Sternenfaust - 032 - Sieben dunkle Welten
vor unvorstellbar langer Zeit stattgefunden haben, wurden inzwischen von einigen Fash’rar-Wissenschaftlern im Hinblick auf ihre Authentizität stark angezweifelt.
Wenn sich das Orakel tatsächlich zu Wort melden sollte – und das alles nicht nur der sprichwörtlichen Geschlecht Nummer-7-Hysterie eines Unterpriesters entsprungen ist –, dann könnte dies das wichtigste Ereignis in der Geschichte unseres Volkes seit vielen Zeitaltern sein! , überlegte Rewsay. Aber es trifft uns in einem denkbar ungünstigen Augenblick. Wir stehen noch mindestens zehn Planetenumläufe ohne einen regierungsfähigen Herrscher da, dessen liebliches Flossenpatschen vielleicht das Herz der Betrachter erfreut, der aber auf keinen Fall in der Lage ist, die Führung zu übernehmen. Weder die Politische noch die Spirituelle!
Das Orakel bestand aus einem gewaltigen Block, der einen aus regelmäßigen Siebenecken geformten Heptaeder bildete. Schon im ersten Moment spürte Rewsay, dass etwas anders war als sonst.
Ungefähr ein bis zweimal pro Sonnenzyklus betrat der Oberpriester aus kultischen Gründen den Raum des Orakels und presste seine zum Zeichen der Ehrerbietung nach außen gestülpten Fischlippen gegen eine der siebeneckigen Flächen, aus denen der Heptaeder bestand. Diese besondere Fläche war farbig hervorgehoben. Normalerweise war ihre Färbung einfach nur sehr viel dunkler als die des restlichen Heiligtums, dessen Farbe hellbraun war.
Jetzt war das anders. Das Siebeneck, auf das der Oberpriester von Heptagon seine Fischlippen zu pressen hatte, leuchtete feuerrot.
Als ob die Glut eines Ofens durch das Oberflächenmaterial hervorleuchtete , überlegte der Fischabkömmling und schauderte bis ins tiefste Mark seiner Hauptgräte.
Zögernd trat er an das Orakel heran.
Seine Lippen berührten das blutrot leuchtende Siebeneck.
Die Empfindung durchfuhr ihn im nächsten Augenblick, die am ehesten mit einem Stromschlag zu vergleichen war. Rewsays Körper zuckte – und er hörte die Stimme des Orakels!
*
Asgashlan, der Sprecher des Herrschers, den Commander Tong bereits seit seiner Teilnahme an der STERNENFAUST-Mission kannte, hielt sich lange mit umständlichen Begrüßungsritualen auf. Er sprach davon, wie sehr im Augenblick das öffentliche Leben des Planeten dadurch geprägt war, dass etwa zwanzig Prozent der Oberfläche durch Meere bedeckt wurde.
»Der Geruch des Wassers wirkt auf einen Fash’rar wie eine Droge«, äußerte Asgashlan. »Gut die Hälfte unserer Bevölkerung befindet sich mehr oder minder ständig an den Uferzonen. Sie wissen sehr genau, dass sie privilegiert unter den Kindern des Flutgottes sind – denn ihnen ist es gewährt, Zeuge seiner Macht zu werden. Und zwar während ihres ganz gewöhnlichen Lebens und nicht erst, nachdem sie sich kurz vor ihrem Tod in den Wüstensand eingegraben haben, um schließlich bei der nächsten Flut – wann immer die auch sein mag – zu einem kurzen, von den Anstrengungen der siebenfachen Paarung gekennzeichneten Restleben zu erwachen …«
Commander Tong tat sein Bestes, um das Gespräch auf den eigentlichen Grund ihrer Mission zu lenken. Schon weil der Translator offenbar Probleme hatte, die langen Sätze und die geschraubte Wortwahl des Fash’rar zu übersetzen.
»Ich denke, dass Sie sich keine Sorgen zu machen brauchen. Es liegt sowohl in Ihrem, wie in unserem Interesse, die bestehenden Verträge fortzusetzen«, erklärte Asgashlan. »Wenn Sie uns bei dem Umfang Ihres Technologietransfers vielleicht noch etwas entgegenkommen würden, so würde das natürlich unsere Bereitschaft zu einer langfristigen und weit reichenden Nutzung der sieben Monde sehr fördern.«
Der Hohe Rat hatte dieses Anliegen der Fash’rar wohl vorausgesehen und Commander Tong dazu ermächtigt, entsprechende Zusagen zu machen – in einem angemessenen Rahmen natürlich.
»Es tut mir Leid, dass der Oberpriester Sie auf Grund dringender kultischer Verpflichtungen im Moment nicht zu empfangen vermag«, fuhr der Sprecher des Herrschers schließlich fort. »Aber ich habe diese Angelegenheiten erst kürzlich mit ihm erörtert und wir sind uns in allen anstehenden Fragen einig. Also rechnen Sie damit, dass Sie von ihm kaum etwas hören werden, dass ich Ihnen nicht auch schon gesagt habe.«
Es dauerte einige Zeit, bis endlich der Oberpriester Rewsay erschien.
Er ging auf seine Gäste zu, die sich erhoben und wohl auch ganz froh waren, einen Grund dafür zu haben, das unbequeme Sitzen auf den
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