Sternenfaust - 084 - Der Fremde
Bremsdüsen. Er hatte Glück – sie schienen ebenfalls noch intakt.
Dana fasste sich als Erstes wieder. »Danke, Lieutenant. Bitte geben Sie mir Bescheid, wenn Sie einen Überblick über den entstandenen Schaden haben. – Lieutenant Jamil, können Sie auch die Krankenstation erreichen? Wir haben immer noch eine erhöhte Strahlenbelastung.« Sie strich sich mit der Hand über die Stirn. Ihr Kopf schmerzte. Wahrscheinlich hatte sie eine leichte Gehirnerschütterung. Dana nahm sich zusammen. Der Schock über dieses Ereignis waberte förmlich spürbar durch die Brücke und Dana wusste, dass jetzt alle auf sie sahen. Los, nimm dich zusammen! , sagte sie sich. Der Captain ist auch immer ein Vorbild.
Ihre Stimme klang wieder ruhig und klar, als sie fortfuhr. »Und wenn Sie Dr. Tregarde erreicht haben, versuchen Sie, die SONNENWIND zu rufen. Wenn Sie sie in einer halben Stunde nicht erreicht haben, starten Sie eine Bergstromsonde mit einem Notfunkruf, um sie im Parallelraum zu orten. Wir hatten uns ja gegenseitig auf dem Schirm, vielleicht hat sie registriert, dass wir aus dem Bergstromraum geworfen wurden. Sonst könnte es eine Weile dauern, bis wir uns wiederfinden!«
Susan Jamil erwachte mit ein paar Sekunden Verzögerung aus der Starre. »Jawohl, Ma’am.«
Die junge Kommunikationsoffizierin drehte sich um und begann, an ihrer Konsole herumzuhantieren.
Auch die anderen Brückenoffiziere wandten sich wieder ihrer Arbeit zu – dem Aufräumen.
*
Yngvar MacShane beobachtete den Fremden aufmerksam. Bisher war dieser immer mit voller Konzentration ihren Versuchen gefolgt, eine gegenseitige Verständigung zu erreichen und hatte mit regelrechtem Eifer zusammen mit MacShane die Dateien mit der Schrift der Toten Götter studiert, um darin Wörter zu finden, die er kannte. Bei einigen war der Versuch gelungen, aber es waren immer noch zu wenige, als dass eine wirkliche Verständigung hätte möglich sein können. Immerhin hatten sie sich jetzt darauf einigen können, dass die STERNENFAUST ein Raumschiff war und auch, was ein Computer so alles konnte. Ironisch dachte Yngvar, dass die Menschen so schon eine ganze Menge über sich preisgegeben hatten, aber andererseits nur wenig über den Fremden wussten.
Aber vielleicht konnte sich das ja noch ändern. Yngvar hatte dem Unbekannten gezeigt, wie er mit dem Computer selbst Bilder konstruieren konnte. Wenn man schon nicht die Sprache des anderen versteht, dann müssen es eben Bilder sein wie bei den Steinzeitmenschen , dachte MacShane zufrieden mit sich.
Seit einer guten halben Stunde war der Unbekannte aber wieder einmal tief in Meditation versunken. Jedenfalls war das der Begriff für den Zustand, auf den sich alle Betreuer des Fremden hatten einigen können und den die Diagnosegeräte laut Dr. Tregarde und Dr. Jennings anzeigten. Dem EEG nach zu urteilen, schien es sich um keinen wirklich tiefen Schlaf zu handeln, andererseits war der Fremde in diesem Zustand auch nicht ansprechbar und musste erst geweckt werden, wollte man etwas von ihm. Doch jetzt sah der Unbekannte dabei nicht so ruhig aus wie sonst, sein Gesicht wirkte beunruhigt und gleich einem Menschen zeigte seine Stirn eine tiefe Sorgenfalte. Manchmal öffnete er auch seine seltsamen grüngelben Augen und sah MacShane anklagend an. So jedenfalls empfand es der Kryptologe. Aber sowohl seine fragenden Augen als auch seine Gesten schienen nicht verstanden zu werden.
Schließlich hatte sich der Unbekannte wieder auf seine Liege gelegt und die Augen geschlossen gehalten. Er reagierte auch nicht mehr auf Ansprache.
So war er sicher einer der wenigen, die beim plötzlichen Ausfall der Bergstromaggregate nicht völlig überrascht waren. Selbst MacShane hatte sich eine Beule an der Stirn zugezogen, als die Geschwindigkeit so plötzlich gegen null gegangen war, das selbst die Antigravaggregate den Ruck nicht hatten aufhalten können. Er hatte sich nicht mehr festhalten können und war neben der Liege des Fremden zu Boden gegangen.
Nach dem Fall hatte MacShane sich kurz versichert, dass es dem Unbekannten gut ging – und bei dem flüchtigen Blick war ihm kaum aufgefallen, dass die Sorgenfalte auf der Stirn des Fremden nun verschwunden war.
*
»Das können Sie nicht tun, Captain Frost!«, protestierte Jennings lautstark. »Es gibt immer noch keinen Beweis dafür, dass der Fremde für diese Vorkommnisse verantwortlich ist. Wenn Sie ihn einfach betäuben, dann …«
»Wenn wir ihn einfach betäuben, und
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