Sternenfaust - 116 - Traumkämpfer
jung gewesen und ehrgeizig. Ehrgeizig war sie noch immer. Sie hatte die letzten fünfzehn Jahre in einer Niemandszeit verlebt und nur wenige Beziehungen zu Männern unterhalten. Die meisten waren ihr nicht gerecht geworden. Und der einzige, der ihr das Wasser reichen konnte, war ihr bester Freund geworden. Es kam ihr vor, als habe sie fünfzehn Jahre geschlafen und ihren ureigenen Traumpfad gesucht. Definierte sie sich nur über ihr Kommando, über ihren Beruf? War sie die STERNENFAUST?
»Ich möchte noch einmal lieben, David«, entfuhr es ihr und sie hätte um Haaresbreite erschrocken die Hand vor den Mund geschlagen. Ihr Kopf fuhr herum, sie richtete sich auf und erkannte erleichtert, dass sie alleine waren. Wie von selbst folgten die nächsten Worte. »Ich bin nicht so verschlossen und kühl, wie alle meinen. Aber ich versuche, meine Würde zu bewahren. Das muss ich, verstehen Sie? Wenn Sie ganz oben sind, sind Sie einsam. So ist das eben. Wer ein Schiff kommandiert, muss sich damit abfinden. Und glauben Sie mir: Ich habe fünfzehn Jahre darauf gewartet, dieses wunderbare Schiff zu leiten, sodass ich sogar unseren Admiral ertragen lernte. Kann es eine größere Leistung geben, David?«
David schwieg, aber sein Atem ging schneller.
Die Anzeigen der Messapparaturen schlugen blitzartig aus, beruhigten sich aber sofort wieder. Das ging so schnell, dass keiner der Mediziner darauf aufmerksam wurde.
Als Dana von den Monitoren wieder zu David blickte, sah sie, dass er beide Augen auf sie gerichtet hatte. In ihnen schienen kleine Lichtfunken zu explodieren und Speichel rann ihm aus dem Mundwinkel. »Sie glauben mir nicht, habe ich recht? Sie denken, ich belüge Sie! Das sehe ich in Ihren Augen, Captain Frost!«
Dana fasste sich und fragte mit ruhiger Stimme: »Was haben Sie mit den Terroristen zu tun, David? Warum wissen so viel? Ist es wirklich die Traumzeit? Warum sollen wir Ihnen vertrauen? Einer nach dem anderen sitzt an Ihrem Bett und jeder bekommt nur ein paar wirre Sätze zu hören.«
Im selben Moment, in dem David die Augen schloss und sich gewissermaßen aus dem Gespräch ausklinkte, wusste Dana, dass sie mit ihren sehr direkten Fragen einen großen Fehler begangen hatte.
Voller Verzweiflung setzte sie nach. »Bleiben Sie noch etwas bei mir, David. Aber verstehen Sie doch – selbst wenn ich Ihnen glaube, bedeutet das noch lange nicht, dass der Rest der Führungscrew das ebenfalls tut!«
Davids Augen öffneten sich noch einmal. »Fragen Sie nach Rudy. Fragen Sie einfach nach Rudy! Dann werden Sie wissen, dass ich sehe – die Gegenwart und die Zukunft!« Tränen liefen ihm über die Wangen. »Ich bin ein Verräter, Captain. Sie ist meine Schwester, liebe Güte … Sie ist doch meine Schwester!«
Der Mund verzog sich zu einem verzerrten Grinsen, die Lippen öffneten sich und er ächzte: »Jake darf nicht starten!«
»Warum nicht, David? Warum darf er nicht starten?«
Aber David schwieg und schlief.
*
»Was?«, brüllte Jake in sein Com. »Wir sollen diesen Flug abbrechen, weil David – Commander Alyawarry – das so träumt?«
»Kommen Sie sofort auf die Brücke!«, tönte die Stimme von Admiral Vincent Taglieri in Jakes Headset. Der wechselte einen Blick mit John Santos. Beide zuckten mit den Achseln und machten sich daran, auszusteigen, auch wenn Jake die Stirn runzelte und erkennbar unzufrieden mit dieser Entscheidung war. Doch dem Admiral widersprach man nicht.
Jake pfefferte den Helm auf die Trittleiter und machte sich auf den Weg.
Auf der Brücke herrschte dicke Luft. Taglieri, der Doc und Dana Frost warteten auf ihn.
Taglieri sagte: »Wir wissen nicht genau, wann die STARLIGHT wirklich ablegen wird. Aber Ihre Vertreterin, Lieutenant Berger, ist aufgrund ihrer Werte an der Ortungskonsole der Ansicht, dass der Start in der nächsten Stunde erfolgen wird.«
»Haben Sie Commander Santos und mich aus dem Jäger geholt, um mir das zu sagen, Sir?«, platzte es aus Austen heraus. Doch Taglieri ließ sich von dieser Respektlosigkeit nicht beeindrucken.
»Natürlich nicht, Austen. Captain Frost ist der festen Überzeugung, Commander Alyawarry habe in seinen Träumen etwas gesehen, dass Sie, Commander, in größte Gefahr bringen könnte. Er hat Ihren Namen genannt. Ich muss Ihnen nicht sagen, was ich davon halte, aber was soll’s – ich habe mir für dieses eine Mal vorgenommen, mich gegen jede Rationalität zu entscheiden. Lassen wir halt unseren Aborigine bestimmen, was
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