Sternenfaust - 041 - Das Kristallschiff
klein.«
Vorwurfsvoll hielt er zwei auseinander gebrochene Teile des Spenders in seiner hochgereckten Feinhand. »Aber anstatt Meldung zu machen und zuzugeben, dass ihm etwas kaputt gegangen ist, hängt er der Spender klammheimlich wieder zurück und hofft, dass es niemand bemerkt!«
Mittlerweile waren alle Augen auf Kkiku’h gerichtet, der fühlte, dass ihm eine Mischung aus Zorn und Beschämung heiße Farbschlieren über die Chitinplatten seines Gesichtes jagten. Er wusste genau, dass der Spender, als er ihn zurück in die Halterung gehängt hatte, noch völlig intakt und in Ordnung gewesen war.
»Selbstverständlich, Kapitän!«, erwiderte er, sich mühsam beherrschend. »Ich habe nur darauf gewartet, dass Sie den zerbrochenen Spender entdecken. Ich wollte nichts anderes, als Sie zu verärgern …«
»Ihre Ironie können Sie sich sparen, Zivilist!«
»Gut … Im Ernst, Kapitän. Für wie dumm halten Sie mich? Welchen Grund gäbe es für mich, die Beschädigung eines Alltagsgegenstands, der ohnehin regelmäßig ausgetauscht werden muss, nicht der zuständigen Wartungskraft zu melden …«
»Wollen Sie etwa behaupten, dass Ihnen der Spender nicht zerbrochen ist?«
»Genau das sage ich, Kapitän.«
»Das bedeutet, Sie bezichtigen mich der Lüge?« In Gtrr’kls Stimme schwang ein unüberhörbarer, bedrohlicher Unterton.
»Das haben Sie gesagt, Kapitän. Nicht ich …«
»Ich fürchte, wir haben ein Problem …«
Und ich fürchte , Sie haben ein Problem , dachte Kkiku’h, sprach den Gedanken aber nicht aus.
Ein Unteroffizier, der neben dem vor Wut bebenden Kapitän stand, wies mit einer höflichen Geste seiner beiden Feinhände zur Seite. »Nehmen Sie diesen Spender, Kapitän«, sagte er unter Einsatz aller Höflichkeitssignale. »Er ist tadellos und in Ordnung. Ich sorge dafür, dass der zerbrochene Spender sofort ersetzt wird.«
Gtrr’kls Kopf schwenkte abrupt zur Seite. Aber anstatt sich nun endgültig in einen Wutanfall hineinzusteigern, nickte er dem Unteroffizier nur kurz zu und ging zu dem anderen Spender. Erst ganz leise, dann allmählich lauter werdend setzten die vorhin unterbrochenen Gespräche wieder ein.
Zum Glück breitete sich dieses Fieber der Ablehnung nicht auch noch auf die Forschungs-Crew aus, sonst hätte sich Kkiku’h schon bald sehr einsam gefühlt.
Im Grunde ist es falsch, von einer Forschungs-Crew zu sprechen, schließlich werden mit der Expedition mindestens zwei verschiedene Ziele verfolgt , überlegte Kkiku’h. Sein Auftrag bestand zwar darin beide Gruppen im Auge zu behalten, aber für seinen Sender und die von seinem Freund D’koh moderierte Mystery – Geheimnisse aus Wissenschaft und Technik -Reihe gab es einen klaren Favoriten. Allerdings hätte die Expedition für diesen Auftrag allein niemals finanziert werden können. Die Grundsicherung des Unternehmens bildeten die reichen Selen-Vorkommen auf Tk’qk, von denen man schon lange wusste, die man aber wegen des lebensfeindlichen Charakters des Glasplaneten bisher nicht gewagt hatte auszubeuten. Nun war ein neues Verfahren entwickelt worden, das eine rein robotischgesteuerte Selengewinnung versprach. Die ersten Tests dazu vor Ort gehörten zum Hauptanliegen der Expedition.
Spannender jedoch fand nicht nur Kkiku’h die Aufgabe der drei mitgereisten Archäologen, die alte, verschollen geglaubte Dokumente in verschiedenen Archiven auf Qrrk’kk ans Tageslicht gezerrt hatten. In einer interdisziplinären Mischung aus Mythen- und Geschichtsforschung versuchte diese kleine Außenseitertruppe die Schnittmenge zwischen uralten Legenden mit der historischen Wirklichkeit herzustellen. Schon seit vielen Zyklen beschäftigte sich das Trio mit den Erzählungen des Tkl’tak-Mythos, der den Verrat der drei Brüder am eigenen Volk schildert. Angestiftet von der Furcht erregenden Figur des Bösen Gottes stürzen die drei Brüder das gesamte Volk der Mantiden in Verderben und Vernichtung. Die wichtigste Rolle beim Untergang der alten Kultur spielte ein sagenumwobener Hammer namens Pppk von wahrhaft himmelumspannenden Ausmaßen.
Kkiku’h versuchte sich gerade diesen Gegenstand bildlich vorzustellen, als ein heftiger Schlag das Shuttle erschütterte.
»Pppk«, flüsterte Kkiku’h zugleich kichernd und erschrocken.
Nur einige andere in unmittelbarer Nähe verstanden ihn und lachten ebenfalls mit einem gequälten Unterton. In diesem Moment wurde die Landefähre von weiteren Schlägen durchgerüttelt. Kkiku’h schwankte, konnte
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