Sternenfaust - 103 - Das Heiligtum
entschlossen, dieses Etwas zu finden, ganz gleich, was es war.
*
»SF-3, SF-4 und SF-5, nehmen Sie Kurs 1,27 Grad Länge und 33,6 Grad Breite auf Beta Süd. Dort befindet sich nach meinen Messungen eine ausreichend hohe Radiumkonzentration in der oberen Erdschicht. Damit können wir unsere Vorratslager gut wieder auffüllen.«
Mit dieser Anweisung hatte Jake Austen vor ihrem Start die drei Shuttles versorgt, die die Südhalbkugel von Aditi anflogen, um dort energiehaltiges Gestein als Brennstoff für die Energiewandler der STERNENFAUST zu sammeln. Die STERNENFAUST hatte über der Nordhalbkugel eine geostationäre Position eingenommen. Sie hatte ihre Geschwindigkeit der Rotation des Planeten angepasst und würde bis auf Weiteres dort bleiben, denn von hier aus hatte man mit den Ortungsgeräten einen direkte Sicht auf das Heiligtum und die Arbeit der Wissenschaftler und konnte vielleicht sogar von dort aus mit einigen Hinweisen helfen.
Inzwischen hatten die Shuttles das angegebene Gebiet erreicht. Lieutenant Moira Kapoor, die Pilotin von SF-3 und Leiterin der Aktion, hatte das abzusuchende Gebiet in Planquadrate aufgeteilt, und die Shuttles flogen sie in Parallelformation ab, die Scanner auf die größtmögliche Reichweite eingestellt.
»Was für eine trostlose Welt«, stellte ihr Co-Pilot Roger Han fest. »Es gibt hier fast nur Sand- und Steinwüsten, Felsen, kaum Gewässer, kaum Vegetation, und irgendetwas, das wie tierisches Leben aussieht, habe ich auch noch nicht entdeckt.«
»Wenn ich ein Tier auf dieser Welt wäre, die sicherlich nicht jeden Tag von riesigen Metallklötzen überflogen wird, würde ich mich auch verstecken, sobald ich so ein Ding kommen sähe«, konterte Kapoor. »Und dass wir keine Tiere sehen, heißt nicht, dass es hier keine gibt.«
»Ja schon, aber nicht einmal die Scanner erfassen irgendein Anzeichen von Leben. Jedenfalls keins der höheren Ordnung. Und das ist einfach trostlos .«
»Auch Wüsten haben ihre Schönheit«, hielt Moira Kapoor dem entgegen.
»Und der Mangel an höher entwickeltem tierischen Leben garantiert wenigstens, dass wir keine Angriffe von irgendwelchen Viechern zu befürchten haben, die uns mit ihrem Mittagessen verwechseln oder für Konkurrenz um die Gunst ihres Harems halten wie es Ezra Chadallas damals auf Sigma-32/7 mit den Koban-Käfern passiert ist.«
Han grinste. Die Episode hatte in der ganzen Flotte die Runde gemacht und Ezra Chadallas eine harte Zeit verschafft, in der jeder ihn mit diesem Vorkommnis aufgezogen hatte. Der junge Pilot war zum ersten Mal auf Sigma-32/7 stationiert, wo eine riesige Insektenart lebte, deren Körpergröße es locker mit der eines Shuttles aufnehmen konnte und deren Spannweite ihrer acht Flügel das Dreifache betrug. Unglücklicherweise – oder vielleicht auch absichtlich – hatten Chadallas’ Kameraden es versäumt, ihn vor dem Start zum Erkundungsflug darauf hinzuweisen, dass nicht nur gerade die Paarungszeit der Koban-Käfer begonnen hatte, sondern dass die silbergraue Farbe seines Shuttles dieselbe war, die männliche Kobans annahmen, wenn sie ein anderes Männchen um die Führung seines Harems herausforderten. Chadallas’ Shuttle war daraufhin von einem wütenden Koban angegriffen und beinahe zum Absturz gebracht worden, ehe es dem jungen Piloten gelungen war, sich mit einem waghalsigen Manöver in Sicherheit zu bringen.
So amüsant die Episode für alle sein mochte, die nicht in dem von dem Koban angegriffenen Shuttle gesessen hatten, so sehr fürchtete doch jeder Pilot insgeheim ein ähnliches Szenario. Denn sich einem Gegner im Luftkampf zu stellen, der ebenfalls in einem Shuttle oder Jäger saß und über Intelligenz verfügte, war etwas ganz anderes, als es mit einem aggressiven, instinktgesteuerten und damit unberechenbaren Tier zu tun zu haben.
»Was ist denn das?« Roger Han beugte sich unwillkürlich ein Stück vor, um die Darstellung auf seinem Überwachungsbildschirm besser sehen zu können und zoomte den Ausschnitt heran.
»Hast du Austens Radiumvorrat entdeckt?«, fragte Kapoor sofort.
»Nein, aber sieh dir das mal an.« Er projizierte das Bild auf die rechte Hälfte des Hauptbildschirms, der eine Ergänzung zu der durch die durchsichtige Frontscheibe möglichen Realansicht der Umgebung darstellte.
Kapoor warf einen Blick darauf und zuckte mit den Schultern. »Ein Sand- und Geröllberg. Na und?«
»Und seine Abmessungen sind reichlich merkwürdig«, stellte Han fest. »Mal ganz abgesehen
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