Sternenfaust - 073 - Gefangen im Zentrum (1 of 2)
Clans Platz, Lebensraum und Jagdgebiet zu bieten.
Die Außenbezirke selbst waren, zumindest so weit Kru wusste, fest in den Tentakeln der Ssnashkk , die sie eifersüchtig gegen jeden Eindringling verteidigten. Sie waren widerliche Wesen mit einem unangenehmen Charakter und zu nichts nütze – wäre da nicht ihr Gift gewesen. So tödlich eine volle Dosis davon auch war, so heilkräftig war es in vieltausendfacher Verdünnung für die Krrkokk. Außerdem lieferte es einen Stoff, aus dem halluzinogene Träume gesponnen waren für die Nennend und andere ihnen ähnliche Wesen.
Sein Wert lag unter anderem darin begründet, dass das Gift so schwer zu bekommen war, denn jeder, der sich auf eine Konfrontation mit einem Ssnashkk einließ, riskierte nicht nur sein Leben. Normalerweise war es nahezu unmöglich, einen einzelnen Ssnashkk zu erwischen. Sie bildeten Rudel aus mindestens 36 Individuen, und es gab nur eine einzige Gelegenheit, zu denen sich hin und wieder eins von ihnen aus dem Rudel absonderte.
Kein Krrkokk wusste, welchem Zweck diese Phasen der Zurückgezogenheit dienten, und es war auch unwichtig. Es galt nur, lange genug im Gebiet der Ssnashkk unentdeckt zu bleiben, bis einer von ihnen sich absonderte, ihm zu folgen und im günstigsten Augenblick anzugreifen. Dennoch war und blieb es ein unkalkulierbares Risiko, das schon mancher Krrkokk mit dem Leben bezahlt hatte. Doch Kru war ein überaus geschickter und deshalb erfolgreicher Jäger und dies sein sechzehnter erlegter Ssnashkk . Er konnte es kaum erwarten, den Stachel nach Hause zu bringen und zu verkaufen, nachdem er genügend bewundert worden war.
Er machte sich auf den Rückweg, wobei er jede mögliche Deckung ausnutzte, denn solange er sich im Gebiet der Ssnashkk aufhielt, war er in Gefahr. Es gab Gerüchte, dass ein sterbender Ssnashkk einen für die Krrkokk unhörbaren Laut ausstieß, der auf der Stelle seine Artgenossen auf den Plan rief. Und wehe dem Krrkokk, der dann von ihnen erwischt wurde. Ein grausamer Tod war ihm gewiss, selbst wenn er nicht den sichtbaren Beweis seiner Tat in Form eines abgetrennten Ssnashkk -Stachels bei sich trug.
Doch Kru hatte Glück und erreichte unangefochten die unsichtbare Grenze, die das Territorium der Ssnashkk von dem der Krrkokk-Clans trennte. Mochte auch manch ein mutiger Krrkokk sich zur Jagd auf deren Gebiet wagen, so kam doch umgekehrt niemals ein Ssnashkk in den Sektor des Krolu’n , den die Krrkokk beanspruchten. Und darüber war nicht nur Kru überaus froh.
Er stutzte, als er einen jener Bereiche passierte, der eine Öffnung nach Tiefland besaß. Niemand, der im Krolu’n lebte, ging ins Tiefland hinunter, obwohl es Berichte gab, dass einige wenige sich schon einmal dorthin vorgewagt hatten. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Bewohner von Krolu’n in ihrem Reich blieben und die Tiefländer dort unten in ihrem. So war es schon immer gewesen. Jedenfalls wurde es seit Generationen so gehandhabt. Es gab allerdings Legenden, dass das einmal anders gewesen war. Doch niemand konnte sich noch an jene Zeit erinnern, falls die Legenden tatsächlich der Wahrheit entsprachen.
Jetzt aber sah Kru dort unten Tiefländer-Wesen in einer Anzahl, die mehrere Ssnashkk -Rudel umfasste. Und es sah so aus, als wollten sie ins Krolu’n eindringen. Kru wartete nicht, bis die ersten den Eingang erreichten. Er rannte so schnell er konnte zur Siedlung seines Clans und gab Alarm.
*
Der in den Himmel aufragende Halbring wirkte nicht nur wie ein Tor zu einer anderen Welt, er schien tatsächlich ein solches zu sein. Soweit die Scanner seine Struktur zu erfassen vermochten, bestand er aus behauenem Stein. Dahinter begann ein weiteres Felsengebiet, das sich auf den ersten Blick in nichts von dem unterschied, durch das die Gruppe bisher auf dieser Ebene gekommen war. Doch etwas war anders hinter dieser Grenze. Etwas, das man nicht messen, sondern nur fühlen konnte. Doch jeder von ihnen spürte es auf die eine oder andere Weise. Ganz besonders Bruder William.
Der junge Mönch fühlte sich äußerst unwohl, seit sie hinter den Halbring getreten waren. Es war nicht nur das Gefühl, von tausend Augen beobachtet zu werden. Es war noch etwas anderes. Doch er sah sich außerstande, es in Worte zu fassen. Schließlich hätte er dazu das Gefühl überhaupt erst einmal identifizieren müssen, und das war ihm aus Gründen, die er selbst nicht begriff, unmöglich.
»Was ist mit Ihnen, William?«
Danas Stimme riss ihn aus
Weitere Kostenlose Bücher