Sternenfaust - 081 - Der Hohe Rat
bringen, um dort mit dem derzeitigen Lord Manager über eventuelle Verbindungen zu Diaz und Rudenko zu sprechen und eine Stellungnahme zu erwirken. Dabei geht es vor allem um das Virus-Gegenmittel, und ob man dort eine Gegenleistung dafür erhalten hat – oder noch erwartet.«
Unruhe machte sich unter den Anwesenden Offizieren breit. Nur der Schiffsarzt Dr. Tregarde hatte die Eröffnungen gelassen hingenommen.
»Haben Sie schon konkrete Theorien, was den Genetics die Unterstützung eines solchen ungeheuerlichen Vorgangs bringen könnte?«, fragte er jetzt.
»Leider nein, nichts Konkretes«, gab van Deyk zurück. »Denkbar wären politische Angebote. Die Lockerung der Gen-Gesetze. Eine Reintegration der Drei Systeme in die Solaren Welten, um außenpolitisch und wirtschaftlich besser gegen Fremdrassen dazustehen.«
»Wie wäre es damit …«, hob Ashkono Tregarde an. »Die Genetics schieben ihren Lord Manager Diaz ins Exil ab – mit dem konkreten Ziel, den für sie scheinbar wertlosen Herrscher über die Drei Systeme über eine Rettungsmission und den darauf folgenden Asylantrag äußerst geschickt und unauffällig in die Solaren Welten einzuschleusen.«
Van Deyk und Dana Frost sahen erst sich, dann Tregarde verblüfft an. Das war kein unlogischer Gedankengang.
»Das wäre sicher nicht auszuschließen«, meinte Dana Frost zögernd.
»Überlegen Sie doch einmal!«, fuhr Tregarde fort. »Mir schoss dass bei Ihren Ausführungen geradezu überdeutlich in den Sinn: Der ehemals mächtigste Genetic auf der Erde; ein Virus, dass nur mit Hilfe der Drei Systeme bekämpft werden kann – kommt das Ihnen nicht auch sehr seltsam vor?«
»Dann würden wir mit einer Beteiligung Rudenkos an der Virus-Geschichte einen Schritt zu kurz gedacht haben«, meinte Botschafter Maunga jetzt nachdenklich.
Auch Bruder William schaltete sich nun in die Diskussion ein. »Ja, das wäre möglich. Bedenken Sie nur: Rudenko als Marionette der Genetics! Ihm blieb keine andere Wahl während der Virus-Krise, als auf den Ex-Lord Manager und seine Verbindungen zurückzugreifen.«
»Was, wenn das von Anfang an der Plan war?«, setzte Tregarde nach. »Die Ausrangierung von Diaz eine Finte, ein Plan, die Solaren Welten zu unterwandern und die Regierung mit dem Gegenmittel zu erpressen.«
»Wer weiß, ob wir nicht schon von den Genetics regiert werden!«, murmelte Waffenoffizier Mutawesi.
»So weit hat selbst Valentina nicht gedacht«, flüsterte Dana ihrem I.O. ins Ohr.
Dieser nickte nur. Er musterte den Schiffsarzt mit aufmerksamem Blick. Schlaues Kerlchen, dieser Tregarde. Insgeheim ärgerte sich van Deyk, nicht von selbst auf so eine Theorie gekommen zu sein. Ein ebenso perfider wie raffinierter Plan. Warum wundere ich mich eigentlich nicht, dass ausgerechnet Tregarde mit dieser Theorie aufwartet? Plötzlich fühlte er bei dem Anblick des Schiffsarztes ein gewisses Unbehagen.
Aorangi Maunga hatte die Arme vor den Brust verschränkt und wiegte den Kopf hin und her. »Rudenko hat durch die Geschichte mit dem Virus und nicht zuletzt durch die Beschaffung des Gegenmittels seine Machtposition gestärkt. Ein perfektes Sprungbrett für mehr. Sollte er durch gezielte Panikmache versuchen, mit seinen Ansichten über eine stärkere Position der Solaren Welten zu punkten und sich zum absoluten Herrscher aufzuschwingen, dann …«
»Nun gut, warten wir ab, was Canetti uns zu sagen hat – und ob er überhaupt bereit ist, mit uns zu sprechen«, schloss Dana Frost jetzt die Sitzung. »Gehen Sie bitte auf Ihre Stationen zurück! Santos, bereiten Sie einen Berstromraum-Flug nach Darelis vor. Ich werde in Kürze die Mannschaft informieren.«
»Glauben Sie ja nicht, Sie könnten den Spaß ganz alleine für sich haben!«, warf Sergeant Telford sofort grinsend ein. »Wenn auch nur Teile dessen stimmen, was Sie gerade gesagt haben, dann werden wohl alle Crew-Mitglieder mitmachen. Und der L.I. und ich sind sicher besonders motiviert!«
Dana lächelte. »Danke, dass Sie das so sehen. Hoffen wir, das auch genug andere Crew-Mitglieder so denken. Mit einer Handvoll Leuten können wir das Schiff nicht fliegen.«
*
Auf die kurze Ansprache des Captains hatte es keine größeren Reaktionen gegeben, als dass ein paar Diskussionen über die Natur ihrer nächsten Mission entbrannt waren. Ansonsten war die Mannschaft der STERNENFAUST komplett an Bord geblieben. Sie vertraute ihrem Captain, so schien es.
Die Bergstromraum-Passage nach Darelis verlief ohne
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