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Sternenfaust - 123 - Zwischen den Sonnen

Sternenfaust - 123 - Zwischen den Sonnen

Titel: Sternenfaust - 123 - Zwischen den Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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Sekunden wohl, dass er auf die Lautlosigkeit seiner Waffe verzichtet und dafür einen Strahler verwendet hätte. Jedenfalls pfiff ich auf den Schmerz und überraschte ihn, indem ich zum Angriff überging. Blut aus meiner Wunde spritzte ihm ins Gesicht und verklebte seine Augen. Ich entwand ihm die Waffe und stieß etwas gezielter zu als er. Dieses gurgelnde und zischende Geräusch, mit dem die Luft aus seiner durchtrennten Kehle entwich … ekelhaft.
    So hat mir meine Verletzung seltsamerweise das Leben gerettet. Deshalb trage ich meine Narbe mit einem gewissen Stolz. Es war das erste Mal, dass ich jemanden getötet habe.
    Etwa zwanzig Sekunden später kam die Nummer Zwei auf diese Liste, auf die ich nicht sonderlich stolz bin. Ich trat ihm die Beine weg und brach ihm noch im Fallen das Genick. Es ging erstaunlich gut, gerade wie während einer Trainingsstunde. Meine Verletzung spürte ich in diesen ersten Minuten kaum, auch wenn sie mir danach ordentliche Probleme bereitete.
    Das Letzte, das der gedungene Mörder sah, war allerdings nicht ich, sondern mein Geliebter. Und wahrscheinlich hat es diesem verfluchten Mördergesellen auch noch Befriedigung verschafft.
    Denn es sah ganz so aus, als hätten die Attentäter ihr eigentliches Ziel erreicht.
    Meinem Geliebten steckte ein Messer im Brustkorb, genau in der Höhe eines unserer Herzen, und ihm quoll Blut aus dem offenen Mund.
    Hässliche Sache.
    Vor ihm lag der dritte Angreifer und krümmte sich vor Schmerzen. Beide Unterarme waren gebrochen. Ich sagte doch, dass wir hin und wieder Kampfsport trainierten, oder?
    Der Vierte allerdings stand hinter ihm. Und schnitt ihm gerade in dem Augenblick, als ich hinsah, mit einem zweiten Messer die Kehle durch.
    Ich sehe immer noch seine Augen brechen.
    Ich habe ihn geliebt.
    Verdammt seien die Verwachsenen Götter!
    Der Mörder hatte die Bewegung noch nicht zu Ende geführt, als ich meinem Geliebten das Messer aus der Brust riss und seinem Killer zwischen die Augen stieß.
    Eine Sekunde.
    Eine einzige Sekunde zu spät.
    Nur noch zwei waren am Leben – einer der Attentäter, mit zwei gebrochenen Unterarmen, und ich. Vier Tote, in vielleicht einer oder zwei Minuten.
    Es kann verflixt schnell gehen.
    Genauso wie es schnell gehen kann, einen ohnehin Verletzten, der inzwischen in Ohnmacht gefallen war, in den Tod zu befördern. Für ethische Bedenken ließ ich mir erst gar keine Zeit. Wenigstens hatte er danach keine Schmerzen mehr, ganz im Gegenteil zu mir. Mir ging es dreckig.
    Ich versorgte mich mit einer kleinen Not-Medizin-Ausrüstung, wie sie jeder auf J’ebeem in den Hygieneräumen hat. Wenn ich an die kleinen, klaffenden Wundränder denke, wird mir heute noch übel.
    Danach hielt mich nichts mehr auf Ebeem, und ob und wie die Revolution weiterging, interessierte mich nicht mehr im Geringsten. Ich habe es erst Jahre später erfahren. Ich war schon hier auf dieser verdammten Raumstation, als die Menschen sie noch nicht lange in Besitz genommen hatten. Ein Ort, so gut wie jeder andere. Hauptsache, ich musste keine J’ebeem sehen, sie hätten mich doch nur entweder an die Mörder oder an meinen Geliebten erinnert.
    Mein Geliebter … ich weiß heute kaum noch, wie er aussah, aber ich fühle noch immer seinen Geruch und seinen Geschmack … in den Nächten, wenn ich schlafe. Und wenn ich dann aufwache, schwebt die Erinnerung langsam davon.
     
    *
     
    Ja, warum sollte Sonda Katar lügen?
    Diese Frage hatte sie sich während der Erzählung der J’ebeem selbst gestellt, und Savanna fand für sich keine Antwort darauf. Dennoch konnte sie absolut nicht glauben, was sie gerade gehört hatte. Eine Geschichte voller Liebe und Verbrechen, voll geradezu schwülstig echtem Leben. Es passte nicht zu Sonda – oder zumindest nicht zu dem Eindruck, den Savanna von der J’ebeem gewonnen hatte.
    Dieser Eindruck konnte natürlich völlig falsch sein, obwohl sich Savanna einbildete, eine gewisse Menschenkenntnis zu besitzen.
    »Ist damit deine Frage beantwortet?« Sonda musterte sie mit undurchdringlicher Miene. »Deine Frage, wieso eine adlige J’ebeem-Frau auf dieser Raumstation logiert und nicht abgeneigt ist, einen Job auf einem menschlichen Handelsschiff anzunehmen?«
    Savanna gab einen langgezogenen Brummton von sich und nickte langsam. Im selben Moment fiel ihr etwas auf, das Sondas gesamtes Kartenhaus zum Einstürzen bringen konnte. Diese Revolution lag fünfzehn Jahre zurück.
    Fünfzehn Jahre!
    Wie alt mochte Sonda damals gewesen

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