Sternenfaust - 042 - Einsatzziel Sharrakk-Station
zurückzogen. Bisher hatten sie nicht viel miteinander gesprochen. Wenn sie sich gemeinsam darin aufhielten, ging jeder stumm seinen gewohnten Beschäftigungen nach. Heute brach Amato das Schweigen.
»Sie sind wirklich gut, Corporal«, sagte er. »Und Sie sind auch ein Genetic. Warum vergeuden Sie Ihre Talente hier unter den Nichtoptimierten? Bei uns zu Hause könnten Sie eine große Karriere machen.«
»Nein danke«, antwortete Telford.
Amato wartete auf eine weitere Erklärung, doch Telford schwieg. »Wieso nicht? Was hält Sie hier? Sie sind doch viel zu gut für die hier. Sie gehören genau wie wir zu der absoluten Elite, dem homo superior , wenn Sie so wollen. Die Zukunft gehört uns.«
»Und wie lange noch?«, fragte Telford ruhig. »Ich nehme an, die Genetic-Wissenschaftler kennen, nachdem sie sich von den Solaren Welten und ihren Beschränkungen für die Genmanipulation gelöst haben, kein Halten mehr. Wie lange, glauben Sie, wird es da dauern, bis meine und auch Ihre Optimierung nicht mehr als ausreichend erachtet wird?«
Amato sah ihn nachdenklich an. Zumindest glaubte Telford, dass der seltsame Ausdruck in dessen Schlangenaugen Nachdenklichkeit bedeutete. »Sie fürchten, dass Sie eines Tages ebenso ein Auslaufmodell sein werden wie Ihr Lieutenant Jefferson?«
Dass ihm selbst dasselbe Schicksal drohen konnte, schien er gar nicht in Betracht zu ziehen. Telford ließ sich nicht anmerken, dass er an dem Ausdruck »Auslaufmodell« Anstoß nahm. Er musste mit diesem Mann immerhin noch ein paar Wochen auskommen und war vielleicht auch auf ihn angewiesen.
»Nein«, antwortete er bedächtig. »Aber ich weigere mich, für Leute zu arbeiten, die so skrupellos sind, Wesen wie Sie zu erschaffen. Und ich hoffe, Sie nehmen das nicht persönlich. Ich habe nichts gegen Sie oder Ihre Kameraden. Nur gegen Ihre Schöpfer.«
Amato schüttelte den Kopf. »Aber wir sind die Besten«, beharrte er. »Und das verdanken wir unseren ›Schöpfern‹. Auch wenn es eines Tages Verbesserungen unserer Modelle geben sollte, so waren wir doch die Pioniere, die ersten unserer Art. Sie genauso wie ich.«
Telford nickte. »Ich verstehe Ihren Standpunkt durchaus, aber im Grunde genommen plappern Sie nur die Propaganda nach, die man Ihnen eingetrichtert hat. Allerdings dürften die Nachteile Ihnen nicht verborgen geblieben sein.«
»Von welchen Nachteilen sprechen Sie?«
»Vielleicht irre ich mich ja, und in dem Fall bitte ich um Entschuldigung. Aber sagen Sie, Sergeant, lässt man Sie und Ihre … hm, ähnlich aussehenden Kameraden in der Stadt wohnen? Unter normal aussehenden Menschen? Oder hält man Sie nicht vielmehr isoliert? Und wie viele Dates hatten Sie schon mit nicht optimierten Frauen? Werden Sie und Ihre Leute jemals in der Lage sein, Kinder zu haben? Und wenn ja, wie werden die aussehen – nach all den Manipulationen, denen man Sie unterzogen hat?« Telford schnaubte. »Ich denke, ich muss nicht noch mehr aufzählen. Sie wissen besser als ich, was ich meine. Und meiner Meinung nach kann nicht einmal die vorteilhafteste Optimierung all diese Nachteile auch nur annähernd aufwiegen. Nichts für ungut, Sergeant.«
»Nichts für ungut, Corporal«, bestätigte Amato. »Im Prinzip haben Sie vollkommen recht. Sie vergessen dabei allerdings eins. Wir sind zwar die Pioniere unserer Art, aber wir werden nicht die einzigen bleiben. Es wird nicht mehr lange dauern, bis es so viele verschieden aussehende Genetics gibt, dass unser Anblick alltäglich wird. Außerdem werden die Wissenschaftler sicher eines baldigen Tages in der Lage sein, die mit der Optimierung einhergehende Ähnlichkeit zu den Geschöpfen zu eliminieren, denen wir einen Teil unserer Eigenschaften zu verdanken haben.«
»Gut möglich. Aber davon profitieren Sie und die anderen Pioniere überhaupt nicht.«
Amato zuckte mit den Schultern. »Wissen Sie, wir leben in einer aufgeklärten Zeit, in der das Aussehen eines Menschen keine Rolle mehr spielt. Außer für ein paar rückständige Idioten, die unverbesserlich sind. Aber die hat es zu allen Zeiten gegeben und wird es wohl immer geben. Ich bin stolz auf das, was ich bin. Und ich fühle mich wohl in meiner Haut. Auch – oder gerade weil sie stellenweise der einer Schlange ähnelt. Schließlich sind Schlangen sehr schöne Tiere.« Er grinste und sah Telford an. »Und Sie sind sich wirklich sicher, dass Sie nicht in meine Truppe wechseln wollen?«
»Völlig sicher«, bestätigte Telford, und sie ließen es dabei
Weitere Kostenlose Bücher