Sternenfaust - 120 - Die Welten der Erdanaar
Raumschiffs.
Jeder der fünf Raumfahrer an Bord der KAERU stand in direktem Kontakt mit dem ihm zugeordneten Funktionskomplex. Die Schnittstellen der mentalen Kommunikation befanden sich in Transponderstiften, die unter dem Bildschirm angebracht waren. Diese Interfaces nahmen nicht nur die Befehle der Mannschaft entgegen, sondern produzierten im Gegenzug auch spezifische Transmissionen, die die geistigen Fähigkeiten der Crewmitglieder im Speziellen und ihre Telepathiefähigkeit im Allgemeinen verstärkten. Dies war eine allumfassende Eigenschaft der Erdanaar-Technik, kam sie nun in einem Raumschiff oder einer Baumaschine zum Einsatz. Jegliches Aggregat an Bord der KAERU erfüllte seinen Sinn erst in der Wechselwirkung mit einer Erdanaar-Besatzung. Im Laufe der Zeit hatte sich gezeigt, dass halbbionisch aufgebaute Schiffe für ein optimales Zusammenspiel sorgten. Die früher verwendeten vollbionischen Schiffe hatten zu nicht überwindbaren Problemen geführt, sodass solche Baureihen von den Alendei wieder aufgegeben worden waren. Für eine andere Spezies wäre ein modernes Sichelschiff der Erdanaar nutzlos – es würde sich nicht einen Millimeter weit fliegen lassen.
Kanea, die im äußeren rechten Schalensitz lag, ließ die optische Wiedergabe des Atmosphärenflugs auf sich wirken. Das heiße, ionisierte Gas der oberen Luftschichten führte einen Flammentanz auf. Die KAERU war zu einem glühenden Ball geworden, der sich auf den unbotmäßigen Planeten stürzte. Einem Asteroidenschauer gleich jagte die kleine Flotte Yonars über die Meere und Kontinente Boraans. Hierbei schützte die Kristallbeschichtung die Raumschiffe und leitete die Wärme wirksam ab.
Ponarau sollte jeden Moment in den Ortungsbereich kommen, teilte Aroonda mit.
Du wirst handeln müssen, Kerunar. Yonar senkte den Kopf bei diesem Gedanken.
Ich weiß, Yonar.
Ich fühle dein Bedauern, Kerunar. Doch keiner von uns ist ohne Leid.
Dies ist wahr, Yonar. Allerdings ist mein Teil der traurigste. Aber ich werde meine Aufgabe erfüllen.
Ich messe den Raumhafen von Ponarau an, ließ sich Aroonda vernehmen. Auf dem ihr zugeordneten Ausschnitt des Bildschirms wechselten die Diagramme in rasender Geschwindigkeit.
Energetische Aktivität in zwei Einheiten, fuhr sie fort. Es sind tatsächlich nur zwei Schiffe, die startklar gemacht werden!
Seltsam, dachte Novar.
Nein!, erklang Yonars Stimme im mentalen Verbund. Das ist nicht seltsam – das ist eine Meuterei! Uneins ist man in Ponarau, und Lanai gedachte, uns zu täuschen. Auf seiner Seite stehen weniger Boraaner, als wir zu hoffen wagten. Lediglich die Besatzungen zweier Schiffe folgen seinem Befehl. Jubeln dürfen wir! Auf Boraan ist heilsameres Denken zuhause, als Lanai uns glauben machte! Bist du bereit, Kerunar?
Ich bin bereit, Yonar.
*
Siehst du den Jungen dort, wie er begierig auf Jaarons Gedanken lauscht? Das ist mein bester Freund. Sein Name ist Yonar. Er ist nur wenig jünger als ich, und wir sind unzertrennlich. Erkennst du den Jungen neben ihm, Izanagi?
Das bist du, Turanor!
Ein mentales Nicken erreichte den Christophorer.
Jaaron hält uns für die talentiertesten Schüler seit vielen Umläufen, und er setzt große Erwartungen in uns. Er prophezeit uns, dass wir dereinst mehr für unser Volk tun werden, als dies für gewöhnlich einem Alendei möglich ist.
So seid ihr gewiss stolz auf eure Befähigung?
Stolz … Turanor schien zu überlegen. Wir sind erfüllt von dem erhebenden Gefühl, unserem Volk dienen zu dürfen. Yonar und ich wollen unsere Aufgabe erfüllen – an welchen Platz wir auch immer gestellt werden. Doch der Weg ist lang, und es gibt viel zu lernen.
Izanagis Blick war auf die beiden Jungen gerichtet. Ihm fiel auf, dass Turanor vollere Lippen und weichere Gesichtszüge als Yonar hatte. Dessen Mund war hart und schmal. Turanor und Yonar. Sie kommunizierten mit Jaaron – aber dies war für den Bruder nicht wahrnehmbar. Es mochte um jene alabasterfarbenen Säulen gehen, die als holografische Projektion die Stirnwand des Raumes einnahmen. Izanagi kannte sie aus Berichten.
Wir lernen die uralte Sprache unserer Vorfahren, nahm Turanor die Gedanken des Bruders auf. Eingeritzt sind ihre Zeichen in den Säulen unserer Heiligtümer. Dort im Unterweisungsraum siehst du eine Projektion der Säulen von Eranaar auf Zash’tuun. Schwierig ist es, die Symbole richtig zu verstehen. Sie erzählen von der Geschichte der Anderen, die unermesslich weit zurückreicht. Auch
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