Sternenfaust - 106 - Die Monde der großen Planeten
werden.«
Daniel Leslie setzte seine Brille wieder auf. »Ein überzeugendes Argument, Doktor. Ich weiß nicht, ob Sie das tun können, aber wäre es Ihnen möglich, mir einige Daten zukommen zu lassen?«
Tregarde überlegte kurz, wie er ein Dossier für Abt Daniel und Meister William zusammenstellen konnte, ohne das Patientengeheimnis, das Kalani zustand, verletzen zu müssen. »Ich denke, ich kann das arrangieren, Abt Daniel. Ich verlasse mich allerdings darauf, dass höchstens William Beaufort die Unterlagen zu sehen bekommt. Sollten Sie und Meister William sich dazu entschließen können, zu kommen, dann werde ich für vollen Einblick in die Aktenlage auch bei Far Horizon sorgen können.«
Daniel nickte. »Ich danke Ihnen.« Tregarde beendete mit einem kurzen Gruß die Verbindung und starrte das in seinen Augen etwas kitschig geratene Video des St.-Garran-Kraters mit den hohen Klostertürmen in Neogotik und der Doppelsonne des Sirius über dem Ringgebirge. Er konnte nur hoffen, dass er etwas von der Unruhe, die ihn erfasst hatte, als er Walter Gregorovitchs Bericht heute Nachmittag zugehört hatte, an Abt Daniel Leslie hatte übertragen können. Dann stand er auf. Es war Zeit, nach den Bodenproben von Rudra VII zu sehen. Es gab mehrere Fronten, an denen er zu kämpfen hatte.
*
Lyoness-Ebene, Xanadu-Region auf Titan, Anfang Dezember 2074
Roberto Mendoza sah besorgt in den verhangenen Titan-Himmel hinauf. Es wurde scheinbar nie richtig hell, aber auch nie richtig dunkel hier in der Lyoness-Ebene, ständig war der Himmel leicht roströtlich verhangen, meist waren die Wolken in Bewegung, aber nie so dicht, dass sie den hellen Stern, der die Sonne war oder den eindrucksvollen Saturn ganz verdeckten.
Er und Aspen waren mit dem kleinen Jeep, wie sie das Ding nannten, unterwegs zu einem der Gebirgsrücken, die die Xanadu-Region durchzogen. Sie hatten im Boden von Lyoness entdeckt, dass das Wasser- und Kohlenstoffeis, das die Ebene bedeckte, von Sand durchsetzt war. An Fuß der Dschanna-Berge hofften sie, ein qualitativ hochwertigeres Vorkommen dieses aus reinen Silikaten bestehenden Sandes zu finden. Vielleicht war hier ja aufgrund der vielen Silikate nicht nur Tholine aus Kohlenwasserstoffen zu finden, sondern auch aus Silikaten – eine Theorie auf der Erde besagte, dass Silizium eines der Elemente war, die ähnlich wie Kohlenstoff Grundbausteine des Lebens bilden konnten.
Sie waren jetzt schon seit 3 Stunden unterwegs und Mendoza begann, sich Sorgen zu machen. Sie hatten damit gerechnet, dass es bis zum Dschanna-Gebirge nicht länger als vier Stunden dauern würde, aber die Berge schienen nur ein unwesentliches Stück nähergerückt zu sein. Mendoza unterdrückte ein Gähnen, auch wenn er sicher war, dass Jack das nicht sehen konnte.
Roberto und seine drei Kollegen Sato, Hattenfield und Aspen waren jetzt seit über fünf Tagen im Einsatz und hatten bis jetzt noch nicht entdecken können, woran die immer massiver werdenden Störungen im Funkverkehr lagen. Die Tholin-Moleküle schienen es nicht zu sein – doch Aspen konnte das auch nicht ausschließen.
Einerseits sprach die schlechte Verbindung von der PROMETHEUS zur HYPERION dafür, dass eine Ionisierung oder sonst irgendeine Störung in der Atmosphäre vorlag. Die Funksignale wurden irgendwie zurückgeworfen, statt hinaus in den Orbit geschickt; bei der Landung war auf einer Höhe von ungefähr 20 Kilometern der Kontakt auf einmal schlagartig schwieriger geworden. Genau auf der Höhe also, auf der sich die Wolkendecke so gelichtet hatte, dass Mendoza und die anderen freien Blick auf die Oberfläche des Titan gehabt hatten.
Andererseits bestand für die HYPERION ebenfalls nur noch sporadischer Kontakt mit dem Kontrollzentrum in Houston. War die Atmosphäre also doch nicht allein dafür verantwortlich?
Roberto fragte sich nun schon zum hundertsten Mal, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, die Mission nicht schon längst abgebrochen zu haben und mit der PROMETHEUS zur HYPERION zurückgekehrt zu sein. Zugegeben, er hatte mit den anderen zusammen beschlossen, mindestens zwei Wochen der eigentlich geplanten vier auf dem Titan zu bleiben, aber ob das richtig gewesen war – er zweifelte mit jedem Tag, ja mit jeder Stunde mehr daran. Man konnte die zurückgebliebene Hedin kaum noch verstehen, nur manchmal, wenn die Wolkendecke zu einer seltenen Lücke aufbrach, war überhaupt noch etwas zu hören – und der letzten Nachricht hatte er
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