Sternenfaust - 127 - Tödlicher Angriff (2 of 4)
sie ihm eines der Wassergläser vor die Nase, stellte das andere auf den Tisch und setzte sich ungefragt dazu.
Jake sah auf und lächelte. »Und jetzt wollen Sie mich also nötigen, dieses Wasser zu trinken, während Sie neben mir sitzen und alles überwachen?« In seiner Stimme schwang das übliche Amüsement mit. Keine Spur von Misstrauen oder Sarkasmus. Er ahnte nichts von dem Zusatz im Wasser und dennoch begann Nickie Berger zu schwitzen.
Warum nur reagierte sie schon auf das kleinste Lächeln von diesem Chauvi, als hätte man ihr einen Korb duftender Rosen überreicht? Jake war ein verdammter Gigolo – und ein dickköpfiger noch dazu. Immer wieder stellte er trotz der Medikation und ihrer geistigen Einflussnahme unbequeme Fragen. Und auch jetzt reichte ihm offenbar der übliche Small Talk am Morgen nicht aus.
»Was glauben Sie, wie es Captain Frost und den anderen geht? Ob sie wohl auch gerade frühstücken? Frost wird ihren geliebten Kaffee dort auf dem Planeten kaum kriegen, oder? Ich meine, selbst hier an Bord oder auf der Erde findet man das antiquierte Gesöff kaum noch …«
Nickie Berger schob ihm das Wasserglas in Greifreichweite der Hand, lehnte sich ein wenig vor und lächelte sanft. »Du hast sicher Durst, Jake, nicht wahr? Und wegen Frost und ihren Leuten mach dir mal keine Sorgen. Ich bin sicher, die werden den kleinen Urlaub genießen.«
»Aber wir haben ihnen keine Kommunikatoren gelassen, nicht mal Waffen. Wie sollen sie da Hilfe rufen oder sich verteidigen?«
»Das Abholkommando ist bestimmt schon unterwegs«, versuchte Nickie Berger ihn weiterhin zu beruhigen. Doch seine ewige Fragerei schien geradezu pathologisch zu sein.
»Und wer hat die Star Corps-Zentrale auf Karalon über ihren Aufenthaltsort informiert?«
»Ich. Und zwar persönlich, um sicher zu gehen, dass dabei nicht geschlampt wird. Zufrieden?«
»Und wenn …«, begann Jake Austen erneut.
»… und wenn die Nächte kälter sind als die Tage, dann werden sie auch dafür bestimmt eine Lösung gefunden haben«, beendete Nickie den Satz ungehalten mit einem tiefen Blick in seine Augen.
Jake nickte langsam und brachte es unter ihrem Einfluss fertig, nicht ein einziges Mal zu blinzeln. »Dann müssen sie sich wohl ein wenig enger aneinander kuscheln, nicht wahr? Da könnte man doch glatt neidisch werden.« Er grinste.
*
Far Horizon, Labortrakt Gamma, Mars
Chefbiologe Wolfgang Huber zog seinen Kittel über, nahm das Datapad zur Hand, musterte ein letztes Mal den Sitz seiner Haare im Spiegel des Umkleideraums, fuhr mit der Hand über den Öffnungssensor und trat durch die Schleusentür in den Gang des Labortrakts Gamma.
Der Bereich lag im äußeren Ring des Far Horizon -Geländes, abgeschirmt vom üblichen Betrieb. Denn bei so vielen Mitarbeitern gab es immer jemanden, der für ein paar Credits seine Befugnisse nutzte, um heimlich Fotos zu machen, oder interne Berichte an die Presse oder Wirtschaftsspione der Konkurrenz weiterzugeben. Deshalb war es umso wichtiger gewesen, die Versuchsaufbauten für das TC-Projekt so isoliert wie möglich zu halten.
Mit angespannter Miene ging er die Statistikzahlen und Testergebnisse des gestrigen Tages durch, seufzte und stellte für sich fest: »Zu schlecht. Der Verlässlichkeitsquotient ist immer noch viel zu niedrig.«
»Guten Morgen, Chef«, begrüßt ihn Samantha Rouge mit breitem Lächeln und einem Augenzwinkern, als er vor sich hin murmelnd das Labor C05 betrat.
Mit ihren 1,95 cm Größe überragte sie Huber um ein gutes Stück und eröffnete ihm zwangsläufig den Blick auf den in den Firmenfarben Mintgrün und Silberweiß gehaltenen Kittel, der sich straff über ihre üppigen Rundungen spannte.
Im Grunde hatte er Samantha als eine späte Rache für die ewigen Sticheleien und respektlosen Unterstellungen Jet Kamurs eingestellt. Ja, er mochte Frauen, er liebte sie, konnte sich nicht satt sehen an ihnen. Warum sich also nicht mit ihnen umgeben, wenn man die Wahl zwischen einem buckligen Titaniumschweißer oder einer attraktiven Frau wie Mavi Darson hatte. Dass die Sache damals auf Aditi so desaströs geendet hatte, war nicht ihre Schuld gewesen. Zu viele Dinge waren zusammengekommen und hatten das Unglück verursacht.
Wehmütig dachte Huber an die unzähligen Daten, die damals beim Angriff der Erdanaar verloren gegangen waren. Und doch war das Experiment geglückt. Allein die Berührung einer einzigen Säule im Heiligtum hatte Mavis Spiegelneuronenanteil im Gehirn
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