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Sternenfaust - 138 - Tyrannenmord auf Kridania

Sternenfaust - 138 - Tyrannenmord auf Kridania

Titel: Sternenfaust - 138 - Tyrannenmord auf Kridania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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einem der geschwungenen Nester der Nähe, in denen suchende Gläubige mit Priestern sprechen konnten. Obwohl er zu einem kleineren Nest in einem durch Säulen abgetrennten Nebenschiff ging, wusste er, dass dort der ranghöchste Priester dieses Tempels warten würde: Orlan-Gal, Lehrer, Vertrauter und Erster Priester des Raisa.
    Undurchsichtige Mert-Wände grenzten den Bereich kuppelförmig ab und verschluckten jedes Wort. In den Nestern galt die Geheimhaltungspflicht der Priester.
    Ein Zugang glitt automatisch auf, als Sun-Tarin den winzigen Raum betrat. Darin war es dämmrig, nur rote Jal-Kerzen brannten über ihm. Sie waren an dünnen Drähten aufgehängt und wirkten, als würden sie in der Luft schweben.
    Sun-Tarin kniete sich auf den Boden, wie es für einen Gläubigen üblich war. Der Erste Priester dagegen saß auf einem erhöhten Ferka-Brett.
    »Willkommen, Sun-Tarin«, schnarrte die Stimme des Priesters. »Ein Freund kündigte mir dein Kommen an.«
    Dieser Freund war der Mar-Tanjaj selbst gewesen. Ebenso wie sein Sohn war auch er an dem Komplott gegen den Raisa beteiligt. Dennoch wusste Orlan-Gal noch nichts Konkretes darüber. Das war auch besser so, denn es war unsicher, auf wessen Seite der Priester stand. Er konnte nur hoffen, auf die Machtgier des Tempeloberhauptes zählen zu können.
    »Ich komme in einer heiklen Angelegenheit«, sagte Sun-Tarin unumwunden. »Es geht um das neue Gesetz des Raisa. Nach dem Angriff der Solaren Welten hat er es ausgearbeitet, damit auch im Falle seines Ablebens der Krieg fortdauern kann. Die neue Technik der Schnabellosen verunsichert ihn, da sie durch diese jederzeit wieder in unser Reich einfallen können.«
    »Ich bin unterrichtet, Sun-Tarin, und ich finde den Entschluss seiner Heiligkeit sehr weise.«
    »Dann wisst Ihr auch, wer nach dem Ableben des Raisa die Macht erhält?«
    Am Schnabelansatz von Orlan-Gal bildeten sich steile Falten. Er legte seine Klauen ineinander. »Gewiss. Die Kriegerkaste wird der Priesterkaste vorstehen.«
    »Wie steht Ihr hierzu?« Die Antwort war offensichtlich – die Krallen des Ersten Priesters krampften sich ineinander, als wolle er einen unsichtbaren Feind zerquetschen.
    »Warum fragst du, Sun-Tarin?« Orlan-Gals Stimme klang kontrolliert, und doch hatte sie einen lauernden Unterton. Er schien den Köder zu schlucken.
    Sun-Tarin nahm seinen Mut zusammen. Er wusste, was auf dem Spiel stand. Ein falsches Wort – und Orlan-Gal konnte die gesamte Mission zerschmettern.
    »Was würdet Ihr davon halten, wenn ich und einige andere dem Raisa ein geändertes Gesetz vorlegen? Wie Ihr wisst, muss der Mar-Tanjaj seine Zustimmung zu diesem Gesetz geben. Wenn der Mar-Tanjaj das Gesetz also so abändert, dass die Vertrauten des Raisa der Kriegerkaste vorstehen, und dabei besonders die Priester – namentlich Ihr – berücksichtigt werden …«
    »Dann wäre ich ein sehr mächtiger Kridan.« Die rötlichen Augen von Orlan-Gal bekamen einen gierigen Ausdruck.
    »Aber dafür, mein Freund, müsste der Raisa tot sein.«
    »Zuerst einmal muss der Raisa das geänderte Dokument unterschreiben. Bedenkt, was ansonsten im Falle eines Unglücks oder Anschlages geschieht: Ihr würdet Euren Posten verlieren. Bis ein neuer Raisa erkoren ist, benötigt das Volk den Ersten Tempel nicht. Das einfache Volk hat seine eigenen Tempel. Ihr hättet keinen Einfluss mehr auf die Geschicke Kridanias.«
    »Und wie willst du, Sun-Tarin, seine Heiligkeit dazu bringen, dieses veränderte Gesetz des Mar-Tanjaj zu unterzeichnen? Wie man hört, ist der Raisa nicht gut auf seinen Ersten Gotteskrieger zu sprechen. Warum sollte er die Änderungen des Mar-Tanjaj absegnen?«
    »Ich bin mir sicher, wenn ich derjenige bin, der dem Raisa das geänderte Gesetz als Les-ta des Mar-Tanjaj überbringt – als Ehrengeneral und Vertrauter –, werde ich ihn aufgrund unserer alten Freundschaft motivieren können, den Änderungen zuzustimmen.« Nur Orlan-Gal oder der Raisa selbst konnten einen Tanjaj zum Les-ta erheben. Und nur in dieser Rolle würde er dem Raisa – zumindest von der Stellung her – wieder so nah sein wie vor dessen Wandlung durch den Parasiten.
    Orlan-Gal fixierte Sun-Tarin unangenehm intensiv. »Reden wir hier über Hochverrat?«
    »Wir reden über eine Absicherung im Falle des Ablebens des Raisa«, sagte Sun-Tarin ruhig. Innerlich verging er fast vor Anspannung. Wie würde sich Orlan-Gal entscheiden? Würde sein Streben nach Macht siegen, oder seine Treue zum Raisa?
    Orlan-Gals

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