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Sternenfaust - 087 - Amnesie

Sternenfaust - 087 - Amnesie

Titel: Sternenfaust - 087 - Amnesie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann & James Halske
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Da kann man letztendlich sehen, wo die Genetics sich hingezüchtet haben – sie werden irre an ihren eigenen Entwicklungen! Gut, dass das bei uns nicht passieren kann.« Ein grimmiger Ausdruck trat auf Rudenkos Gesicht. Verwirrt schaute er auf das Wasserglas in seiner Hand. Er hatte es zur Hälfte leer getrunken, schien sich aber nicht mehr zu erinnern, wieso oder warum er es überhaupt in der Hand hielt. Mit gerunzelter Stirn stellte er es auf den Nachttisch und ging zurück zur Leseecke.
    Wanda Ndogo wusste nicht, was sie sagen sollte. Es schien ihr nicht, als habe Gregor Rudenko seinen Zustand nur gespielt, immerhin hätte er seine Maske ja sicher irgendwann einmal fallen lassen müssen. Niemand hielt es über Monate hinweg durch, buchstäblich jeden in seiner nächsten Umgebung zu täuschen. Er schien wirklich zu glauben, was er sagte.
    Der Ratsvorsitzende nahm das angefangene Datenpad wieder zur Hand und begann weiterzulesen. »Hatten Sie nicht noch einen Termin mit Botschafterin Moll?«, fragte er dann, mit einem Tonfall, der besagte, das er nun gerne eine Weile für sich sein würde.
    Ndogo schaute auf ihren Armbandkommunikator und bemerkte, das dieser abgeschaltet war. Richtig, sie hatte ihn deaktiviert, weil sie ungestört mit Rudenko hatte reden wollen. Sie aktivierte das Gerät und sofort blinkte eine Nachricht auf, dass Jefica Moll mehrmals versucht hatte, sie zu erreichen. Die eingeblendete Uhrzeit sagte Wanda, dass sie bereits 45 Minuten zu spät dran war.
    »Oh, ja, richtig!«, sagte sie hastig, stand auf und wandte sich zum Gehen. »Wenn Sie noch etwas brauchen, dann rufen Sie nach mir, in Ordnung? Falls Sie sich nicht wohl fühlen sollten, erneute Kopfschmerzen zum Beispiel …«
    »Ich habe keine Kopfschmerzen. Mir geht es gut, danke.« Rudenko hatte nicht von seiner Lektüre aufgesehen und winkte nur kurz abwesend. Eine wegscheuchende Geste.
    Als Wanda die Tür zu Rudenkos Zimmer hinter sich schloss, sah sie grade noch ein Stück Stoff wie von einem Kleid in der sich lautlos schließenden Tür zum Raum der Botschafterin verschwinden.
     
    Jefica Moll hatte sich schnell hinter ihren Arbeitstisch bewegt und hatte gerade noch Zeit, einen betont desinteressierten Gesichtsausdruck aufzulegen, bevor Wanda Ndogo zaghaft an die Tür geklopft hatte und eingetreten war.
    Mit einem entschuldigenden Lächeln stammelte die dunkelhäutige Frau eine Entschuldigung. »Ich weiß, ich bin viel zu spät …«
    »Allerdings, Schätzchen!« Moll betrachtete ihre Fingernägel, reckte das Kinn vor und schaute ihre Assistentin mit halb geschlossenen Augen an. Der wieder einmal kräftig aufgetragene türkise Lidschatten schien wie geschaffen dafür, die in dieser Geste dargestellte Blasiertheit zu unterstreichen. »Können Sie mir verraten, wo Sie gesteckt haben? Nicht mal auf ihrem Kommunikator waren Sie zu erreichen!«
    Wanda machte einen zerknirschten Eindruck. Sie hatte die Hände verdreht zusammengefaltet und schlug die Augen nieder. »Wissen Sie, ich war drüben bei Rudenko, und …«
    Die Botschafterin hatte die Inspektion ihrer Nägel abgeschlossen und ihre Hände gefaltet auf der Tischplatte abgelegt. »Sie sind in den letzten zwei Tagen sehr oft Gast des Ratsvorsitzenden gewesen, Ndogo. Auffällig oft. Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie für mich und das Corps Diplomatique arbeiten und dass Rudenko seine eigene rechte Hand hat?«
    »Valentina hatte mich gebeten, dass …« Erneut ließ Moll sie nicht ausreden.
    »Es ist nicht unsere Schuld, dass Valentina Duchamp derzeit andere Dinge zu tun hat, dem Vorsitzenden zur Verfügung zu stehen. Ach, jetzt sehen Sie mich nicht so entgeistert an! Es dürfte niemandem entgangen sein, dass die Sicherheitsberaterin ebenfalls ein Interesse daran hat, ihren Chef endlich zu einer Aussage zu bewegen. Ob das aus dem Gedanken heraus geschieht, ihn zu beschützen oder sich von ihm zu distanzieren – keine Ahnung. Wahrscheinlich spioniert sie sogar noch im Auftrag ihrer alten Arbeitgeber, und nicht auf eigene Rechnung.«
    »Sie haben gelauscht!« Es war einfach so aus Wanda Ndogo herausgeplatzt. Anders konnte sie sich nicht erklären, wie die Botschafterin den Nagel so auf den Kopf hatte treffen können. Als Diplomatin besaß sie zwar ein gutes Gespür für Menschen, aber so empathisch wie die speziell ausgebildeten Christophorer konnte sie trotz allem nicht sein. Plötzlich erinnerte sich Wanda an den in der Tür verschwindenden Rockzipfel – und da fiel es ihr wie Schuppen

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