Sternenfaust - 111 - Die Stimmen der Götter
nachdenken.«
Sun-Tarin krächzte leise. »Mach nichts dummes.«
»Dümmer als die Dinge, die du so in deinem Leben getan hast?«
Sun-Tarin scharrte mit den Füßen. »Pass einfach auf dich auf und bleib auf jeden Fall im Palast ! Egal was geschieht. Hier bist du sicher.«
»Ich habe dich verstanden.« Wanda wedelte mit der Hand. Sun-Tarin senkte ergeben den Schnabel und trat den Rückzug an. Ja, verstanden. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich mich von einem Kridan-Krieger bevormunden lasse!
*
Wanda erwachte von einem piependen Geräusch. Eine Nachricht von Mitchell? Sie setzte sich langsam auf und musste sich erst sortieren. Sie war auf Kridania. Durch die orangefarbenen Vorhanghälften sah sie das rötliche Licht der Sonne fallen. Es musste bereits Vormittag sein!
Sun-Tarin! , schoss es Wanda durch den Kopf. Der Kridan hatte sie und Kalpren Suresh bisher jeden Morgen geweckt. Dieser Geierkopf hat mich doch tatsächlich einfach liegen lassen! Wie kommt er dazu?
Sie sprang auf, als erneut das piepsende Geräusch erklang. Richtig. Sie hatte eine Nachricht auf ihrem Hand-Kom erhalten. Eilig suchte Wanda das Gerät, das bei ihren Kleidern auf einem Derkan lag, einem niedrigen Tischchen. Sie fand es und hob es hoch.
Eine Nachricht! Von Frost!
Wanda setzte sich in ihrer Nachtgewandung auf den einzigen menschentauglichen Stuhl im Raum und begann die Daten zu lesen, die Dana Frost ihr aus dem Rechner der STERNENFAUST zugeschickt hatte. Anschließend verglich sie das Datenpaket mit der Benachrichtigung der Galaktischen Abwehr, die nur wenige Stunden vorher an sie abgeschickt worden war.
Höchst interessant … Wanda schlüpfte in ein strahlend hellgelbes Gewand mit aufwendigem Blüten-Stickmuster. Ich muss Kalpren Suresh holen und dann nichts wie hin zum Raisa!
Die Botschafterin spürte grimmige Freude. Endlich hatte sie Beweise!
*
Palast des Friedens, drei Stunden zuvor
»Euer Heiligkeit …« Orlan-Gal, Priester und Lehrer des Raisa stand gemeinsam mit Satren-Nor im privaten Schlafgemach Seran-Pakors. »Das Volk … Man möchte Euch noch heute auf dem Platz des Triumphes sehen! Es gibt zahllose Demonstrationen. Die Menge ruft nach Euch. Man verlangt nach Eurer Anwesenheit.«
Seran-Pakor war sofort wach. Er stieg aus der geräumigen Schlafnische, verschwand hinter einem Tarak-Wandschirm und kleidete sich langsam ein. »Was wollen die Kridan?«
»Sie fordern, das Orakel zu sehen.«
»Wie geht es Saha-Fera?« Der Raisa überlegte fieberhaft. Es gab noch immer keine konkreten Beweise, dass die Novizin von Außen beeinflusst wurde, doch es zeichnete sich immer mehr ab. Botschafterin Ndogo hatte ihn unterrichtet, dass sie die visuellen Aufnahmen im Tempel für eine genauere Analyse in die Solaren Welten geschickt hatte und auch Kassil-Nur arbeitete derzeit Tag und Nacht daran herauszufinden, wer oder was hinter den sonderbaren Lichtphänomenen steckte. Er musste Zeit gewinnen.
»Saha-Fera geht es besser«, erklärte Satren-Nor. »Sie ist bereits wach und sie wünscht – mit Eurer Erlaubnis – mit Euch zu kommen. Außerdem ist Kass-Feor bereit, Euch mit einer Ehrengarde zu schützen.«
»Und Sun-Tarin?«
»Ich kann ihn rufen lassen, Seran-Pakor«, meinte Orlan-Gal.
»Tut das.« Der Raisa trat hinter dem Schirm hervor und ging zu dem großen, von der Decke bis zum Boden reichenden Spiegel. Er war nicht eitel, doch er wollte nicht, dass das Volk von ihm einen schlechten Eindruck bekam. Sorgfältig legte er die Falten und Kragen seines weiten Herrschergewandes zurecht. Noch war es das Gewand eines jungen Herrschers, der offiziell noch nicht angetreten war. Doch schon bald würde er ein anderes Gewand tragen. Er wollte sich dem als würdig erweisen. Angst stieg in ihm auf. Was, wenn er wieder so kläglich versagte wie gestern im Tempel? Wenn er seine Sprache nicht fand und es ihm nicht gelang, die aufgewühlten Massen zu beruhigen? Er konnte kämpfen und er kannte die Schriften. Doch in seiner Rhetorik gab es Mängel, die er in der Kürze der Zeit nicht ausgleichen konnte.
Orlan-Gal entfernte sich mit staksigen Schritten aus dem Gemach. Seran-Pakor trat nahe an seinen Mentor Satren-Nor heran. »Was ratet Ihr mir, Mentor? Soll ich mich dem Volk stellen?«
»Ihr müsst es, Seran-Pakor. Das Volk erwartet es und wenn Ihr nicht erscheint, werdet Ihr als schwacher Herrscher gelten.«
»Aber was soll ich ihnen sagen?«
»Versucht sie zu beschwichtigen. Ihr wisst selbst, dass wir Zeit
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