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Sternenfaust - 071 - Amok!

Sternenfaust - 071 - Amok!

Titel: Sternenfaust - 071 - Amok! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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vermutete, die ohne Zweifel an mehreren Stellen in der Decke der Zelle eingebaut waren. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, jede einzelne von ihnen zu lokalisieren. Eine zu genaue Untersuchung der Zellendecke hätte seine Bewacher ohne Frage misstrauisch gemacht.
    Das zarte Pflänzchen des Vertrauens, das zwischen den Wächtern und ihm wuchs, wollte er hegen und pflegen, so lange es ihm nützlich war. Dieses neue, gute Verhältnis wollte er nicht aufs Spiel setzen. Caan hatte die Überwachungskameras selbst bislang nicht entdecken können. Er vermutete, dass nicht jede der metallenen Nieten, mit denen die Deckenpaneele befestigt waren, nur dem Halt der Paneele dienten, sondern sandkorngroße Linsen enthielten.
    Immer wenn er es wagte, einen Blick durch das Folienloch im Fenster der Zellentür nach außen zu werfen, hatte er seine Beobachter im Blick. Zweimal war es während der vergangenen Tage und Wochen passiert, dass einer der Wachhabenden ihn im gleichen Moment auf seinem Bildschirm beobachtete. Caan hatte dann immer großes schauspielerisches Talent entwickelt und seinen Kopf wie im Zustand tiefster Verzweiflung gegen das Schott knallen lassen. Sie hatten beide Male nur Sekunden später über die Gegensprechanlage mit ihm Kontakt aufgenommen und gefragt, was los sei.
    Mit großen mahlenden Bewegungen seiner Kiefer zerkleinerte er die rohen Kartoffeln und schluckte sie tapfer hinunter. Sie hatten ja keine Ahnung, welchen Gefallen sie ihm gerade getan hatten. Trotz ihrer zahllosen Untersuchungen, während er von ihrem tückischen Gas betäubt war, verstanden sie von seiner Körperchemie rein gar nichts. Auch hatten sie nicht den Schimmer einer Ahnung, wie seine Organe funktionierten. Und das war gut so!
    Jetzt fehlte nur noch eins. Der Morax schob das leer gegessene Tablett zurück in die Schleuse. Wie üblich hatte er die Behälter, das Geschirr und die Essensreste zu einer Komposition der Verwüstung arrangiert. Er musste seinem Image treu bleiben.
    »Na, hat’s geschmeckt?«, erkundigte sich Harris durch die Gegensprechanlage. Die schwere Klappe schloss sich hinter dem Tablett. Nur weil der Kanal der Gegensprechanlage gerade offen war, hörte Caan, dass sich das Gegenstück der Durchreiche auf der anderen Seite öffnete.
    Dieser Kerl hatte ja keine Ahnung. »Bestens«, knurrte Caan, innerlich mit den Zähnen knirschend.
    »Noch mehr davon?«
    »Gerne, jederzeit.«
    »Gut, ich werde es dem Koch sagen.«
    »Eine Frage …« Caan spürte, dass er sich an die Höflichkeitsformeln und den freundlichen Tonfall zu gewöhnen begann. Mittlerweile verursachte die Verwendung von Wörtern wie »Bitte« und »Danke« immerhin keinen akuten Kopfschmerzen mehr bei ihm.
    »Ich wäre sehr dankbar, wenn die Zelle demnächst wieder mal anständig sauber gemacht würde!«
    »Ah, ja!«, sagte Harris erstaunt. Über die Kameras und Monitore der Gegensprechanlage sahen sich der Morax und der Marine eine Weile schweigend an.
    Caan ahnte, dass sein Bewacher jetzt heftig in seinem Inneren mit sich rang. Die Tatsache, dass Caan vor nicht allzu Zeit einen der Reinigungsroboter zu Schrott verarbeitet hatte, warf angesichts seines friedlichen Verhaltens jetzt zweifellos ein paar Fragen auf – auch bei diesen zurückgebliebenen Sklaventieren.
    Es wäre Caan natürlich keineswegs recht gewesen, wieder einmal betäubt zu werden, aber er musste mit dieser Vorsichtsmaßnahme seiner Feinde rechnen. Unter Aufbietung seiner gesamten mimischen Fähigkeiten blickte Caan seinen Bewacher mit großen, weit aufgerissenen Augen so treuherzig wie möglich an und neigte dabei den Kopf leicht zur linken Schulter.
    Oh ja, er hatte viel gelernt, seit er sich in der Hand der Menschen befand …
     
    *
     
    Sein Blick verlor sich in der imposanten Unendlichkeit. Auch die grandiose Kulisse des Gasnebels konnte nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass er sich wie ein Staubkorn fühlte, allein im Nirgendwo. Ewigkeiten entfernt von dem nicht mehr wahrnehmbaren Bezugspunkt – jenem fragilen Metallgehäuse, das seit so langer Zeit bereits sein zweites Zuhause war, der STERNENFAUST. Miller gab sich für ein paar Momente dieser erhabenen Atmosphäre hin und genoss es, sich so dem unendlichen Raum überlassen zu haben.
    Auch von Jefferson war längst nichts mehr zu sehen. Irgendwo weit vor ihm musste er sich befinden, wahrscheinlich betrug sein Vorsprung mittlerweile zehn, vielleicht sogar zwanzig Kilometer. Doch was bedeuteten in dieser Umgebung schon

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