls stehen.
»Was halten Sie von der Überlegung, dass es sich um Kunstwerke handelt!«, stieß Bruder William dann plötzlich hervor.
Seine vom Handschuh des Raumanzugs bedeckte Hand berührte den Felsen vorsichtig. Es war eine fast reflexhafte Handlung, obwohl es unter den gegebenen Umständen natürlich wenig Sinn machte, die Oberfläche der Wand auf diese Weise berühren zu wollen.
»Es könnten Darstellungen von Mantiden sein!«, stellte er dann fest.
»Ehrlich gesagt fällt es mir etwas schwer, in diesem Gekritzel – mal vorausgesetzt es ist nicht einfach der fossile Rückstand eines anaeroben Schimmelpilzes oder dergleichen mehr – irgendetwas zu erkennen«, sagte David Stein.
»Das ist kein Wunder, Lieutenant.«
»Wieso?«
»Weil Ihre Wahrnehmung ganz anders funktioniert als die eines Mantiden. Ihre Augen arbeiten verschieden. Aber selbst, wenn Sie vollkommen gleich wären, würde Ihr Gehirn den optischen Eindruck auf andere Weise verarbeiten als die bei einem Mantiden der Fall wäre …« Bruder William machte eine weit ausholende Geste. »Jetzt weiß ich auch, woran mich das alles hier vom ersten Augenblick an erinnert hat! Ich bin nur aus irgendeinem Grund nicht gleich drauf gekommen!«
»Woran hat es Sie erinnert?«, fragte Stein etwas irritiert.
»An Felszeichnungen von Steinzeitmenschen. Sehen Sie sich doch diese Strukturen aus einem zentralen Körper und den davon ausgehenden Beinen einmal genau an. Das könnte eine mantidische Entsprechung von Strichmännchen sein.«
»Ich glaube nicht, dass wir jetzt für dieses Phänomen Zeit haben, Bruder William.«
Jetzt meldete sich per Konferenzschaltung einer der Marines zu Wort, der als Vorhut vorangegangen war. »Hier Telford! Ich habe etwas gefunden, das Sie alle interessieren wird!«
»Spannen Sie uns nicht auf die Folter!«, wies Stein ihn zurück. »Was ist es?«
»Mit Verlaub, Sir, das ist nicht so einfach zu sagen … Es sieht aus wie ein mumifizierter Kadaver!«
*
Dana Frost saß allein im Raum des Captains, der auch als Konferenzraum für die an Bord des Leichten Kreuzers Dienst tuenden Offiziere diente. Auf der Brücke hatte derweil Lieutenant Mutawesi das Kommando vertretungsweise übernommen.
Dana strich in Gedanken versunken über das Projektil einer Steinschlosswaffe, das ihr als Talisman an einer Kette um den Hals hing. Bedenke, dass du sterblich bist!
Das Ultimatum der Starr an die Solaren Welten war abgelaufen. Jetzt musste jederzeit mit einem Angriff der Sauroiden auf den Pictoris-Sektor gerechnet werden.
Wir sind ihnen militärisch unterlegen! , überlegte Dana.
Der Konflikt mit den Kridan war zwar ebenso wie der Konflikt mit den J’ebeem formell beendet. Aber das bedeutete nicht, dass man sofort sämtliche Raumschiffe aus den Grenzgebieten abziehen und im Pictoris-Sektor konzentrieren konnte. Noch traute niemand dem Frieden wirklich – und auch Frost war überzeugt davon, dass dieses Misstrauen durchaus gerechtfertigt war.
Inzwischen hatte man jedoch genug Star Corps Einheiten im Krisengebiet um Punkt Alpha zusammengezogen, um den Verbänden der Starr in jedem Fall zahlenmäßig überlegen zu ein.
Das war allerdings auch bitter notwendig, wenn es tatsächlich zur Konfrontation der nominell noch immer verbündeten Sternenreiche der Menschen und der Starr kam. Die Kampfkraft von Letzteren war auf Grund der technischen Überlegenheit einfach höher anzusetzen. Strategische Analysten in den taktischen Stäben des Star Corps setzten für den Vorsprung der Starr einen Überlegenheitsfaktor an Kampfkraft zwischen 2:1 und 5:1 an.
Grundlage dieser Analysen war natürlich genaue Beobachtungen der Kriegsgeschehnisse zwischen dem Arashlan und dem Reich der J’ebeem. Die Raumstreitkräfte der Solaren Welten hatten ihre eigene Kampfkraft gegenüber den Echsenabkömmlingen bislang glücklicherweise noch nicht unter Beweis stellen müssen.
Dana nippte an dem Kaffeebecher, den sie auf dem Touchscreen
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