Sternenfaust - 129 - Der Gott im Exil (4 of 4)
wohl Meister William fragen. Für mich war ein Erzengel immer etwas Gutes. Ein himmlisches Wesen.«
»Genau«, pflichtete Mary ihr bei. »Und diese himmlischen Wesen, um nicht zu sagen göttlichen Wesen, sind von einem Gott erschaffen worden. Als wir die Kuppel betraten, wussten wir, dass es die Technik der Toten Götter war, die wir sahen.«
»Ich verstehe noch immer nicht«, meinte Dana.
»Das Wesen scannte unseren Verstand. Und es fand darin Begriffe wie die ›Toten Götter‹. Religiöse Begriffe. Und sein Volk hat etwas erschaffen, das dieses Wesen als Erzengel und Luzifer bezeichnete. Das kann im Grunde nur heißen …«
»… dass dieses Wesen die Bezeichnung ›Tote Götter‹ auf sich selbst bezog«, flüsterte Dana Frost fast tonlos.
»Was wollen Sie damit sagen?«, wollte Ash wissen.
»Dass es nicht ausgeschlossen ist«, antwortete Mary nun mit Nachdruck, »dass dieses Wesen tatsächlich selbst ein ›Erhabener‹ war. Einer der Letzten, die noch gelebt haben. Und er erzählte uns von seinem Volk, das einst etwas erschuf, wodurch sie schließlich selbst vernichtet wurden. Und dass diese Wesen – diese Erzengel – nun hinter uns her sind.«
Dana Frost lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. »Das erste Mal in meinem Leben«, sagte sie, »hoffe ich, dass Admiral Taglieri recht behält und dies nur das Geschwätz eines verwirrten Aliens war.« Sie holte tief Luft, sah Ash ins Gesicht und meinte: »Denn was kann den bitteschön noch mächtiger sein als die ›Toten Götter‹?«
*
Far Horizon, Vorzimmer der Konzernleitung, Mars
Meister William war wütend, ob er es wollte oder nicht. Innerlich kochte er. Aber er würde den Teufel tun, sich dies anmerken zu lassen.
Die anfängliche Freude und Erleichterung über den erfolgreichen Einsatz von Prototyp NX-1747 war verschwunden. Doch dann hatte ihm Izanagi Narada alles erzählt. Und jetzt ließ man ihn hier auch noch warten.
»Ich warte den ganzen Tag hier, wenn es sein muss«, meinte er zu Penelope Rodriguez, der Sekträtin von Walter Gregorovitch.
Er wusste, Walter Gregorovitch ließ ihn schon aus Prinzip zappeln. Das war seine persönliche Art, es dem Mönch heimzuzahlen.
Es ertönte ein Summton, die Sekretärin murmelte etwas, bis sie ihren Kopf erhob und freundlich zu Meister William sagte: »Sie können nun reingehen.« Meister William spürte ihre Erleichterung. Sie war offensichtlich froh, ihn endlich los zu sein.
William musste an sich halten, nicht sofort aufzuspringen. Er nickte andächtig, erhob sich, strich sich die graue Mönchskutte zurecht und ging langsam zu der großen und protzigen Flügeltür, die direkt in das Vorstandszimmer führte.
»Meister William«, rief Walter Gregorovitch euphorisch, doch er konnte dem Christophorer nichts vormachen. Selbst wenn William über keine empathischen Talente verfügt hätte, so hätte er erkannt, wie erschöpft Gregorovitch war. Seine Haut war trotz der künstlichen Bräune ein wenig grauer und faltiger als sonst. Sein Gesicht zierten dunkle Augenringe. Und sein Blick war längst nicht mehr so klar und durchdringend wie sonst. Auch er hatte schwere Stunden hinter sich. Doch Meister William sah keinen Grund, Mitleid zu haben.
»Möchten Sie etwas?«, begann Gregorovitch das Gespräch. »Einen Syntho-Drink? Einen Saft? Frucht oder Wurzel? Oder einen Tee?«
»Nichts, danke!«, erwiderte Meister William kurz angebunden.
»Sie müssen doch zugeben: Der Einsatz meiner Telepathen war ein voller Erfolg …«, begann Gregorovitch.
»Sie sind wirklich unglaublich!« Meister William hatte es satt, sich zu beherrschen.
»Ich verstehe nicht ganz …?«, sagte Gregorovitch. Seine Freundlichkeit war verflogen, und er beäugte den Mönch misstrauisch.
»Sie haben wohl gar kein Gefühl für Anstand und Moral! In Ihrem Ehrgeiz nehmen Sie keine Rücksicht auf Verluste. Sie bekämpfen Konkurrenten mit miesen Tricks. Und kaum, dass Sie mit diesen Hypnose-Experimenten überhaupt begonnen haben, beweisen Sie eindrucksvoll, wie verantwortungslos Sie mit den Ergebnissen umgehen!«
»Hypnose klingt so albern«, unterbrach ihn Gregorovitch. »Fremd-Suggestion ist ein viel besserer Begriff.« Er sah nun wieder entspannter aus. Offenbar glaubte er, dass Meister William nicht mehr vorzubringen hatte. Aber da irrte er sich.
»Egal, wie es genannt wird«, erwiderte William, »Sie haben nicht lange gebraucht, um Ihr Wissen zu nutzen und sich einen persönlichen Vorteil zu verschaffen.«
»Ach,
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