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Sternenfaust - 089 - Sirius III

Sternenfaust - 089 - Sirius III

Titel: Sternenfaust - 089 - Sirius III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Seiten meines Gegenübers?
    Immerhin wusste man, dass Gesteinsbeißer tatsächlich ein Organ besaßen, das mit dem Gehirn von Reptilien oder Säugetieren vergleichbar war, auch wenn es strukturell und chemisch ganz anders beschaffen war. Ob es auch eine Entsprechung für Spiegelneuronen gab, die es ermöglichten, sich in das Gegenüber hineinzuversetzen und schon bei Hunden und Delfinen die Voraussetzung für die Möglichkeit der Kontaktaufnahme darstellten, war allerdings bisher nicht erforscht worden.
    Meister Daniel trat nun vorsichtig einen Schritt auf das Wesen zu.
    Die Angst war durch die Beherrschung der körperlichen Reaktionen vollkommen ausgeschaltet. Keine Angst zu haben bedeutet handlungsfähig zu bleiben , lautete ein Axiom Mboto Marewos.
    Im nächsten Moment zuckte aus beiden Gesteinsbeißer-Schlünden auf einmal ein Schwall grüngelben, ätzenden Schleims hervor.
     
    *
     
    »Ich bin ja wirklich kein komplizierter Mensch«, sagte Botschafterin Jefica Moll unumwunden. »Aber wir sind nicht gewohnt, so behandelt zu werden, Mister Tong!«
    Sie hatte im Konferenzzimmer gleich neben der Brücke Platz genommen. Den Aufenthalt auf der Brücke hatte er ihr während der Bergstrom-Flugphase untersagt und ansonsten zumeist seinem Ersten Offizier Lieutenant Commander Brian Niedermayer die unangenehme Aufgabe überlassen, sich um Botschafterin Moll zu kümmern.
    Er hatte ihr gar nicht erst die Gelegenheit bieten wollen, sich in seine Belange einzumischen.
    Neben Jefica Moll hatte ihre Assistentin Wanda Ndogo Platz genommen, die in vielem wie das genaue Gegenteil ihrer Chefin wirkte. Während Jefica weiß, klein und übergewichtig war, stammte Wanda vom Volk der Massai ab, hatte eine sehr dunkle Haut, war für eine Frau ungewöhnlich groß und hatte eine gazellenhafte, schlanke Figur.
    »Ist es bereits üblich, dass Mitglieder des Corps Diplomatique im Pluralis Majestatis sprechen – oder wen meinen Sie genau mit wir ?«, fragte Tong zurück.
    Jemand anderes hätte diese Worte vielleicht mit dem Tonfall beißenden Spotts vorgetragen. Für Tong galt das nicht. Die Modulation blieb absolut ausgeglichen und sein Tonfall blieb trotz seiner herablassenden Wortwahl so höflich, als wollte er ein Verkaufsgespräch führen.
    Jefica Moll lief dunkelrot an.
    »Wie Sie vielleicht bemerkt haben, sitzen wir hier zu zweit!«
    »Richtig – nur dass Ihre Assistentin Ihre verqueren Ansichten ganz sicher nicht teilen wird«, erklärte Tong. »Denn Sergeant – entschuldigen Sie, Miss Ndogo hat bereits als Versorgungsoffizierin auf der STERNENFAUST gedient und weiß daher über die Erfordernisse, die sich an Bord eines Schiffes ergeben können, sicher bestens Bescheid. Sie aber offenbar nicht, Botschafterin.«
    »Ach, pah. Immerhin weiß ich genug davon, um feststellen zu können, dass Sie nicht mit Höchstgeschwindigkeit durch den Bergstrom-Raum fliegen!«, wandte Jefica Moll ein. »Angesichts der Dringlichkeit meiner Mission bin ich …«
    »Angesichts der Dringlichkeit unserer Mission ist das dennoch vertretbar«, unterbrach Tong die Botschafterin unbeirrt. »Wir haben ein internes Rechnerproblem und das können wir nicht lösen, wenn wir mit voller Leistung die Bergstrom-Aggregate fahren. Ich schlage vor, Sie unterhalten sich mit Lieutenant Kwon, unserer Leitenden Ingenieurin, darüber. Und was die Wichtigkeit Ihrer Mission angeht: Die Alternative bestünde höchstens darin, dass Sie auf das nächste Schiff warten, dass Sie zum Sirius bringt. Und ich fürchte, da wird Ihre Bilanz im Endeffekt etwas schlechter ausfallen, als wenn Sie sich jetzt einfach in Geduld üben und die Dinge so hinnehmen, wie Sie nun einmal sind.«
    Jefica Moll verengte die Augen. Wenn sich dieser Kerl wenigstens einmal entschuldigt hätte! Aber der war ja kalt wie ein Fisch. Jefica warf die Oberlippe auf und versuchte es mit einer Drohung. Nicht sehr diplomatisch, aber immerhin war ihre Mission sicher wichtiger als das, was dieser kalte Asiate hier zu tun hatte.
    »Ich werde Ihre mangelnde Kooperationsbereitschaft melden müssen, Mister Tong.«
    Sehr zu Jeficas Ärger ließ sich Tong auch davon nicht beeindrucken. »Für Sie bin ich Captain Tong, darum möchte ich bitten, Botschafterin. Im Übrigen sollten Sie sich am besten gleich bei demjenigen beschweren, der die Naturgesetze zu verantworten hat, dann wären Sie an der richtigen Adresse.«
    Jefica überlegte, ob sie sich geschlagen geben sollte, doch in diesem Augenblick ertönte ein summendes Signal.

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