Sternenfaust - 094 - Wandlungen
Vor einigen Stunden hatte Lieutenant Briggs gemeldet, dass das Starr-Schiff, die FEUERMEER, nicht mehr an dem Standort zu finden war, an dem es sich beruhigend zuverlässig zweieinhalb Tage lang befunden hatte.
Dana war so beunruhigt, dass sie nicht lange gefragt hatte, wieso Lieutenant Briggs überhaupt das Starrschiff hatte verlieren können. Es konnte hundert Gründe dafür geben – Störungen in diesem verflixten Ionenfeld zwischen den Planeten, dass sich so gar nicht abbauen wollte, Computerfehler … Da war die Unaufmerksamkeit von Ashley Briggs nur ein möglicher und nicht Danas erster Gedanke. Aber nach dieser Ursache konnte man später suchen. Jetzt war wichtig, dass sie die FEUERMEER wiederfanden.
Auch Captain Barus und Reena McKee hatten den Ernst der Lage sofort erkannt. Doch es war Stephan van Deyk gewesen, der die Idee gehabt hatte, die Ortungssensoren beider Schiffe zusammenzulegen.
Begeistert waren weder Rana Quaid noch die Wissenschaftler gewesen, die derzeit immer einen Großteil der Computerkapazität beanspruchten, aber Captain Frost hatte mit einem deutlichen Befehl dafür gesorgt, dass an diesem Vorgehen keiner mehr herummäkelte.
Jetzt, wo die beiden Chefingenieure ihre Arbeit an dem Projekt abgeschlossen hatten, konnte man wohl nur noch beten, dass man die FEUERMEER entweder doch an dem ursprünglichen Ort oder zumindest nicht weit davon entfernt wiederfand.
Und nicht etwa in der Nähe.
Sie nickte dem kleinen Fenster des Bildschirms, in dem das Konterfei Jeffersons schwebte, zu. »Verstanden, Lieutenant Jefferson. – Captain Barus? Lieutenant Teluvion kann jetzt loslegen. Lieutenant Briggs.«
Der hochgewachsene blonde Mann nickte kurz und ließ seine Finger über den Touchscreen seiner Konsole gleiten.
»Die FEUERMEER ist scheinbar nicht in der Nähe der beiden Planeten. Dafür ist eine starke 5-D-Strahlungsquelle auf Devas I zu erkennen.«
»Zeichnen Sie das auf, Briggs!«, tönte es ausgeregt aus dem Maschinenraum. Professor von Schlichten, der Physiker mit einem Faible für 5-D-Strahlung an Bord der STERNENFAUST, konnte seine Aufregung nicht unterdrücken.
Dana überging diesen Einwurf.
Sie wollte nicht, dass man ihr die innere Unruhe ansah. Yngvar war da draußen – und das in einer Situation, in der sie keine Ahnung hatten, wo sich das potentiell feindliche Schiff befinden mochte … und nicht nur er, sondern auch die Hälfte von Sergeant Telfords Marines waren noch dabei, die neuen zugfesten Seile auszuprobieren.
Es wird schon nichts passieren , sagte sie sich und fand eine seltsame Beruhigung in den monoton vorgetragenen Checks, mit denen Ashley Briggs die Planquadrate des Suchmusters freigab.
Von allen möglichen Positionen in der Umgebung werden sie schon nicht gerade hier sein …
*
Dr. Ashkono Tregarde war einer der Wissenschaftler gewesen, die Captain Dana Frost mit ihrem rücksichtslosen Befehl, den Computer weitgehend zu sperren, verärgert hatte. Nun , dachte sich Tregarde genervt, gewisse Leute halten Captain Frosts kühle und bestimmende Art definitiv für charmant. Was MacShane wohl nur an ihr findet?
Die Sperrung des Hauptcomputers auf Anordnung des Captains und dass er somit nicht mehr auf die Logbücher der STERNENFAUST und die Krankenakten seiner Vorgängerin Simone Gardikov zugreifen konnte, ärgerte ihn. Diesem Befehl hatte er es nun zu verdanken, dass er jetzt hier mit einem Datenpad in einem abgelegenen Aufenthaltsraum saß und keine Möglichkeit hatte, seine Notizen mit Querverweisen zu überprüfen!
Und das passierte ausgerechnet ihm! Er hätte seine Zeit wirklich besser verbringen können, bei seinen eigenen Forschungen oder seiner Geige, aber nein, er hatte ja an Bord dieses Schiffes gehen müssen. Er hatte es selbst so gewollt. Nun gut, jetzt würde er mit den Konsequenzen leben müssen, unter anderem mit dieser jungen Frau, die zwar durchaus fähig, aber dennoch seiner Ansicht nach zu jung war, um ein Schiff zu führen. Und Computersperre hin oder her, der Teufel sollte ihn holen, wenn er nicht dahinterkam, was mit Bruder William los war.
Es wäre doch gelacht, wenn ich – ich! – da nichts finden könnte.
Er hatte in der halben Stunde, die ihm bis zur Abschaltung der Funktionen geblieben war, alle Dateien, von denen er glaubte, dass sie ihm in diesem Fall von Nutzen sein konnten, noch schnell auf sein persönliches Datenpad geladen, aber wer konnte schon wissen, was Querverweise bei seiner Suche noch hätten nutzen können!
Nun
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