Sternenfaust - 071 - Amok!
eine Ahnung, wie sich die leuchtende Materie Normalsichtigen darbot.
Daneben gab es eine Vielzahl schwacher und mittelstarker Strahlungen, die teilweise weit in den Bergstromraum reichten, so dass sie sich hier vor allen gängigen Ortungssystemen relativ sicher fühlen durften. Selbst wenn sie in absehbarer Zeit wieder Fahrt aufnehmen würden und den Normalraum verließen, würde dieser Mix aus Strahlungen dafür sorgen, dass sich ihre Spur in dem ohnehin vorhandenen Gewirr aus Quanteninformationen rasch verlor. Und zum dritten gab der Braune Zwerg nicht gerade viel Licht ab und ließ damit die Flotte auch weitgehend im Dunkeln.
Doch dank des Nebels und des nahen Sterns – und das war für Jefferson momentan das Wichtigste – gab es auch immer die zum Surfen nötigen Lines , obwohl der Begriff eigentlich ungenau war. Denn es handelte sich um Magnetfelder, an deren Rändern – den Linien – entlanggesurft werden konnte. Die Felder waren oft im Raum verdreht, sodass der Kurs häufig einer Acht entsprach, manchmal aber auch spiralförmig war, wobei der Surfer immer wieder an den Ausgangspunkt seines Ritts zurückkam. Vorausgesetzt er verlor nicht den Kontakt zur Line .
»Bevor wir rausgehen und unseren ersten Ritt unternehmen«, sagte Jefferson, »gibt es ein paar Tests, die ihr machen müsst, danach werde ich euer Wissen in Bezug auf Qu-Bits, Strings, Bran-Physik und Protyposis auf Vordermann bringen. Dann wenden wir uns dem praktischen Teil der Angelegenheit zu. Jeder von euch, der dann noch dabei ist, wird sich sein eigenes Board bauen. Das ist einfacher, als ihr vielleicht glaubt. Das, was dann auf euch wartet, aber sicher nicht!«
»Und die, die durch Ihr strenges Raster fallen, Sir?«, fragte Marine Ali Miller. »Was passiert mit denen?«
»Darauf wollte ich noch zu sprechen kommen«, antwortete Jefferson. »Hier wird niemand ausgeschlossen, bloß weil er es nicht auf ein Board schafft. Jeder, der in zwei, drei Tagen draußen sein Glück versucht, benötigt ein Team, das ihn betreut. Alleine überlebt auch der beste Surfer nicht!«
Wenig begeistertes Gemurmel ertönte. Doch Jefferson winkte unwirsch und fuhr fort: »Wer sich mit dieser Möglichkeit, notfalls auch in der zweiten Reihe zu stehen, nicht abfinden kann, sollte jetzt verschwinden. Es ist immer das Team, das gewinnt. Und da wir unser Vorhaben mit einem Rennen krönen wollen, brauchen wir Teams, gute Teams. Also, wem das nicht schmeckt, der kann jetzt gerne gehen und sich gepflegt alleine langweilen. Wer bleibt, muss diese Bedingungen akzeptieren!«
Er machte eine kurze Pause, um den verschiedenen Cliquen und Grüppchen Gelegenheit zu geben, seine Forderungen zu diskutieren. Als er zur Seite trat, sah er, dass nicht nur Crew-Mitglieder und Marines seinem Vortrag gelauscht hatten. Normalerweise legte Lieutenant Commander und Erste Offizier Stephan van Deyk großen Wert auf korrekte Kleidung, eine saubere, akkurat gebügelte Uniform und glänzende Schuhe. Anders kannte man ihn an Bord gar nicht. Während man sogar Dana Frost gelegentlich in legerer Sport- oder Freizeitkleidung antraf, etwa wenn sie auf dem Weg in den Fitnessraum zum Kendo-Training war, sah man van Deyk außerhalb seiner Kabine nie anders als in Uniform. Umso überraschter war Jefferson, ihn jetzt in einem lässigen Sportdress zu entdecken, mit einer tief in die Stirn gezogenen Mütze, die Augen hinter einer getönten Brille verborgen. Er musste zweimal hinschauen, bevor er ihn erkannte. Da sich van Deyk ganz hinten in seinem Büro, das gleichzeitig eine Werkstatt war, herumdrückte, war Jefferson klar, dass er nach Möglichkeit nicht erkannt werden wollte.
Spioniert er uns nach oder will er etwa mitmachen? Er warf dem I.O. einen fragenden Blick zu, den der, unangenehm berührt, mit einer ungeduldigen Handbewegung abwehrte. Jefferson verstand und wandte sich wieder der Gruppe zu.
»Also, wir sind mit den Modalitäten einverstanden, Sir«, sagte Marine Ali Miller für alle im Raum Anwesenden.
»Sehr gut. Dann wollen wir sofort loslegen und unsere Übungs-Termine mit den Dienstplänen abstimmen …«
*
Es war mehr als eine Ahnung, es war Gewissheit. Sie beobachteten ihn in genau diesem Augenblick. Es war ihnen ja auch nicht zu verdenken. Gewiss feixten sie vor dem Monitor und sahen zu, wie er die rohen Knollen vertilgte, die sie ihm wunschgemäß serviert hatten. Mit der Andeutung eines Grinsens nickte er in die Richtung, in der er eine der Überwachungskameras
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