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Sternenfaust - 081 - Der Hohe Rat

Sternenfaust - 081 - Der Hohe Rat

Titel: Sternenfaust - 081 - Der Hohe Rat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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angeblich aus diesen Labors entwichen ist? Valentina fragte sich, ob ihr Begleiter möglicherweise mehr über die Zusammenhänge wusste, unter welchen Umständen und in wessen Auftrag das Virus entwickelt worden war. Schnell nutzte sie ihre Chance, so zu tun, als wüsste sie genau worum es ging, und blinzelte ebenso neckisch zurück.
    Nach einem Bioscan öffnete sich das gegenüberliegende Schott zum Inneren der Anlage. Hier mussten sie in einen Antigrav-Lift steigen, der sie weit unter die Oberfläche des Mars brachte.
    Mit einem Augenblick war das beklemmende Gefühl der Isolation aus Valentina verschwunden. Während in den bisherigen Stationen ihrer Besichtigung eine fast unnatürlich wirkende Ruhe und Bedächtigkeit geherrscht hatte, rannten hier unzählige Wissenschaftler in Schutzanzügen durcheinander. Der sich vor ihnen ausbreitende Korridor erstreckte sich in einem strahlenden Weiß. Jeder Winkel der Etage war in gleißend kaltes Licht getaucht.
    Valentina Duchamp konnte die gesamte Etage überblicken. Das war möglich, weil sämtliche Wände der einzelnen Räume komplett aus Glas zu bestehen schienen. Vom Fußboden bis zur Decke waren es in etwa fünf Meter, schätzte sie, und bis zum anderen Ende dieses Stockwerks bestimmt das Zehnfache davon. Der Korridor wurde von sich aneinanderreihenden gläsernen Würfeln gebildet, rechts und links jeweils fünf Stück. Die Glaskuben reichten nicht bis an die Decke und waren – zumindest die aneinander angrenzenden Einzellabors – untereinander mit Schleusen verbunden. Abluftschläuche und Leitungen führten zu allen Seiten aus den Glasräumen heraus.
    Jetzt sah Valentina auch, dass es nur den Eindruck machte, als würden sämtliche Wissenschaftler durcheinanderlaufen. Pro Laborkubus waren es nicht mehr als drei Konzern-Mitarbeiter. Durch die gläsernen Wände allerdings machte der Raum den Eindruck, ein Ganzes zu sein.
    »Beeindruckend«, murmelte sie.
    »Beeindruckend, nicht wahr?«, rief der junge Laborant. Seine Stimme klang durch die zwei Lagen von Schutzkleidern nur gedämpft an Valentinas Ohr. Er hatte ihren gemurmelten Kommentar wohl nicht gehört.
    »Ja! Sehr!«, gab Duchamp zurück.
    Langsam wanderten sie den hellen Gang hinauf.
    Ungeduldig wartete die trainierte Spionin auf Kommentare ihres Führers, doch der hielt sich nun etwas zurück und blickte selbst neugierig zu den Versuchsaufbauten einzelner Labors herüber. Valentina beschloss, etwas zu riskieren und das Gespräch in die Richtung zu lenken, die mehr Informationen versprach.
    »Werden hier auch Viren gentechnisch verändert und gezüchtet?« fragte sie beiläufig.
    »Aber ja. Seitdem die Genetics mit dem Dronte-Virus DV-1 die Solaren Welten vor dem Untergang zu retten vermochten, stehen biologische Waffen und die Entwicklung solcher wieder ganz oben auf der Liste der angeforderten Leistungen«, berichtete der Laborant freimütig. »Leider haben wir hier nicht mal halb so gute Voraussetzungen wie die Forscherkollegen in den Drei Systemen .«, setzte er mit einigem Bedauern hinzu. »Aber vielleicht ändert sich das ja demnächst!« Seine Stimme war bei den letzten Worten wieder deutlich fröhlicher geworden.
    Valentina hatte aufmerksam zugehört und ihr Agentensinn schlug sofort an. Sie witterte eine Spur!
    »Ich sehe, Sie genießen das Vertrauen der Konzernleitung!«, bemerkte sie unschuldig.
    »Nun, so oft wie Ex-Lord Manager Diaz in letzter Zeit mit Franz Jackson spricht? Ich glaube, unser Konzernsprecher hat da noch ein paar Asse im Ärmel. Vielleicht kann der Genetic unsere Forschungssituation ja mit Know-how über neue Methoden und Techniken aufrüsten!«
    Duchamp durchfuhr es heiß und kalt. »Eine solche Verbindung könnte natürlich den Entwicklungen des Far Horizon -Konzerns durchaus von Nutzen sein, da haben Sie recht.«
    Der junge Mann mit den Locken zuckte mit den Schultern. »Ja, vielleicht hätten wir nicht nur mit dem PFS-Virus experimentieren, sondern auch das Gegenmittel hier in unseren Labors herstellen können.«
    »Sie hatten kein Antivirus, obwohl …«
    »… obwohl wir hier mit dem PFS-Virus gearbeitet haben? Ja, so weit waren wir mit dem Virus noch nicht. Wir waren zunächst sehr glücklich, damit experimentieren zu können. Umso besser war es dann natürlich, dass der Ratsvorsitzende so gute Beziehungen zu Jurij Diaz und Franz Jackson unterhält. Aber da erzähle ich Ihnen ja auch sicher nichts Neues.«
    Da war er – der endgültige Hinweis, den Valentina gesucht hatte.

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