Sternenfaust - 052 - Welten-Verwüster
Talas die Schuld ganz bewusst auf sich genommen hat.«
»Jetzt sagen Sie nur noch, Sie glauben, dass er uns damit schützen wollte«, schnaufte van Deyk.
Der Christophorer nickte. »Natürlich kenne ich seine Beweggründe nicht. Aber ich hatte den Eindruck, dass er uns – und damit meine ich in erster Linie die STERNENFAUST, wenn auch nicht unbedingt die Menschheit – durchaus wohlgesonnen ist. Ich glaube, er sieht in uns so etwas wie Freunde.«
»Übertreiben Sie damit nicht ein bisschen, Bruder William?«, widersprach auch Sun-Tarin. »Immerhin besteht der Friede zwischen Solaren Welten und J’Ebeem noch nicht sehr lange.«
»Aber das ist für Talas kein Hindernis. Er folgt, soweit ich feststellen konnte, seinem eigenen Ehrenkodex, der nicht immer mit dem seines Volkes und der Adelskaste, aus der er stammt, übereinstimmt.«
»Das erklärt aber immer noch nicht, weshalb er uns den Hals retten sollte, indem er die Schuld an den Plünderungen auf sich nimmt«, wandte van Deyk ein.
William nickte nachdrücklich. »Doch, das ist durchaus logisch. Die Mantiden haben mit den J’Ebeem kein Bündnis. Deshalb wird deren Plünderung von Mantis VI von ihnen vollkommen anders bewertet als unsere. Für die Mantiden sind die J’Ebeem allenfalls Diebe, während wir für sie obendrein auch noch Vertragsbrecher wären, die ihr Vertrauen missbraucht haben. Und Kommandant Talas ist sich dessen durchaus bewusst, da bin ich mir sicher.«
Dana nickte. »Ich verstehe. Und ich glaube, dass Sie mit Ihrer Einschätzung recht haben könnten. In jedem Fall ist es eine Überlegung, die das Oberkommando wissen sollte.« Sie lächelte dem Christophorer zu. »Ich schätze Ihre Analysen sehr, William. Und Ihr Tipp, wie wir den Mantiden unsere Anwesenheit erklären, hat offenbar auch funktioniert.«
William errötete über das Lob, widersprach ihm aber nicht. Kurz darauf kehrten sie alle zu ihren Stationen zurück, und Dana machte sich daran, einen detaillierten Bericht für Commodore Jackson zu verfassen. Ihre Gedanken weilten allerdings bei Bruder Williams interessanter Einschätzung von Siron Talas’ Motiven …
*
Landor Kenpu schob eine ruhige Schicht in der Kontrollstation von Otanos einzigem Raumhafen. Es war schon Abend und es herrschte kein Betrieb mehr. Die nächsten planmäßigen Schiffe würden erst in zwei Tagen eintreffen, und keins von denen, die hier gelandet waren, plante vor morgen früh einen Start. Deshalb war die Kontrolle nur mit einem Mann besetzt. Da der Planet im Reich nicht allzu bedeutend war, wurde er ohnehin nur von wenigen Schiffen angeflogen. Die meisten brachten Frachtgüter, der Rest Touristen, die hier Urlaub machen wollten. Immerhin waren die seltsamen und bizarr geformten Felsengebilde im Gebirge durchaus sehenswert und auch evolutionsgeschichtlich interessant.
Doch daran verschwendete Kenpu im Moment keinen Gedanken. Auf seinem Ortungsbildschirm, mit dem er die Umgebung von Otano überwachte, waren plötzlich sieben riesige Schiffe zu erkennen. Sie befanden sich bereits im Orbit!
Offenbar hatte er nicht aufgepasst. Das passierte eben in den langweiligen Nachtschichten. Schließlich hatten sich die Neuankömmlinge auch nicht gemeldet.
Im nächsten Moment holte ihn die Realität ein. Die fremden Schiffe hätten seit Stunden auf den Schirmen zu sehen sein müssen, und er war sich sicher, dass er bei Wachantritt alles überprüft hatte. Da waren sie noch nicht da gewesen!
Im nächsten Moment wurde ihm die Größe der nahenden Objekte bewusst. Die J’Ebeem verfügten zwar über große Frachtschiffe; doch die flogen selten Otano an.
Kenpu nahm endlich einen genauen Scan der Schiffe vor und erschrak. Was da im Orbit hing, kam mit Sicherheit nicht von Ebeem oder überhaupt aus dem Reich! Und sie kamen mit Sicherheit auch nicht von einem verbündeten Volk. Sie kamen überhaupt von keinem Volk, das die J’Ebeem kannten.
Die Schiffe hatten die Form riesiger Halbkugeln. Sie maßen gut zwei Kilometer im Durchmesser und waren an der höchsten Ausdehnung der Kuppel etwa einen Kilometer hoch. Er kannte kein Volk, dass solche Raumer baute.
Plötzlich schienen sie zu zerplatzen. Hunderte – nein, tausende! – kleiner Objekte lösten sich und stürzten in Otanos Luftraum.
Kenpu riss sich endlich aus seiner Erstarrung – der ganze Vorgang hatte nicht einmal eine Minute gedauert – und löste Alarm aus. Als Nächstes rief er seinen Vorgesetzten an.
Dieser brauchte nur einen einzigen Blick auf
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