Sternenfaust - 028 - Die Geister von Arkison
verbundenen unangenehmen Erkenntnisse – unter anderem der über Ihre wahre Tätigkeit, Taka. Ich glaube nämlich nicht, dass das Volk sich allzu groß über die Schande aufregen würde.«
Lorona trat dicht vor ihn hin und funkelte ihn kalt an. »Haben Sie ein Problem, Paan?«
»Das habe ich in der Tat. Und zwar mehr als eins. Unsere Vorfahren haben irgendwann mal entschieden, sich der Schande zu entledigen, und zwar auf eine Weise, die schon damals umstritten war. Aber gut, das ist Vergangenheit. Nur haben einige von ihnen offensichtlich überlebt und Nachkommen gezeugt, die all die Jahrhunderte friedlich und buchstäblich unter uns gelebt haben. Diese Leute sind nicht identisch mit der Schande . Sie stammen lediglich von ihr ab. Aber dafür können die ebenso wenig etwas, wie Sie etwas dafür können, als eine Taka geboren zu sein.«
»Wollen Sie diese Verbrecher etwa in Schutz nehmen, Paan?«
»Sie sind keine Verbrecher. Was sie an Nahrungsmitteln und Gebrauchsgütern genommen haben, haben sie fair bezahlt und sogar oftmals mehr als fair. Sie haben zwar die Menschen entführt, aber, wie diese selbst gesagt haben, wurden auch sie dafür entschädigt, sodass sie keine Verfolgung der Täter wünschen. Also, Taka, mit welchem Recht wollen Sie jetzt wer weiß wie vielen Leuten das Leben nehmen? Darunter unzählige unschuldige Kinder! Und vergessen Sie nicht: auch die sind Arkisonen.«
»Die sind die Schande und keine Arkisonen!«, brüllte Lorona ihren Untergebenen unbeherrscht an. »Wie können Sie es wagen, uns mit denen in einem Atemzug zu nennen!«
Koro Dork räusperte sich vernehmlich. »Das bringt uns nicht weiter«, erinnerte er die beiden. »Wenn Hauptverwalterin Skey die Anweisung erteilt hat, die Schande zu vernichten, haben wir das auszuführen. Schließlich ist ihre Familie seit damals für diesen … Bereich verantwortlich.«
»Vollkommen richtig!«, schnappte Lorona. »Besorgen Sie die Gasfässer, Dork, und bereiten Sie alles vor. In spätestens drei Tagen muss die Sache erledigt sein.« Sie fuhr zu Paan herum »Und Sie, Paan, sind suspendiert! Was ich mit Ihnen mache, werde ich mir überlegen, wenn wir mit der Schande fertig sind. – Hinaus!«
*
Muluk Paan verließ den Raum und ließ nicht erkennen, was er dachte. In seinen Augen war Lorona Taka eine Gefahr für ihre Mitarkisonen geworden. Paan hatte diesen Verdacht schon seit längerer Zeit gehegt. Genauer gesagt, seit er durch Zufall erfahren hatte, dass Hauptverwalterin Skey gar nichts davon wusste, auf welche Weise Taka das gewaltfreie Leben auf Arkison erreichte. Er wusste, dass sie alle, die sich eines wie auch immer geringen Vergehens schuldig machten, entführen und töten ließ. Aber er hatte keine Beweise. So oft er schon versucht hatte, welche zu bekommen, war er immer wieder an der Verschwiegenheit der ihr treu ergebenen Stellvertreter und Handlanger gescheitert. Wobei die Handlanger, die die Drecksarbeit für sie ausführten, in der Regel nicht einmal wussten, wer ihre eigentliche Auftraggeberin war.
Doch was Taka jetzt plante, ging entschieden zu weit. Paans Hauptsorge galt allerdings in erster Linie der versehentlichen Vergiftung Unschuldiger. Lorona Taka war besessen von der Schande , mehr als jeder andere, der von ihrer Existenz wusste. Für die Taka war die Schande zugleich auch eine Familienschande, wie sie schlimmer nicht sein konnte für einen Arkisonen. Einer ihrer Vorfahren war der schlimmste der Verbrecher gewesen, die damals so grausam bestraft worden waren. Genau genommen war er die Ursache für die Bestrafung gewesen, die schließlich allen Verbrechern auferlegt worden war.
Seitdem hatten die Takas alles daran gesetzt, die Existenz der Schande aus dem Gedächtnis der Arkisonen zu tilgen. Dass eben die jetzt offenbar zu werden drohte, war für Lorona und ihre Familie die größtmögliche Katastrophe. Trotzdem war ihre Handlungsweise falsch und ein Verbrechen für sich, das Muluk Paan nicht einfach tatenlos geschehen lassen konnte.
Außerdem machte er sich in einem Punkt keine Illusionen. Sobald Taka mit der Schande fertig war, würde sie sich ihn vorknöpfen. Und er hegte nicht den geringsten Zweifel daran, dass ihn das sein Leben kosten würde.
Muluk Paan hatte nicht vor, tatenlos darauf zu warten. Er fasste einen Plan …
*
Sandor Kumara war in seinem Element und hatte an diesem Tag in Gedanken schon unzählige Male dem Ersten Offizier dafür gedankt, dass er ihm diese wunderbare Aufgabe
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