Sternenfaust - 054 - Versklavt
Herkons Gruppe sprach Dana an. Er trug einen Translator j’ebeemscher Bauart – allerdings ohne Kommunikator-Funktion.
»Ich bin Kelri Neret«, sagte er. »Und du unterstehst meiner Befehlsgewalt, J’erde.«
»Wer sagt das?«
»Herkon Lakiv, dein Anführer, dem du Gehorsam schuldest.«
Dana nickte kurz. »Gut.«
»Du wirst dorthin gehen, wo ich dich hinschicke, ist das klar? Ohne Widerspruch und ohne zu fragen.«
»Ja.«
Was hätte sie auch anders sagen sollen? Falls Herkons Gruppe sie ausstieß, war sie allein – und verloren. Das war ihr sehr wohl bewusst.
Die einzelnen Arbeitsgruppen auf dem Korridor umfassten jeweils nicht mehr als ein Dutzend Sklaven, sowohl Männer und Frauen.
Auf ein Signal hin setzten sich die Kolonnen in Bewegung.
Der Weg führte zunächst den Korridor entlang. Es war genau jener Weg, auf dem der Morax sie am Halsband geführt hatte, um sie in ihren Pferch zu bringen.
Bei einem Seitenblick bemerkte Dana in einem der Räume eine J’ebeem-Frau. Schlank, hochgewachsen und von gazellenhafter Geschmeidigkeit. Sie trug die Star Corps Kombination, die man Dana ganz zu Anfang auf gewaltsame Weise abgenommen hatte.
Nur der Magnetgürtel fehlte. Ihn hatte sich zusammen mit dem Translator und dem Ortungsgerät wohl ein anderes Gruppenmitglied unter den Nagel gerissen.
»Was ist das für eine Gruppe, zu der die Frau in der Star Corps Uniform gehört?«, wandte sich Frost an Kelri, da er der Einzige war, mit dem sie sich im Moment verständigen konnte.
»Das ist die Gruppe von Pantan D’aerte.«
»Ist das ein Verwandter des großen Milan D’aerte?«
»Ja, aber ein weitläufiger Verwandter. Für eine Neue fragst du ziemlich viel, J’erde !«
»Ich weiß gerne Bescheid.«
»Kann ich verstehen.« Er gab Dana einen Stoß gegen die Schulter. Es tat höllisch weh, da sie überall Blutergüsse hatte. Aber sie ließ sich nichts anmerken. »Wenn du den Gedanken hegen solltest, dir deine Uniform zurückzuholen, dann vergiss es.«
»Weshalb?«
»Erstens weil du eine langsame J’erde bist. Deine Gegnerin wird dich windelweich geprügelt haben, ehe du auch nur versucht hast, sie anzugreifen.«
»Und zweitens?«
»Da diese Gruppe von Pantan D’aerte angeführt wird, würdest du sofort die besondere Aufmerksamkeit des großen Milan erregen.« Kelri musterte Dana auf eine völlig ungeniert abschätzende Weise. »Nackt sahst du ganz passabel aus – für eine J’erde natürlich. Aber man sagt Milan D’aerte einen Hang zum Exotischen nach.«
»Deine Warnung versteh ich immer noch nicht.«
»Entweder es liegt am Translator oder an der Beschränktheit deines J’erde-Gehirns. Kein Wunder, ihr wisst ja auch erst seit gut 200 Jahren, was Raumfahrt bedeutet. Wir J’ebeem hatten hingegen schon ein Imperium, als ihr gerade den Ackerbau entdeckt habt!«
Offenbar rechnete der Translator die Zeitangaben des J’ebeem in irdische Maßstäbe um.
Für Kelris rassistische Großspurigkeit hatte Dana Frost nur ein müdes Lächeln übrig. »Im Augenblick sind wir beide Gefangene«, stellte sie nüchtern fest.
»Stimmt«, sagte Kelri und fügte dann in gedämpfte Tonfall hinzu: »Nimm dich in Acht. Du wärst nicht die erste Frau, die erst die Aufmerksamkeit Milan D’aertes erregt und ihre Vorteile ziehen wollte, ehe sie schließlich im Müllkonverter verschwand. Erwarte nicht, dass ich noch mehr dazu sage.« Er machte ein paar schnellere Schritte.
Frost blieb ihm auf den Fersen. »Eine Frage noch! Wie kommt es, dass du einen Translator besitzt – und dein Anführer Herkon Lakiv nicht?«
Kelri sah sie überrascht an. »Der Translator gehört nicht unserer Gruppe.«
»Wem dann?«
»Die technischen Geräte stellt Milan D’aerte uns jeweils für den Einsatz zur Verfügung. Den Translator genauso wie das Ortungsgerät mit der Strahlenmessfunktion.«
Dana verstand. »Einer der Gründe, weshalb wir ihm Gefolgschaft leisten …«
*
Am Ausgang der Sklavenhalle erwarteten sie Morax-Krieger mit vorgehaltener Waffe. Jeder Widerspruch war hier sinnlos.
Die Morax gaben knappe Befehle, die von den Translatoren übersetzt wurden.
»Den Korridor entlang, dann rechts!«, lautete der Befehl, der für Kelri und seine Gruppe maßgeblich war. »Schneller!«
Im Laufschritt wurde die Gruppe den Korridor entlanggeschickt. Dana schmerzte jeder Muskel und jeder Knochen im Leib. Aber nach den furchtbaren Prügeln, die sie bezogen hatte, war das auch nicht weiter verwunderlich.
Sie stellte allerdings fest,
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