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Sternenfaust - 049 - Der Virus

Sternenfaust - 049 - Der Virus

Titel: Sternenfaust - 049 - Der Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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währen mochte – war Valborn zu lang. Viel zu lang. Auf dem Tisch lag eine annähernd acht Zoll lange Schere, deren schmale Klingen im Neonlicht blitzten. Arian griff das medizinische Instrument wie einen Dolch. Seine Brust schmerzte, als er in die Knie ging, doch er war gerne bereit, diesen Schmerz hinzunehmen.
    Dreimal stach er kontrolliert zu – dann warf er die Schere achtlos zu Boden.
    Vorsichtig öffnete er die Tür. Keine Wache war auf dem Gang zu sehen. Wie unvorsichtig von diesen Verbreitern der neuen Ordnung . Entweder waren sie sich ihrer Überlegenheit absolut sicher, oder es befanden sich nur wenige von ihnen hier in der Siedlung 01 . Plötzlich wusste Valborn, wo die seelenlosen Wirtskörper der Bewohner waren.
    Sie sind in den Bergen. Sie suchen. Nur das Wetter hat bisher verhindert, dass ihnen alle Prospektoren und Digger zum Opfer gefallen sind.
    »Wir haben so eine Art Kommunikation mit dem Schmarotzer geführt.« Die helle Stimme der Frau klang fahrig, verängstigt. »Sie sind überall, Arian. Überall – nicht nur auf Wingat VII.«
    Die sonore Stimme drängte sich vor. »Die Starr sind ihnen bereits unterlegen, und die anderen Rassen werden folgen. Niemand kann sie stoppen. Als sie unseren Planeten überfallen haben, waren die Menschen hier vollkommen hilflos.« Arian verstand. Daher die gelöschten Datensätze zu den Claims. Irgendwer hatte zumindest die Digger in den Eisbergen zu schützen versucht. »Auch wir hätten davon wissen müssen, Arian.«
    Valborn nickte nur. Ja, hätte er sich nicht so vollständig zurückgezogen, hätte er das Geschehen um seine eigene winzige Welt wahrgenommen, dann wäre er sicher nicht so ahnungslos in die Siedlung gekommen.
    Gleichgültig – das war Geschichte. Jetzt hatte Arian Valborn nur ein einziges Ziel.
    Er musste zurück zu seinem Claim. Sofort, denn das war die definitiv letzte Chance der Menschen auf Wingat VII, die noch über ihren eigenen freien Willen verfügten.
     
    *
     
    Der Hobo stand so da, wie Arian ihn verlassen hatte.
    Aus Siedlung 01 unbemerkt zu verschwinden, war schon fast zu leicht gewesen. Natürlich würde das Verschwinden von Jaspert nicht unbemerkt bleiben, doch Valborn hatte die Hoffnung, dass die Parasiten zu beschäftigt mit der Suche nach den verbliebenen freien Menschen waren – das konnte ihm den entscheidenden Vorsprung verschaffen.
    Mit letzter Kraft enterte der Digger die Fahrkanzel des Kettenfahrzeugs. Die Wunde schmerzte höllisch. Valborn wagte es nicht, den Thermoanzug so weit zu öffnen, dass er den Verband ansehen konnte. Hier, in der durch separate Batterien von hoher Leistungsfähigkeit ständig beheizten Kabine, wäre das gefahrlos möglich gewesen, denn die mörderischen Minusgrade waren hier chancenlos. Doch Arian war feige. Er wollte die Wunde nicht sehen.
    Allerdings musste er sich eingestehen, dass seine Kräfte nun rapide schwanden. Die Droge verlor an Kraft. Es gab nur die eine Möglichkeit, es dennoch bis zum Claim zu schaffen. Umständlich legte er seinen linken Arm frei, holte aus einer Innentasche des Schutzanzugs die Schachtel mit den Ampullen.
    »Du bringst dich damit um!« Die helle Stimme klang erregt auf.
    Valborn stieß ein meckerndes Lachen aus. »So? Meinst du tatsächlich? Was für eine schlaue Alternative hättest du denn für mich, häh?« Der Digger jagte sich das Mittel in den Arm. Erneut trat die Wirkung beinahe ohne Zeitverlust auf. »Du sagst ja gar nichts mehr. Kenne ich ja gar nicht von dir.« Die Frauenstimme schwieg. »Vielleicht habt ihr diesen Schmarotzer aus mir verjagt, doch der Rest ist nun meine Sache. Also haltet euch bitte heraus. Das alles gefällt mir auch nicht, aber eine andere Möglichkeit habe ich nicht. Ich muss mich beeilen.«
    Er betätigte die Zündung. Mit urweltlichem Gebrüll lief die Maschine an.
    Wenn sie ihn verfolgen wollten, dann mussten sie sich etwas einfallen lassen. So leicht war der Hobo bei dieser Witterung nicht abzufangen.
    Der Weg bis zum Claim war weit. Gut und gerne zwei Fahrstunden lagen vor Valborn. Dann würde auch der zweite Schuss der Droge in seiner Wirkung nachlassen. Einen dritten konnte sein Körper sicher nicht verkraften. Er hoffte, dass der Rest nicht zu schwierig werden würde. Um den Sender hatte sich immer Leskas Bruder gekümmert. Das war sein ganz persönliches Spielzeug gewesen. Vielleicht funktionierte das Gerät überhaupt nicht mehr? Und wenn doch – war es tatsächlich so stark, wie sein Schwager immer behauptet hatte?

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