Sternenfaust - 123 - Zwischen den Sonnen
wenn einige meiner Ex-Geschäftspartner zuhören. Es würde ihnen nicht gefallen. Und ich möchte hier unten keine negative Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Freu dich einfach, dass wir meinen Status ausnutzen können.«
Harry kam zu einer Mulde, die so breit war, dass sie den gesamten Korridor umfasste. Auch lag sie tiefer als alle Vorherigen. Man musste einen kleinen Sprung wagen, um in sie hineinzugelangen. Auf dem unebenen Boden schwammen einige Wasserpfützen. »Wann werden wir da sein?«
»Hier unten herrscht ein ziemliches Gewirr von Gängen – von dieser Seite bin ich auch noch nie gekommen. Aber ich schätze, es sind höchstens noch …« Sie brach ab, als sie auf der anderen Seite der Mulde wieder auf die normale Bodenhöhe des Korridors gelangte. »Tatsächlich, das erkenne ich wieder, gleich da vorne ist es.«
Harry konnte nichts Bemerkenswertes entdecken, schwieg aber. Ar’ellana kannte sich nun einmal besser auf dieser verwinkelten Raumstation aus als er. Er entdeckte das Sensorfeld erst, als sein neuestes Crewmitglied die Hand darauf legte.
Wenig später starrte sie durch ein Sichtfenster ein unfreundliches Frauengesicht an, das sich bei Ar’ellanas Anblick allerdings aufhellte. »Du bist’s! Da werden sich einige aber freuen. Komm rein, es wird den Getränkeumsatz um einiges anheben und dafür sorgen, dass …« Ein Räuspern, dann ein sezierender Blick in Harrys Richtung. »Du hast jemanden mitgebracht?«
»Was dagegen?«, fragte Ar’ellana. »Heute ist doch keine geschlossene Sitzung, oder?«
Das Fenster schloss sich, dafür öffnete sich ein Eingang. Der Koloss von einer Frau, der dahinter sichtbar wurde, beugte sich vertrauensvoll zu Ar’ellana und flüsterte etwas. Harry glaubte »Ist schon der zweite Neue heute – vor einer knappen Stunde kam schon jemand zu zweit« , zu verstehen, kümmerte sich aber nicht weiter darum. Was ging es ihn an?
Im Inneren führte ihn Ar’ellana zielstrebig durch die dunstige, rauschmittelverseuchte Atmosphäre, vorbei an einer Bar, hinter der ihn ein muskelbepackter Schwarzhaariger angrinste, hin zu einem Separee. Sie blieb vor einer Trennwand stehen.
Trennwand?
Harry musterte das, was vor ihm aufragte. Trennwand war wohl kaum das richtige Wort. Es war ein flimmerndes, halb durchsichtiges Etwas, hinter dem nur verschwommen die Konturen einiger Personen zu erkennen waren. Und obwohl es rundum alles andere als leise war, drang aus dem Separee kein Laut zu den beiden Neuankömmlingen.
Sein Blick wanderte zur Decke. Dort entdeckte er genau das, was er erwartet hatte – eine metallene Leiste, das Gegenstück zu derjenigen, die im Boden versenkt war. »Ein energetischer Vorhang?«
»Das Effektivste, wenn man nicht gestört werden will und wenn keiner hören und sehen soll, was dahinter vor sich geht.«
Harry wurde es flau im Magen – ein seltenes Gefühl für ihn. Wahrscheinlich konnte hinter dieser Energiewand jemand ermordet werden, ohne dass es im Außenraum jemand bemerkte.
Harry sah sie skeptisch an. »Allerdings ist es auch hinderlich, wenn man hineingelangen will.«
Ar’ellana lächelte maliziös, schob sich eine Strähne ihres roten Haars über die Lippen und kaute auf einer der Perlen. »Mein Name öffnet nicht nur Türen, sondern auch energetische Vorhänge.«
In der Tat kam keine zehn Sekunden später jemand auf sie zu. Es war der muskelbepackte Halbnackte, den Harry bereits hinter der zentralen Bar flüchtig bemerkt hatte. »Ar’ellana – erwarten sie dich?«
Sie verneinte. »Allerdings habe ich ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen, Roan.«
Roan atmete tief ein, was seinen Brustumfang noch einmal beträchtlich erweiterte. Als er sich bewegte, knackte das eng anliegende, winzige Stoff teil um seine Hüfte. »Schätzchen, wenn du wieder zurückkommst, kannst du dir in Zukunft selbst den Zugang freischalten. Ein Wort genügt, und du bist wieder im Team.«
»Schlechte Karten«, meinte Ar’ellana nur, und Harry fragte sich, ob es tatsächlich bedauernd klang oder nicht.
»Deine Aufgabe hier war gut.«
Sie nickte. »Ich bin gern mein eigener Herr, das weißt du.«
Soso , dachte Harry. Deshalb heuerst du wahrscheinlich auch bei mir an. Er beschloss, an diesem Punkt so bald wie möglich noch einmal nachzuhaken. Momentan jedoch gab es Wichtigeres zu tun – wer wusste schon, ob er überhaupt in absehbarer Zeit die Raumstation verlassen konnte. Ohne den Luftfilter jedenfalls, das schwor er sich, würde er nicht ablegen.
Ȇberleg es
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