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Sternenfaust - 039 - Der neue Offizier

Sternenfaust - 039 - Der neue Offizier

Titel: Sternenfaust - 039 - Der neue Offizier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M’Raven
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anderen Völkern. Deshalb werden Sie mich selten auf der Brücke sehen.«
    »Ich freue mich, Sie kennen zu lernen«, sagte Sun-Tarin die unter Menschen übliche Höflichkeitsfloskel. Inzwischen wusste er sehr genau, dass es sich dabei nur um eine Floskel handelte, denn er hatte nicht den Eindruck, dass es die Menschen immer freute, wenn sie jemandem bisher Fremdes begegneten.
    Der junge Mann – Bruder William – nahm unmittelbar ihm gegenüber Platz und stellte sein Tablett auf den Tisch. »Wie Sie sicherlich schon wissen, Sun-Tarin, haben wir Menschen die Angewohnheit, uns während des Essens zu unterhalten. Darf ich mich mit Ihnen unterhalten? Oder ziehen Sie es vor, Ihre Mahlzeit schweigend zu genießen?«
    Sun-Tarin wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Natürlich hatte er schon beobachtet, dass die Mahlzeiten bei den Menschen eine soziale Angelegenheit waren, bei der eine nebenbei geführte Unterhaltung zum guten Ton zu gehören schien. Allerdings hatte sich bisher noch niemand mit ihm freiwillig unterhalten. Auch nicht die Ausbilder und Geheimdienstagenten, die sich als Einzige ab und zu mit ihm an einen Tisch gesetzt hatten. Jedenfalls hatte sie keine Unterhaltungen über private Dinge geführt. Jede ihrer Fragen oder Bemerkungen zielte darauf ab zu ergründen, wie weit man ihm, dem Kridan, trauen konnte.
    »Ich habe nichts gegen ein Gespräch einzuwenden«, antwortete er daher vorsichtig. »Aber meine Erfahrungen mit privaten Unterhaltungen ist begrenzt. Welche Themen werden bevorzugt? Und welche Themen werden als tabu erachtet?«
    Bruder William lächelte. »Nur sehr wenige. Wir nennen solche unverbindlichen Gespräche Smalltalk und sprechen dabei einem alten Sprichwort gemäß über ›Gott und die Welt‹ .«
    Sun-Tarin klapperte unwillkürlich entsetzt mit dem Schnabel. »Sie … Sie sprechen über Gott – in belanglosen Zusammenhängen? Das ist … blasphemisch!«
    Bruder William stutzte – und lächelte im nächsten Moment. »Ich kann Sie beruhigen. ›Gott und die Welt‹ ist ein Synonym, das nichts anderes bedeutet, als dass man über alles Mögliche redet. Und ich stimme Ihnen zu, dass Gespräche über Gott nichts Profanes sind. Allerdings betrachten wir Menschen es nicht als Blasphemie, ab und zu auch im Alltag solche Themen zu behandeln.«
    »Ich glaube nicht, dass ich mich an solche Gespräche gewöhnen werde – gewöhnen will «, stellte Sun-Tarin nachdrücklich fest. Allein die Existenz dieses Synonyms zeigt doch, wie es um die Menschen bestellt ist.
    »Das respektiere ich. Als Gesprächsthemen sehr beliebt sind Unterhaltungen über das Wetter – was an Bord eines Raumschiffs natürlich albern ist –, die neuesten Unterhaltungsfilme, den aktuellen Klatsch oder die Arbeit. Gespräche über intime Dinge sind guten Freunden oder der Familie vorbehalten.«
    Der Christophorer lächelt noch immer , stellte Sun-Tarin fest. Die Menschen sind mit Sicherheit das einzige Volk, das das Fletschen der Zähne für beruhigend hält.
    »Nun ja … Erlauben Sie mir die Frage, wie Ihnen das Essen schmeckt.«
    »Es schmeckt mir gut«, antwortete Sun-Tarin und war von der unbefangenen Offenheit des Christophorers angenehm überrascht. »Außerdem war man so rücksichtsvoll, der Auswahl des Essensautomaten auch einige kridanische Gerichte hinzuzufügen. Doch ich möchte auch gern einmal die menschliche Nahrung probieren. In dieser Beziehung können Sie mir gewiss eine Frage beantworten. Ist es richtig, dass Menschen … Eier essen?«
    »Ich wusste nicht, dass Ihnen der Gedanke unangenehm ist, Sun-Tarin. Doch zum besseren Verständnis muss ich Ihnen etwas über die Geschichte der menschlichen Esskultur erklären. Der Mensch ist von seiner Verdauung her ein Omnivore , ein Allesfresser. Zu seiner Nahrung gehörten bis noch vor gut hundert Jahren Fleisch und auch Eier von Tieren, die extra zu diesem Zweck gezüchtet wurden.«
    Sun-Tarin zuckte zusammen und seine Nackenfedern stellten sich auf, was ein Äquivalent zu einer menschlichen Gänsehaut war.
    »Aber die Zeiten haben sich seitdem geändert. Lange Zeit war man der Überzeugung, dass es barbarisch sei, Tiere zu töten – auch die ungeborenen Vögel in ihren Eiern –, nur um sie zu essen, obwohl wir uns problemlos auch von Pflanzen ernähren können. Daraufhin wurden die Nahrungsmittel weitgehend nur noch aus Pflanzen hergestellt. Inzwischen hat es sich eingependelt. Aber hier an Bord werden Sie auf unserem Speiseplan keine Eier finden. Die Lagerung

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