Sternenfaust - 142 - Der Tele-Ring der Alendei (2 of 2)
irgendeinen Schaden anzurichten.«
»So?«, schrie Gerser. »Dann ist Ihr Leben ja nicht in Gefahr, Nuris!«
»Ich bin bereit, ehrenvoll in einer Schlacht zu sterben! Doch was Sie vorhaben, Kommandant, ist, die ASSANOS FEUER sinnlos zu opfern! Wenn wir auf eins dieser Monster zusteuern, werden wir garantiert sein Feuer auf uns ziehen! Und kein Schiff der glorreichen Söhne Ebeems ist dieser Waffe gewachsen!«
»Das reicht, Nuris! Hiermit enthebe ich Sie Ihres Postens! Sie stehen unter Arrest. Abführen!«, rief Gerser. Ohne abzuwarten, ob sein Befehl auch ausgeführt wurde, eilte er mit drei großen Schritten zur Navigationsstation, packte den Navigator an den Schultern und riss ihn aus seinem Sessel. Er schwang sich selbst hinein und gab vollen Schub auf die Triebwerke. Gebannt sah er auf den Hauptschirm und steuerte die ASSANOS FEUER auf das am schnellsten erreichbare Bioform-Objekt zu.
» Ri’in Tamris …«, erklang Nuris’ flehende Stimme.
»Was!«, brüllte Gerser außer sich. »Bin ich der Kommandant des Schiffes und Oberbefehlshaber dieses Einsatzes, oder bin ich es nicht? Ich dulde keine Insubordination!«
Das Flaggschiff hielt mit voller Beschleunigung auf die Qualle zu. Die gallertartige Struktur war auf dem Bildschirm bereits deutlich erkennbar. Knoten und Kanäle zogen sich durch den milchigen Schirm, dessen Ränder türkis- und purpurfarben irisierten.
»Offizier Alainen, Offizier Buur!« Gersers Kopf ruckte herum. »Nehmen Sie Subkommandant Nuris fest und bringen Sie ihn in die Arrestzelle!«
Jetzt war bereits zu erkennen, wie sich die halbtransparenten Kanäle im Schirm des Quallenobjekts rhythmisch weiteten und zusammenzogen. Aus den Augenwinkeln erkannte Gerser, dass sich die beiden angesprochenen Offiziere aus ihren Sesseln erhoben hatten. Doch schienen sie gelähmt zu sein, da sie – wie auch die anderen Brückenoffiziere – gebannt auf den Hauptschirm starrten. Einer plötzlichen Intuition folgend riss Gerser das Steuer herum – im selben Augenblick wurde der Monitor mit gleißender Helligkeit überstrahlt, und das Schiff erzitterte. Ein lautes Knacken und Knirschen lief durch den Schiffsrumpf. Gerser riss das Steuer abermals herum und brachte die ASSANOS FEUER auf den alten Kurs. Nur noch wenige Zehntausend Meter trennten das Schiff von der Qualle.
»Dekompression der Außensektionen Menkha bis Kahleh«, teilte einer der Offiziere mit. »Automatische Versiegelung der angrenzenden Sektionen ist erfolgt.«
Der Brücken-Hauptmonitor zeigte nichts anderes mehr als ein milchiges Weiß, in dem ein gallertartiger Knoten pulsierte.
Im nächsten Augenblick schien die Zeit stehen geblieben zu sein! Oder genauer: Sie zog sich unendlich in die Länge. Der Bildschirm war weiß, hier und da glitzerten einige Stellen wie Kristalle. Gerser wusste, dass das Schiff in die Qualle eingedrungen war, und es hätte in Anbetracht der Erfahrung mit den Fusionsraketen sofort wieder austreten müssen – doch nichts geschah! Jeglicher Prozess schien in Zeitlupe abzulaufen. Gerser drehte seinen Kopf Millimeter um Millimeter, eine einfache Bewegung, die Minuten zu dauern schien. Endlich erfasste sein Blick Offizier Alainen, Minuten später Buur und wiederum Minuten später Nuris. Die Offiziere schienen aus Stein gemeißelt zu sein, und der Mund des Subkommandanten öffnete sich so langsam wie der Kelch einer morgendlichen Blume.
Auch die Gedanken Gersers krochen wie der Schatten eines Hauses. Es dauerte Minuten, bis er den Gedanken vollbracht hatte: Hätte ich zuvor die Selbstzerstörungsprozedur des Schiffes eingeleitet, so wäre es mir vielleicht möglich gewesen, in diesem Augenblick Schiff und Qualle zu vernichten.
Das seltsame Zeiterlebnis endete ohne jeglichen Übergang: Mit einem Mal war Helemaii’nu wieder auf dem Bildschirm zu sehen, und Trümmer von J’ebeem- und Erdanaar-Schiffen trieben durch den Raum. Gerser änderte sofort den Flugvektor und entging nur knapp einer Attacke des Quallenwesens, das er soeben durchflogen hatte. Alles war wieder normal, und die Durchdringung des Bioform-Objekts schien weder diesem noch der ASSANOS FEUER irgendetwas ausgemacht zu haben.
»Die Schiffe der Erdanaar ziehen sich zurück, Flottenkommandant«, sagte der Ortungsoffizier mit belegter Stimme. »Sie fliehen in alle Richtungen.«
»Öffnen Sie den Kommando-Kanal!«, befahl Gerser dem Kom-Offizier.
»Geöffnet, Ri’in .«
»Hier spricht Flottenkommandant Gerser Tamris aus dem Hohen Haus Tasuvian!
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