Sternenfaust - 087 - Amnesie
er gerne mitgenommen hätte.
»Ich muss nun einen Krankenbesuch machen«, entschuldigte sich Valentina ihrerseits gut gelaunt, »ich bitte die Herren, mich zu entschuldigen.«
Sie verließ die Zentrale der AMSTERDAM und suchte ihre Kabine auf. Nachdem sie eingetreten war, setzte sie sich auf den Bettrand ihres Zimmergenossen, schob seine kalte Kompresse etwas nach oben und fragte belustigt: »Alles in Ordnung, Peter?«
»Danke, Miss Duchamp«, schmunzelte der Angesprochene. »Bis darauf, dass ich mir, glaube ich, Plattfüße gelaufen habe, klappte die Kontaktaufnahme wie geplant.« Er fasste in eine Kitteltasche und holte einen Datenspeicher hervor. »Ich hatte mehrmals Zeit mit Professor Zimmerer zu reden. Und nachdem er sich von dem Schock des Verlustes erholt hatte, schaffte er alle Daten herbei, derer er habhaft werden konnte. Diesbezüglich denke ich, war es ein Volltreffer.«
Den der arme Kerl vielleicht ebenfalls mit seinem Leben wird bezahlen müssen. Valentina dachte an die makabre Ironie der Situation. Im Grunde bedienten sich die GalAb und die Solaren Welten genau der gleichen Methoden wie die Genetics. Aber darüber hatten sie auf seinem letzten Marsbesuch klar gesprochen. Und dennoch ist er geblieben. Um uns Zeit zu verschaffen? Doch plötzlich wurde sie von Peter in ihren Gedanken unterbrochen.
»Valentina, geh mal aus der Bahn, ich glaub ich muss nun wirklich mal …«
*
Sol-System, Weltraum nahe Merkur
Die SUNZI war wie vorausberechnet in der Nähe des Merkur aus dem Bergstromraum gefallen. Alles war wie geplant verlaufen. Die neuen Techniken hatten samt und sonders ihre Feuertaufe bestanden. Im Solaren System hatte niemand von dem Ankömmling Notiz nehmen können. In langsamer Fahrt fand der modifizierte Secundus-Raumer seinen Weg Richtung Merkur.
Die drei kleineren Zehnmann-Tarnkappenbeiboote waren bereit gemacht und ausgeschleust worden. Die größere Fähre verblieb als Evakuierungsreserve an Bord. Die SUNZI nahm danach ihre Position im Halo der Sonne ein. Von hier aus beobachtete sie das Geschehen und horchte aufmerksam in den interplanetaren Raum hinein.
First Lieutenant Edolo war mit beiden Gruppen auf der Nachtseite des Planeten gelandet.
Eine Temperatur von -173° C herrschte dort. Die Anziehungskraft lag mit 3,7 m/s² bei etwas mehr als einem Drittel der Erdschwere.
Von ihrem Landeplatz aus arbeiteten sich nun die zwei Teilzüge der Marines die fast 1.000 Kilometer zum Rand der Goethe-Kraters vor. Eine dritte Landefähre stand als Eingreifreserve in einem nahegelegenen Krater geparkt. In Zweiergruppen gingen sie dem Ziel entgegen. Eine langgezogene Linie Marines schaltete auf Grund von eingekauftem Insiderwissen alle Sperranlagen des vermeintlichen Bergwerkes behände aus. Mittels eines absolut abhörsicheren Spezialfunkgerätes hielt Lieutenant Edolo mit den einzelnen Gruppen Verbindung.
Endlich hatten alle Zweiergruppen ihre vorbestimmte Ausgangsposition eingenommen. Die geheimen Zugänge zur unterirdischen Welt des GalAb-Gefängnisses und der Forschungseinrichtungen waren erreicht.
»Alle Mann nun mucksmäuschenstill«, kommandierte der genoptimierte Soldat seine Männer. »Wir werden uns wie besprochen ruhig verhalten. Master Sergeant Napo«, sprach er den Chef der Marines mit den Schlangen- und Leguan-Genen an, »Sie und Sergeant Tudor nehmen mit den Genscannern noch einmal eine Peilung vor, wo sich die Zielperson exakt befindet.«
George S. Edolo wartete die Bestätigung noch ab, dann konnte er endlich die Spezialdatei öffnen und ließ sie sich auf das HUD seines Kampfanzuges einspielen. Bildunterstützt begann die weisungsgewohnte Stimme Colonel Martin S. Johors ihm den Auftrag im Umgang mit den Personen vor Ort genau zu erläutern.
An sechs verdeckten Eingängen – an einer Ortungsstation, am Firmenlandeplatz der Mercurius Caesar Mining, am Zugang zum offiziellen Firmenempfangsgebäude und zum Bergwerk – verfielen die Soldaten in eine künstliche Starre und warteten auf das Signal zum Zuschlagen.
Lieutenant Edolo beendete seine Einweisung. Die Aufzeichnung würde sich in wenigen Augenblicken selbstständig unwiederholbar vernichten. Fast zeitgleich erreichte ihn die Meldung von Master Sergeant Napo.
»Sir, wir haben Zielperson eindeutig identifiziert und lokalisiert.«
»Danke Master Sergeant«, schnaubte der Offizier die Anspannung fort, »Dann mal los, Männer! Zugriff!«
*
Far Horizon-Hospital, Mars
Alle Bemühungen waren
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