Sternenfaust - 110 - Die Fünfte Kolonne
vergewisserte sich Kenas.
Boriak verneinte mit einem Lächeln. »Das war nicht nötig, denn die Genetics haben es fertig gebracht, die Gebärmütter j’ebeemischer Frauen so zu modifizieren, dass keine Abstoßung der J’erde-Embryos stattfand. Das hat zwar ein paar Jahre gedauert, aber sie haben es geschafft. Zu Anfang hatten wir mit künstlichen Gebärmüttern experimentiert, doch die J’erde, die daraus geboren wurden, wiesen alle ohne Ausnahme gravierende psychische Störungen auf, die sie für ihre Aufgabe unbrauchbar machten. Anscheinend sind die J’erde auch in diesem Punkt sehr viel anfälliger und labiler als wir«, fügte er verächtlich hinzu. »Die Föten brauchen den sensorischen Kontakt zu einer lebenden Mutter, um sich optimal zu entwickeln, und das konnten wir trotz aller Modifikationen bei den künstlichen Gebärmüttern nicht erreichen.«
Kenas musste nicht nachfragen, um zu wissen, was mit den »psychisch gestörten« J’erde-Kindern geschehen war. Nachdem man ihre »Schäden« nicht hatte beheben können, hatte man sie wohl rücksichtslos »entsorgt«.
»Auf diese Weise«, fuhr Boriak fort, »wurde gleich doppelt sichergestellt, dass die J’eberde wirklich durch und durch J’ebeem in ihrem Wesen sind. Sie sind als J’ebeem erzogen und aufgewachsen und besitzen zusätzlich noch die emotionale Bindung an eine j’ebeemsche Mutter. Außerdem haben es die Genetics fertig gebracht, die Loyalität ausschließlich zu Ebeem in ihren Genen zu verankern. Auch das nahm natürlich einige Jahre an Forschung in Anspruch, aber es ist ihnen gelungen.«
Kenas beugte sich interessiert vor. »Die haben so etwas wie ein, hm, Loyalitätsgen entdeckt?«
»Nicht direkt ein Gen für Loyalität; das ging wohl nicht«, schränkte Boriak ein. »So genau kenne ich mich damit auch nicht aus, denn ich bin hier ja nur Beobachter und protokolliere die Arbeit. Aber irgendwie haben sie es fertig gebracht, die Gene so zu manipulieren, dass sie nichts tun können, das gegen das Volk ihrer Mutter gerichtet ist, aber alles tun werden, was diesem nützt.«
»Eine außergewöhnliche Leistung«, musste Kenas zugeben und machte sich im Geiste eine weitere Notiz, die GalAb auf eben diesen Aspekt hinzuweisen. Falls diese genetische Disposition vererbt wurde und die in den Solaren Welten eingesetzten J’eberde Kinder gezeugt hatten, so mussten all jene auf eben dieses Gen hin überprüft werden, deren Mütter J’eberde waren. Bei J’eberde-Vätern wäre das kein Problem, denn in dem Fall würde die Loyalität ihrer Kinder ihren menschlichen Müttern gelten. Das galt möglicherweise auch im Fall der J’eberde-Mütter, die ja genetisch Menschen waren, aber die J’erde konnten es sich nicht leisten, ein solches Risiko einzugehen. Schließlich lautete nicht umsonst eines ihrer Sprichwörter, dass Vorsicht allemal besser war, als das Nachsehen zu haben.
»Ja«, stimmte Boriak ihm zu, »und meines Wissens versuchen wir auch ständig, weitere Genetic-Wissenschaftler für unser Projekt zu bekommen.«
Was bedeutete, dass die GalAb die Genetics diesbezüglich warnen musste, auch wenn zwischen den Solaren Welten und den Drei Systemen seit Jahren eisiges Schweigen herrschte.
»Wie viele J’eberde gibt es denn inzwischen?«, fragte Kenas nach.
»807 befinden sich in den Solaren Welten im Einsatz und 423 sind gerade hier in der Ausbildung. Außerdem gibt es noch 527 Kinder unterschiedlichen Alters, die noch nicht reif für eine Ausbildung sind. Sie leben mit ihren Müttern hier in einem gesonderten Komplex dieser Station. Kommen Sie, ich führe Sie herum.«
Boriak brachte Kenas zu einem kleinen Gleitfahrzeug, das im Hauptgang parkte und nicht mehr als vier Personen aufnehmen konnte. »Der Komplex ist zu ausgedehnt, um ihn zu Fuß zu besichtigen«, erklärte er, und das erwies sich als durchaus zutreffend.
Der oberirdische Teil der Station wirkte beinahe winzig im Vergleich zu dem unterirdischen Komplex, der das Herz bildete. Oben existierte nur die Tarnung: ein Forschungsinstitut für Agrikulturen. Die eigentliche Tätigkeit fand darunter statt, und Kenas musste zugeben, dass der Temuran keine Kosten gescheut hatte, die Station entsprechend einzurichten. Es gab eine Unmenge an Schulungsräumen, in denen die J’eberde gründlichst auf ihre künftige Aufgabe vorbereitet wurden und großzügig ausgestattete Wohnkomplexe, die ganz auf die Bedürfnisse von J’erde abgestimmt waren, damit sich die Agenten an ihren künftigen
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