Sternenfaust - 039 - Der neue Offizier
Blick. »Und plötzlich taucht 542 als verurteilte Verräterin auf einem Gefangenenschiff der Menschen auf. Das lässt nur zwei Schlüsse zu, Laktraan. Entweder war Ihre Arbeit schlampig, dass Sie Monate lang nichts über den Verbleib Ihrer Agentin erfahren konnten – oder sie ist eine Doppelagentin.«
»Oder«, fügte Laktraan äußerlich ruhig hinzu, »sie hatte gute Gründe, sich bedeckt zu halten. Das werden wir erfahren, wenn sie hier ist. Und glauben Sie mir, ich werde sie persönlich der strengsten Überprüfung unterziehen, die je ein Agent zu bestehen hatte.«
»Ich setze voraus, dass Sie auch alle Begleiter von 542 denselben strengen Prüfungen unterziehen werden, über deren Ergebnis ich natürlich sofort informiert werde.«
»Selbstverständlich, mein Triumvir. Ich habe sie allerdings umgeleitet. Statt wie ursprünglich geplant nach Kanash VIII fliegen sie jetzt nach Orisso III. Nur für den Fall, dass der entdeckte verborgene Funkspruch tatsächlich eine verräterische Nachricht enthielt und nicht nur eine durch Fehlfunktion entstandene Panne war. 542 hat mir allerdings versichert, dass es keine unautorisierten Sendungen mehr geben wird, die den Kurs verraten. Falls der verdeckte Funkspruch eine solche Nachricht enthielt.«
»Das ist ja wohl mehr als wahrscheinlich«, fand Rendoy. »Jeder fähige Funktechniker hätte bewerkstelligen können, dass das Ding wie eine harmlose Fehlfunktion aussieht.«
»Genau deshalb werden wir kein Risiko mehr eingehen, mein Triumvir. Schon bald werden wir 13 fähige Köpfe in unserer Gewalt haben, die uns helfen werden, ein paar Vorteile gegenüber den Solaren Welten zu sichern. Ich muss sicher nicht betonen, was für Möglichkeiten sich uns damit eröffnen.«
»In der Tat, Laktraan. Und deshalb werden Sie die Leute unter Verschluss halten. Niemand darf wissen, dass wir sie haben oder wo sie sich aufhalten. Und ich muss Ihnen sicher nicht sagen, welche Maßnahme dafür zu ergreifen sind.«
»Natürlich nicht. Sobald sie sich in meinem Gewahrsam befinden, werden sie vollständig verschwinden .«
»Ich sehe, wir verstehen uns«, brummte Rendoy. »Das Triumvirat kann und wird natürlich niemals zugeben, dass wir etwas von dem Verbleib der Entflohenen wissen, geschweige denn, dass wir sie haben.«
Nun, du aufgeblasener Drachenkopf, der Temuran hat sie, nicht das Triumvirat. Das ist ein kleiner, aber ungemein wichtiger Unterschied. Laut sagte Laktraan: »Die Solaren Welten werden niemals etwas davon erfahren.«
»Gut. Wir mussten natürlich unseren guten Willen demonstrieren und dem Suchschiff der Solaren Welten eins von unseren zur Unterstützung zur Seite stellen. Dessen Kommandant weiß natürlich nichts von unserer Vereinbarung.«
»Natürlich nicht«, bestätigte Laktraan. Der Erste Triumvir betonte ihm heute entschieden zu oft die Worte »natürlich« und »selbstverständlich«. Als wenn alle anderen Idioten wären. Aber auch du wirst eines Tages schon noch von deinem hohen Drachen herunterkommen. Oder besser: fallen. Und es wird mir ein Vergnügen sein, für deinen Sturz ganz persönlich zu sorgen.
Drelur Laktraan hegte schon seit langem den Ehrgeiz, ein eigenes Adelshaus samt Lehen zugewiesen zu bekommen. Verdient habe ich mir das schon längst , dachte er bitter. Aber die allmächtigen Triumvirn halten mich bewusst klein. Bei allem, was ich über jeden von ihnen weiß, fürchten sie – vollkommen zu Recht –, dass ich nach einem ihrer Throne greifen könnte, sobald ich zum Adel gehöre.
»Bereiten Sie alles vor, Laktraan«, befahl Dagis Rendoy. »Und informieren Sie mich über jeden Schritt.«
»Ja, mein Triumvir.«
Mit einer lässigen Handbewegung winkte Rendoy den Temuran-Chef hinaus.
*
Noriyuki Borzan hatte ein Problem. Wenn er verhindern wollte, dass sie alle bei den J’Ebeem landeten, musste er sich etwas einfallen lassen. Rona Hill hatte nach dem Tod von Jerris – nach der Ermordung von Jerris – erneut Kontakt zum j’ebeem’schen Geheimdienst aufgenommen und von ihrem Vorgesetzten dort ein neues Ziel für die ALCATRAZ bekommen. Diesmal war sie allerdings so klug, dieses Ziel niemandem außer Hauser und dem Piloten mitzuteilen.
Borzan hatte keine Möglichkeit, auf die Brücke zu gehen und dort persönlich nachzusehen, welcher Kurs eingegeben worden war. Jedenfalls nicht, ohne erheblichen Verdacht zu erregen. Borzan wollte zwar um keinen Preis zu den J’Ebeem, aber zu sterben erschien ihm als wenig verlockende Alternative.
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