Sternenfaust - 115 - Der Feind im Verborgenen
geäußert, weder telepathisch noch sonst irgendwie.
Ist bestimmt aber nicht angenehm für ihn, wenn er zusammengeschmolzen wird. Ich an seiner Stelle wäre von einer Panik nicht mehr weit entfernt. Wahrscheinlich ist er in seiner derzeitigen Situation einfach nicht stark genug, gegen das, was wir mit ihm anstellen, auf irgendeine Weise anzugehen. Die verwendeten Mengen sind zu gering. Aber vielleicht ist es ihm unangenehm und er erträgt es nur, weil er nicht anders kann. Wer von uns sollte das schon bemerken?
Bei den neuesten Versuchsreihen, die darauf abzielten, aus dem Sand eine wirksame Beschichtung für Raumschiffe herzustellen, ähnlich der der Dronte, war es zu keinen größeren Zwischenfällen mehr gekommen.
Inzwischen war es dem Star Corps in seinen Forschungseinrichtungen tatsächlich gelungen, aus dem Silikat eine Masse mit besonders undurchdringlichen Eigenschaften herzustellen. Der Prozess, wie man diese Beschichtung gewinnen konnte, war nun bekannt. Es ging bei ihren Versuchen hier jetzt darum, wie man möglichst wenig dieses besonderen und raren Materials möglichst effizient verarbeiten konnte.
Die Vorräte an dem Sand waren äußerst beschränkt, aber ein Teil davon war für die Verfeinerung der Aufbereitungstechnik bereitgestellt worden. Hier in Kapstadt sollte man sich in verschiedenen Versuchsreihen dem Optimum annähern – und es sah ganz so aus, als würde die angepasste Justierung von Laserstrahlungsintensität, Luftdruck und Temperatur, mit der sie heute gearbeitet hatten, ein Schritt in die richtige Richtung sein.
»Hervorragend!«, freute sich auch der Versuchsleiter, als alle Ergebnisse feststanden. »Eine Effizienzsteigerung von beinahe vier Prozent!«
Erleichtert atmete Polina auf. Der Lieutenant war erst vor wenigen Tagen direkt von der Star Corps-Akademie auf Ganymed hier nach Kapstadt versetzt worden, um als Assistentin bei den Experimenten am Sand mitzuhelfen. Sie war eine erfahrene Chemikerin und mit Laborarbeit bestens vertraut. In ihrer Offiziersausbildung hatte sie auf diesen wissenschaftlichen Bereich ihre hauptsächlichen Anstrengungen gelegt. Dementsprechend wurde sie jetzt auch in einem solchen Feld eingesetzt.
Sie konnte verstehen, dass es den meisten Leuten nicht viel gab, stundenlang Geräte und Versuchsaufbauten vorzubereiten, nur um in einem Augenblick von Millisekunden herauszufinden, ob das Experiment geklappt hatte oder nicht. Zugegeben, der Job besaß einiges an Frustpotenzial. Wenn mal etwas schief ging, waren nicht nur die aufwendigen Vorbereitungen umsonst, das Ganze konnte zum Teil auch äußerst gefährlich werden. Aber gerade das reizte Polina, und deswegen war sie ziemlich zufrieden, hier an einer so bedeutsamen Phase der Materialgewinnung und -erprobung mitzuwirken.
Seitdem das Star Corps von den besonderen Eigenschaften den Silikats wusste und die Herstellung einer Kristallschicht daraus gelungen war, träumte das Militär von einer neuen Defensivbewaffnung, insbesondere für Schiffe der neuen Star Cruiser-Klasse. Die STERNENFAUST III war schon längere Zeit im Einsatz und hielt sich wacker, die STARLIGHT stand kurz vor der Fertigstellung, und mit der STARFIGHTER würde es auch nicht mehr lange dauern, bis sie das Raumdock verlassen konnte. Diese drei Schiffe – und bald darauf alle anderen Star Corps-Einheiten – mit einem kristallinen Überzug auf der Außenhülle zu versorgen, der für viele Waffen nur unter ellenlangem Beschuss zu knacken war, würde die Menschheit noch weiter an die Spitze der am weitesten entwickelten Völker in diesem Teil der Galaxis katapultieren.
Polina Stokke war stolz, ihren Teil dazu beitragen zu dürfen. Mit einem strahlenden Lächeln gratulierte sie dem Wissenschaftler, der sich noch einmal für ihre heutige Mitarbeit bedankte.
»Wir machen Schluss für heute, Miss Stokke«, sagte er dann, während er sich die Handschuhe überstreifte und die Petrischale mit der entstandenen Beschichtung zu einem in die Wand eingelassenen Panzerschrank transportierte. Dort stellte er die Probe zu den anderen Ergebnissen der Versuchsreihen der letzten Wochen. »Die neuesten Ergebnisse lasse ich heute über Nacht durch den Rechner laufen und dann haben wir vielleicht morgen schon neue Anhaltspunkte dafür, in welchen Bereichen wir noch nachbessern können.«
»Danke, Sir«, sagte Polina und blickte auf die auf dem Wandbildschirm eingeblendete Uhrzeit-Anzeige. Ein Schreck durchfuhr sie.
So spät schon? Jason wartet mit Sicherheit
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