Sternenfaust - 039 - Der neue Offizier
Kridan gearbeitet. Sun-Tarin könnte einen Rückfall erleiden.«
»Das wird sich zeigen. Obwohl ich mir das nicht vorstellen kann. Die GalAb hat schließlich ihr Okay gegeben.«
»Aber ein Rest Unsicherheit bleibt«, beharrte van Deyk. »Selbst die besten Spezialisten für kridanische Psyche im Geheimdienst sind keine Kridan sondern Menschen. Und ob die wirklich alle Facetten eines kridanischen Charakters zu verstehen und auszuloten in der Lage sind, wage ich zu bezweifeln.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber Sie haben Recht: Es wird sich zeigen, was für ein Typ Sun-Tarin ist, und derartige Spekulationen sind unfair.«
Bevor Dana darauf antworten konnte, meldete der Türsummer einen Besucher. Dana ließ ihn ein. »Ma’am, Sir«, meldete Lieutenant Commander Mutawesi, der Taktikoffizier, »die Führungsoffiziere sind versammelt.«
»Wir kommen.«
Gleich darauf saß sie mit ihren Offizieren und Sun-Tarin am Tisch des Konferenzraums. Auch hier war ein Spezialsitz für den Kridan installiert worden wie auch überall dort auf dem Schiff, wo er sich möglicherweise einmal längere Zeit aufhalten mochte. Diese Stühle besaßen spezielle Fußlehnen, auf denen ein Kridan seine nach hinten abgeknickten Vogelbeine stellen konnte. Wenn er gezwungen war, auf einem normalen Sessel für Menschen Platz zu nehmen, ragten seine Beine steil nach vorn. Das war für ihn nicht nur unbequem, es gab ihm das würdelose Aussehen eines strampelnden Vogels oder – wie manche Leute es respektlos formulierten – eines Brathähnchens.
Sun-Tarins Sitz war neben dem von van Deyk und zeigte damit deutlich, welchen Stellenwert der Kridan an Bord hatte. Dana stellte Sun-Tarin die Offiziere der Reihe nach vor und erklärte den Anwesenden den neuen Einsatz. Als die Rede auf die Verräter kam, konnte Dana beobachten, dass fast alle automatisch mehr oder weniger offen Sun-Tarin ansahen. Diese spontane Geste sagte ihr mehr als alles andere, wie ihre Führungsoffiziere die Anwesenheit des Kridans sahen, auch wenn sie das wahrscheinlich niemals mit Worten ausdrücken würden.
Sun-Tarin würde eine harte Zeit haben, bis er sich den Respekt der Besatzung erkämpft hatte …
*
Sun-Tarin saß in der Messe an dem Tisch, an dem man seinen Sitz platziert hatte und ließ sich sein Essen schmecken, während er in Gedanken bei anderen Dingen war.
Die ersten Dienststunden hatte er ohne besondere Vorkommnisse hinter sich gebracht. Captain Frost und Lieutenant Commander van Deyk waren höflich zu ihm gewesen und hatten ihn, soweit er das beurteilen konnte, behandelt wie jedes andere Besatzungsmitglied auch. Die übrige Brückenbesatzung ignorierte ihn, falls er sie nicht ansprach. Ihre Antworten allerdings waren nicht weniger höflich ausgefallen. Wahrscheinlich wussten sie noch nicht, was sie mit ihm anfangen sollten.
Sun-Tarin kannte die Menschen noch nicht gut genug um beurteilen zu können, ob das ihre generelle Art war, neue Crewmitglieder zu behandeln oder ob sie diese Zurückhaltung nur an den Tag legten, weil er ein Kridan war. Er war jetzt seit einem halben Jahr bei den Menschen und wusste, dass die meisten, wenn nicht sogar alle, ihm misstrauten. Private Kontakte hatte er keine knüpfen können. Was nicht an mangelnden Versuchen seinerseits lag. Man ging ihm aus dem Weg.
So wie auch hier. Obwohl er nicht der Einzige war, der gerade seine Mahlzeit zu sich nahm und an seinem Tisch noch fünf Plätze frei waren, setzte sich niemand zu ihm. Er erwartete das auch nicht. Seit einem halben Jahr nahm er alle seine Mahlzeiten allein ein. Warum sollte es hier anders sein …
»Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
Sun-Tarin sah überrascht auf. Vor ihm stand ein in eine graue Kutte gekleideter junger Mann. Zumindest glaubte Sun-Tarin, dass er nach menschlichen Standards jung war. Seine Kleidung allerdings war ihm durchaus bekannt. Sie kennzeichnete die Mitglieder eines religiösen Ordens, der sich der Forschung verschrieben hatte, den Christophorern. Sie waren friedliche Leute, und es gab sogar Gerüchte, dass sie sich mit vielen Völkern auch ohne Translatoren verständigen konnten.
»Ich habe nichts dagegen«, antwortete er.
»Möge die Mahlzeit zu Sättigung und Wohlbefinden verhelfen Ihnen« , sagte der Mann zu seinem Erstaunen in Kridanisch und lächelte entschuldigend. »Mehr von Ihrer Sprache beherrsche ich leider noch nicht. Ich bin Bruder William und wie Sie als Berater auf der STERNENFAUST. Allerdings ist mein Gebiet der Kontakt mit
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