Sternenfaust - 081 - Der Hohe Rat
letzter Zeit auffällig oft mit Ex-Lord Manager Jurij R. Diaz getroffen – das macht mich misstrauisch. Vielleicht geht da etwas vor, was besser in das Licht der Öffentlichkeit gehört. Hinzu kommt, dass mir Beweise über die Herkunft des PFS-Virus vorliegen, die Rudenko ebenfalls offenbar nicht publik machen will.«
»Wie bitte?« Dana Frost saß mit einem Mal stocksteif da. Ihre Stimme beim nächsten Satz war fast tonlos. »Sagen Sie nicht, es waren doch die Dronte …«
»Nein, die Bedrohung war wohl eher, äh, hausgemacht . So wie es aussieht, hat der Far Horizon -Konzern das Virus entwickelt. Wie es allerdings freigesetzt wurde, weiß anscheinend niemand so genau. Unklar ist auch, in wessen Auftrag der Konzern dieses biologische Monster hergestellt hat. Aber, Dana, da stimmt etwas nicht. Sie waren noch nicht wieder auf der Erde, aber ich kann Ihnen sagen, die Situation – auch nach der erfolgreichen Bekämpfung der Seuche – droht immer noch zu eskalieren. Panik und Angst sind an der Tagesordnung.«
Dana wurde schwindelig. Sie konnte es kaum fassen. Far Horizon ! Was sollte dieses riesige Unternehmen dazu bewegt haben, dieses Angst-Virus zu erschaffen? »Aber … wenn Rudenko und Ihnen diese Informationen vorliegen, warum machen Sie die dann nicht publik? Das würde die Situation doch beruhigen, oder nicht?«
»Das habe ich mir auch gesagt, Captain. Aber so einfach ist es nicht. Rudenko weigert sich, die Situation aufzuklären. Zusätzlich verbündet er sich mit Diaz, anstatt sich direkt an Far Horizon zu wenden. Dana, ich habe ein komisches Gefühl bei der Sache.«
»Kann ich verstehen«, murmelte der Captain der STERNENFAUST. Dann nahm sie sich zusammen. »Valentina, ich würde gern meinen Ersten Offizier mit bei diesem Gespräch haben. Soweit ich weiß, hat er bereits Erfahrung mit derartigen Situationen.«
»Kann man ihm vertrauen?«
»Wenn Sie mich um Hilfe bitten«, machte Dana klar, »dann müssen Sie auch meiner Crew vertrauen. Ohne sie geht es nicht.«
*
Van Deyks Beziehung zu Rudenko war eher misstrauischer Natur. Seit dem Putschversuch im Jahr 2236, bei dem der Rat der Solaren Welten während des ersten Kridan-Krieges kurzfristig ausgehebelt worden war, aber schließlich durch die Nicht-Anerkennung der Putschregierung durch einen Großteil des Star Corps abgewendet wurde, war van Deyk nicht sonderlich gut auf ihn zu sprechen. Es war immer noch nicht klar, was der damals noch junge Rudenko für eine Rolle dabei gespielt hatte, und van Deyk war damals als Captain auf der PLUTO einer der ersten gewesen, die sich gegen die Putschisten aufgelehnt hatten.
Stephan van Deyk kannte also Rudenko ein wenig besser – und vor allem länger – als Dana Frost und konnte seine Handlungen, die er seit jeher aufmerksam verfolgt hatte, besser einschätzen.
»Es würde allerdings Sinn machen, die Informationen über Far Horizon zurückzuhalten«, meinte er nachdenklich, als man ihm die Situation geschildert hatte.
»Allerdings nur für den Fall, das meine Theorie stimmt«, merkte Valentina Duchamp an.
»Von was für einer Theorie sprechen Sie?«, wollte Dana Frost wissen.
Die ehemalige GalAb-Agentin war jetzt voll in ihrem Element. Der alte Instinkt, Verschwörungen aufzudecken, selbst die abwegigsten Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, war in ihr erwacht. Ihr Blick wechselte zwischen Frost und van Deyk hin und her.
»Ich vermute eine Verbindung zwischen Rudenko und Far Horizon . Warum sonst sollte er die uns zugespielten Beweise nicht öffentlich machen? Es passt dem Vorsitzenden des Hohen Rates erstaunlich gut in den Kram, dass die Solaren Welten derzeit in xenophober Panik versinken. Das festigt nur seine konservative Position im Rat. Zusätzlich war er es, der Diaz und das Gegenmittel aus dem Hut zaubern konnte. Rudenko ist im Moment der Held der Menschheit, dessen diplomatisches Geschick in den Verhandlungen mit dem Ex-Lord Manager überall bewundert wird. Politisch hat das PFS-Virus ihn nur gestärkt.«
Dana sog scharf die Luft ein. »Das würde ja heißen, Sie verdächtigen Rudenko derjenige zu sein, der … das PFS-Virus oder zumindest seine Freisetzung in Auftrag gegeben hat?«
»Das wäre die logische Schlussfolgerung, ja, Captain.«
»Ist diese Verbindung auch wirklich abhörsicher?«, flüsterte van Deyk in Danas Ohr.
Frost nickte. »Die Codes des Hohen Rates sind absolut sicher, I.O.«
Der Erste Offizier starrte mit unbewegter Mine auf das Bild von Duchamp auf dem
Weitere Kostenlose Bücher