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Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne

Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne

Titel: Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Augen fraßen sich an dem auf Schienen laufenden Sammelkarren fest, der zum Abtransport und zur manuellen Sortierung vorgesehen war. Die Schienen endeten direkt vor dem Schnorchel.
    Eine gewagte Idee formte sich in Byrons Kopf. Er zögerte keine Sekunde mehr. »Prior – gut zuhören. Wenn der Longarm noch fünf Meter vor der Algenkammer ist, dann schalten Sie die Zyklone aus – haben Sie verstanden?«
    Für Sekunden war da nur Rauschen in der Verbindung, doch dann kam die Antwort. »Was haben Sie vor? Ich habe da so einen Verdacht … Sie sind wahnsinnig! Dem Tier sind Sie nicht gewachsen.«
    »Ruhe!« Byron wollte jetzt sicher nicht diskutieren. »Sie haben Ihre Befehle – tun Sie es, Mann!« Hensley unterbrach die Verbindung. Dann öffnete er von Hand die Schleusentür. Nur mit Mühe konnte er sich auf den Beinen halten, als er dem Druck der Zyklone ausgesetzt wurde. Mit weiten Schritten erreichte er den Schienenwagen, der oben einfach eine mehrere Zoll dicke Metallplatte als Auflage hatte. Darunter befand sich eine Art Korb, in dem Werkzeuge aufbewahrt wurden, die man bei der Trennung der wertvollen Algen von Verunreinigungen nun einmal benötigte.
    Byron griff nach der vorne spitz zulaufenden Eisenstange – ein brachial einsetzbares Teil, dem kaum eine Verwachsung innerhalb der Algen standhalten konnte.
    Doch hier und jetzt sollte es eine ganz neue Verwendung finden. Byron arbeitete gehetzt, denn lange konnte es nicht mehr dauern, bis der Longarm die Position erreichen würde, die er Prior als Punkt X vorgegeben hatte. Mit den enorm starken Haltemagneten befestigte Hensley die Stange unterhalb der Deckplatte – so, dass die zugespitzte Seite wie ein Dorn über den Rand hinaus ragte.
    Dann hangelte er sich hinter den Wagen, hielt sich mit ganzer Kraft dort fest, denn die Zyklone wollten ihn packen, wollten Byrons Körper in den offenen Schlauch drücken, der ihm nun wie das Tor zur Hölle erschien. Ein Tor, aus dem schon bald der Teufel persönlich kommen würde!
    Vor Byrons geistigem Auge erschien das Bild, das den Longarm zeigte, der wie ein Korken im Flaschenhals saß, gewillt, endlich nach oben zu stoßen. Und dann – ohne jede Vorwarnung – starb das Jaulen der Zyklonen; die Maschinen schwiegen, und eine unheilschwangere Stille breitete sich in dem Raum aus.
    Jetzt!
    Wie der Bremser in einem Zweierbob – einer altmodischen Sportart, für die Byron sich als Kind sehr interessiert hatte – brachte er den Schienenwagen in Bewegung, direkt auf den Rand des Ernterüssels zu. Ein Vabanquespiel, ein Wagnis ohne jede Erfolgsgarantie, denn alles hing vom richtigen Timing ab. Was im Rüssel geschah, war Byron klar, doch wie lange würde es dauern? Dem Longarm , der sich mit seiner ganzen Kraft und Antriebsenergie nach oben geschoben hatte, fehlte ganz plötzlich die Widerstandskraft der Zyklonen.
    Das Ergebnis konnte nur so aussehen: Das Tier schoss nun tatsächlich wie ein Korken in die Höhe – direkt auf sein Ziel zu, doch es verlor dabei jegliche Kontrolle. So hoffte Byron jedenfalls. Und oben, da wartete eine böse Überraschung auf den Leviathan der Tiefe.
    Alles ging so schnell, dass Byron hinterher kaum noch sagen konnte, was im Detail abgelaufen war. Er sah den Kopf des Tieres – die Faust, die sich weit geöffnet hatte. Er sah die Dolchzähne, doch das alles war nur ein flüchtiger Gedanke, ein Eindruck. Mehr nicht. Byron aktivierte seine letzten Kräfte und gab dem Schienenwagen den entscheidenden Stoß. Der Dorn bohrte sich direkt unter dem Kopf des Longarm in das Tier hinein.
    Der Wagen wollte nach oben schnellen, doch die Schienen hielten ihn fest. Sie wollten nachgeben, doch sie hielten der enormen Belastung stand. Den Rest erledigte der Longarm selbst. Er hatte keine Chance, denn wie ein Pfeil, abgeschossen von einem starken Langbogen, sauste er in die Tyche … und schlitzte sich dabei komplett auf.
    Byron fühlte wie eine schleimige Flüssigkeit sich über ihm ergoss, die sich in Ohren, Nase und Mund drängte und ihm die Luft raubte.
    Etwas Weiches traf seine Schulter. Vielleicht der Magen des Meeresherrschers? Die Innereien des Longarm füllten den Lagerraum, ergossen sich wie apokalyptischer Brei in alle Richtungen. Hensley rannte um sein Leben. Mit wirklich letzter Kraft erreichte er die Schleusentür, drückte sie hinter sich zu. Dann übergab er sich vor Ekel.
    Es dauerte Minuten, bis Byron in der Lage war, die Sprechverbindung zu Prior zu schalten.
    »Es ist vorbei, Mister Prior.

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