Sternenfaust - 039 - Der neue Offizier
wäre, würde es nicht Bentos unprofessionelles Verhalten entschuldigen.«
»Natürlich nicht«, stimmte van Deyk zu. »Ich werde ihn mir bei nächster Gelegenheit mal zur Brust nehmen und ihm präventiv kräftig auf die Finger klopfen. Nur für alle Fälle.«
»Das ist eine gute Idee. Schaden kann es auf keinen Fall. Gibt es sonst Probleme in Bezug auf Sun-Tarin?«
»Keine gravierenden. Ich halte jedenfalls die wenig schmeichelhaften Spitznamen, mit denen man ihn hinter seinem Rücken bewirft, nicht für gravierend. Und die werden mit der Zeit auch nachlassen, da bin ich sicher.«
»Wie reagiert Sun-Tarin darauf?«
»Zurückhaltend. Er ignoriert sie und verhält sich gleich bleibend höflich oder neutral zu jedermann. Mit Sicherheit hat auch er diesen Knackpunkt, der ihn zum Ausflippen bringt. Aber ich denke, dass wir mit ihm in diesem Punkt wohl keine Probleme haben werden.«
Dana sah van Deyk an. »Sie betonen ›in diesem Punkt‹ so eigenartig, I.O. In welchem Punkt befürchten Sie denn Schwierigkeiten?«
»Nun, ich traue ihm nicht. Aber das ist meine persönliche Meinung in dieser Angelegenheit.« Er zuckte mit den Schultern. »Das Thema hatten wir ja bereits und sie kennen meine Bedenken. Nach der Pleite mit den J’ebeem-Agenten halte ich von der GalAb nicht mehr allzu viel.«
Dana überdachte das und meinte schließlich: »Ich glaube, Sie sehen zu schwarz, I.O. Natürlich ist eine gewisse Vorsicht angebracht, aber wir sollten nicht hinter jeder Ecke einen feindlichen Agenten vermuten.«
Van Deyk zog die Augenbrauen hoch. »Spricht da die sprichwörtlich weibliche Intuition?«
Dana grinste. »Nein, die Logik. Sun-Tarin sitzt als Austauschoffizier einer ehemals feindlichen Macht auf dem Präsentierteller. Jeder misstraut ihm mehr oder weniger stark, weshalb er ständig von allen Seiten belauert wird. Für eine Spionagetätigkeit ist das die denkbar ungünstigste Voraussetzung. Sun-Tarin ist für einen Agenten viel zu auffällig und verdächtig.«
Van Deyk zuckte mit den Schultern. »Nur weil er zu offensichtlich verdächtig ist, bedeutet das nicht, dass er nicht schuldig ist. Aber wahrscheinlich haben Sie Recht.«
Eine Meldung kam über die Kom-Anlage von Lieutenant Commander Mutawesi, der die Brücke hatte.
»Captain, wir haben den Treffpunkt mit dem J’Ebeem-Schiff erreicht. Sie erwarten uns bereits.«
»Ich komme.«
Wenig später saß sie in ihrem Sessel auf der Brücke und sah das Schiff der J’Ebeem auf dem Bildschirm. Es war immer noch ungewohnt, deren tellerförmige Schiffe nicht mehr wie früher in ständiger Rotation zu sehen, mit der sie die künstliche Schwerkraft erzeugten, bevor die Solaren Welten ihnen die Antigravtechnik verkauft hatten. Es würde sicherlich nicht lange dauern, bis die J’ebeem dieser neuen Technik Rechnung trugen und einen völlig neuen Schiffstyp konstruiert hatten.
»Wir haben eine eindeutige Identifizierung, Ma’am«, meldete Lieutenant Ashley Briggs von der Ortung. »Es ist die MOND VON KANASH.«
»Und Kommandant Siron Talas übermittelt gerade seine Grüße«, fügte Lieutenant Susan Jamil von der Kommunikation hinzu.
»Auf den Schirm.«
Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht des J’Ebeem, mit dem Dana bereits zweimal zu tun gehabt hatte. »Captain Frost, ich grüße Sie. Es ist mir eine Freude, wieder einmal mit Ihnen zusammenarbeiten zu können.«
Dana bemerkte, dass er Sun-Tarin, der neben ihr saß, intensiv musterte.
»Die Freude ist ganz meinerseits, Kommandant Talas. Das letzte Mal, als wir einander begegneten, haben Sie Kometen gezählt. Ich hoffe, die Zusammenarbeit mit uns ist nicht schlimmer.«
»Tatsächlich ist es eine Art Belohnung«, erklärte Siron. »Ich habe meine Arbeit viel zu gut erledigt, was den Wissenschaftsrat veranlasste, mir eine bescheidene Auszeichnung dafür zuzuerkennen. Und einen vom Wissenschaftsrat ausgezeichneten J’Ebeem weiterhin Kometen zählen zu lassen, ist politisch nicht sehr klug. Also hat man mich Ihnen zur Unterstützung zugeteilt und mein Schiff sogar mit Ihrer Antigravtechnik nachgerüstet, wofür ich Ihrem Volk sehr dankbar bin. Es ist etwas gewöhnungsbedürftig, erleichtert den Aufenthalt an Bord jedoch sehr.«
»Ich beglückwünsche Sie zu der Auszeichnung, Kommandant Talas. Hat man Ihnen mitgeteilt, worum es sich bei unserer Mission handelt?«
»Nicht sehr viel«, gestand der J’Ebeem. »Ihnen sind ein paar Gefangene abhanden gekommen, die sich wohl in unser Territorium flüchten wollen.
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