Sternenfaust - 081 - Der Hohe Rat
Ein Mitarbeiter der unteren Ebene hatte den Inhalt von Franz Jacksons Dateien bestätigt. Die Sonden hatten nichts mit dem Virus zu tun. Eigentlich hatten die Ärzte das schon vorher bestätigt, doch hier war der beste Beweis dafür, dass ihr Agentensinn sie nicht getrogen hatte und dass die Verbindungen zwischen Diaz und Rudenko weiterreichten und kein bloßer Zufall waren. »Mit welcher Absicht sollte jemand ein Virus wie die PFS-Variante entwickeln lassen wollen?«
Der Laborant hielt inne und drehte sich zu der Sicherheitsberaterin um. »Nun, in die Forschungen um die PFS-Variante bin ich nicht direkt eingebunden, ich betreue andere Projekte. Aber vielleicht weiß der Ratsvorsitzende ja mehr …« Wieder zwinkerte der junge Mann ihr zu.
»Ja, vielleicht sollte ich das tun«, sagte Valentina mechanisch.
Sie begann sich zu fragen, ob diese ganze Geschichte nicht doch eine Nummer zu groß für sie geworden war – der Arm der Verschwörung schien weit über Rudenko hinaus in die Welten der Genetics hineinzureichen …
*
Rudenkos heiße Braut war wieder abgereist. Und sie hatte ihn noch nicht einmal nach seinem Namen gefragt!
Der Laborant Jonathan Fingus sah dem Shuttle, das Valentina Duchamp vom Mars zurück zur Erde brachte, noch eine Weile sehnsüchtig auf dem Bildschirm nach. Er seufzte tief. In gewisser Weise war er froh, dass Rudenkos Sicherheitsberaterin den Weg in die Labors von Far Horizon gefunden hatte, und nicht der Vorsitzende des Hohen Rates selbst. Der hatte zwar schon des Öfteren angekündigt, selbst einmal vorbeizukommen, um sich die Anlage anzusehen, aber tatsächlich war er noch nie hier gewesen.
Seltsam , dachte Fingus, dass Rudenko gerade seiner Sicherheitsberaterin so großes Vertrauen entgegenbringt, dass er sie hierhin schickt. Aber er wird schon wissen, was er tut.
Einerseits war es ein wenig verwirrend gewesen, dass die Frau so viele Fragen das Virus betreffend gestellt hatte. Die Zusammenhänge hatte ihr Rudenko sicherlich schon dargelegt.
Andererseits wäre Jonathan Fingus so der Anblick dieser absoluten Traumfrau entgangen, als die sich Valentina Duchamp entpuppt hatte. Sie würde ihn noch lange in seinen Fantasien und Träumen begleiten. Da war er sich ganz sicher.
*
Lieutenant Santos hatte seine Navigationskünste wieder einmal unter Beweis gestellt: Die STERNENFAUST trat genau am berechneten Punkt, rund vier Lichtstunden vom Epikur-System entfernt, aus dem Bergstromflug wieder in den Einsteinraum ein.
Er wählte einen Kurs, auf dem der Sondereinsatzkreuzer in den nächsten 3 Stunden auf relative Nullgeschwindigkeit abbremsen konnte, ohne dem Gasplaneten Epikur VII zu nahezukommen. Epikur II, der einzige bewohnbare Planet des Epikur-Systems, war nur spärlich besiedelt, doch: »Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!«, wie van Deyk verkündete. Schließlich wollte es niemand darauf ankommen lassen, von den Genetics beim »Herumschnüffeln« erwischt zu werden. Welche Waffen die genoptimierten Menschen in der Zwischenzeit entwickelt haben mochten, daran wollte Taktik-Offizier Robert Mutawesi besser nicht denken. Es lag durchaus im Bereich des Möglichen, dass die Genetics im letzten Jahr eine neue, unbekannte Waffengeneration in ihre Schiffe eingebaut hatten.
Dana und van Deyk hatten daher Botschafter Maungas Vorschlag angenommen, sich nur mit einem Shuttle dem Ziel ihrer Reise, dem Epikur VII-Mond Themista, zu nähern.
Dana rief Botschafter Maunga auf die Brücke, so wie er es gewünscht hatte. Er wirkte, als freue er sich auf die Mission und wandte sich direkt an Frost. »Captain, ich hatte vor Kurzem eine Verbindung zu meinem Kontaktmann. Er erwartet uns bereits und hat mir zugesichert, einige Informationen für uns zu haben.«
»Freut mich, dass wir nicht umsonst hergekommen sind!«, antwortete Dana Frost. »Was können Sie uns über den dritten Mond und Ihre Kontaktperson sagen?«
»Mond III ist ein Trabant mit Atmosphäre, die einen besonders hohen Methananteil aufweist. Für normale Menschen ist es dort nicht möglich, sich ohne Atemmaske zu bewegen. Die Schwerkraft hat mit 0,9 g annähernd Erdniveau, dahingehend sollte es keine Probleme geben. Allerdings wird Epikur VII regelmäßig von starken Ionenstürmen heimgesucht, die Kommunikation, Ortung und Navigation auch auf Themista beeinflussen. Daher auch die Forschungsstation, in der mein Kontaktmann arbeitet. Die Annäherung des Shuttles dürfte wegen der Ionensturmausläufer nicht ganz leicht
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