Sternenfaust - 133 - Angriff auf Lor Els Auge
flüstern.
*
Die STERNENFAUST durchflog den HD-Raum, als Kommunikationsoffizier Lieutenant Max Brooks aufblickte. »Eine Meldung von der MERCHANT II, Sir! Nur Audio.«
»Auf Lautsprecher«, befahl Taglieri.
»Hier spricht Savanna Dionga von Lor Els Auge . Bitte verbinden Sie mich mit Admiral Taglieri.«
»Admiral hört!«, antwortete Brooks.
»Hallo Vince …«, flüsterte Savanna unmilitärisch. »Kannst du mich hören?«
Taglieri wischte sich über die Augen. Träumte er? Hatte er sich verhört?
SIE LEBT!
»Ja. Der Empfang ist gut.« Seine Stimme klang belegt, oder bildete er sich das nur ein? Liebe Güte, sie lebte! Er würde ihr gerne sagen, wie sehr er sich freute, ihre Stimme zu hören, wie unendlich erleichtert er war, dass sie noch lebte. Aber das wäre doch ein etwas zu privater Moment gewesen, um ihn auf der Brücke, unter den Augen und Ohren der Crew zu begehen. Wäre es besser gewesen, den Ruf in seinen Raum legen zu lassen? Nein, sie befanden sich im Einsatz. Jedes Wort, jeder Satz ging alle an und würde für entsprechende Analysen und strategische Planungen herangezogen werden.
Taglieri atmete tief ein und bewahrte Haltung. »Ja, ich höre dich. Geht es dir gut? Haben sie dir etwas angetan? Wieso bist du auf der MERCHANT?«
»Mir geht es gut, Vince. Ich bin nicht auf der MERCHANT. Ich bin auf Lor Els Auge . Ich konnte mich verstecken. Die Kridan wissen nicht, wo ich bin.«
Es gab eine kleine Pause. Ihre Stimme wurde leiser, sie wisperte und verwischte die Selbstlaute. Dennoch war sie gut zu verstehen. »Ich stecke in einer Kunststoffröhre. Direkt unter mir ist die Kommandozentrale der Station. Durch ein Gitter, das im Dunkeln liegt, kann ich alles beobachten.«
»Über welchen Kanal erreichst du uns? Du hast keinen HD-Funk!«
»Ich bekam Kontakt zu Sonda Katar auf der MERCHANT II. Das Schiff verfügt über HD-Funk, es dient mir als Transmitter.«
»Was ist los bei euch?« Taglieri war froh über Informationen aus Erster Hand. Die konnten für den Einsatz der Marines von höchster Wichtigkeit sein.
»Ich sehe unter mir fünf Kridan. Sie nahmen ungefähr fünfzig Geiseln. Es gab mehrere Tote. Sie haben vor ein paar Minuten drei Menschen hingerichtet. Und danach haben Sie meinen Schiffskameraden Toler erschossen. Vince, das ist ein einziger Albtraum. Sie haben Toler gezwungen, eine Person auszuwählen, die erschossen werden soll, und als er sich weigerte, haben sie drei erschossen, und danach auch noch ihn.«
»Versuche ruhig zu bleiben, Savanna. Wir lassen uns was einfallen.«
»Ist klar.«
Taglieri hörte, wie Savanna tief Luft holte.
Ihre leise Stimme versuchte, die Worte deutlich zu formulieren. »Ich habe keine Ahnung, wie viele Kridan sich auf der Station befinden. Sie haben alle Aliens laufen lassen und nur die Menschen festgehalten. Sie stellen Forderungen.«
»Ja, wir sind informiert.«
»Nein, Vince, ihr wisst noch nicht alles.«
Taglieri wartete ab. Was, bei allen Sternenteufeln, wusste er nicht?
»Ich habe eine Aufzeichnung einer Kridanunterhaltung machen können und an Sonda geschickt. Sie konnte sie im Translator entschlüsseln. Sie bringen Sprengkörper an! Überall auf der Station! Sie wollen die Raumstation sprengen.«
»Sie wollen was …?«, stieß Taglieri hervor.
»Nicht nur das! Die Explosion soll die Fusionskammer der Station treffen. Das soll eine Gravitationsschockwelle erzeugen, die …«
»… die bis zum Wurmloch reicht!«, beendete Taglieri den Satz.
Jetzt wurde es ihm klar: Es ging den Kridan um das Wurmloch. Um den Frevel an den Göttern.
Auf der Brücke wurde es still. Navigatorin Joelle Sobritzky, Lieutenant Jake Austen und Commander Max Brooks starrten den Admiral an.
»Vince, das ist immer noch nicht alles …«
»Ich höre …«
»Sie haben dreihundertfünfzig Menschen in ihrer Gewalt. Wenn die Station explodiert, werden alle sterben. Die Kridan wollen als Märtyrer sterben! Sie wollen sich selbst opfern.
Für den Raisa! Sie glauben, damit auf direktem Weg Gott zu dienen.«
Taglieri schloss seine Augen. Er war der Admiral. Er musste einen kühlen Kopf bewahren. »Das heißt, die haben nichts zu verlieren.«
»Und sie haben kein Interesse daran, irgendjemanden am Leben zu lassen. Sie wollen sich opfern, und sie nehmen dabei noch ein paar Gottlose mit ins Jenseits.«
Vincent nickte, war sich in diesem Moment nicht bewusst, dass Savanna ihn gar nicht sehen konnte. »Die Geiseln sind nur ein Vorwand, damit sie genug Zeit haben,
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