Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 147 - Blinder Hass (1 of 2)

Sternenfaust - 147 - Blinder Hass (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 147 - Blinder Hass (1 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
Vom Netzwerk:
trainiert, so hatte man ihn erzogen. Sein Gelege war von jeher eher dem Physischen zugewandt gewesen. Um die geistigen Belange und um die Auslegung der Schriften sollten sich andere kümmern.
    »Mein ganzes Sein …«, krächzte Tagnor-Fin leise und schloss die Augen.
    Ohne, dass er bewusst an sie dachte, formte sich in seinem Geist das Bild von Rivin-Tur. Sie war die schönste Eier-Legerin, die er je gesehen hatte. Ihr glänzendes Gefieder an ihrem anmutigen Hals, der fein geschwungene Schnabel mit einer so zimtfarbigen Wachshaut um die Nasenlöcher. Dieser Anblick allein konnte einen männlichen Kridan um den Verstand bringen.
    Ja, sie war ein wahres Gottesgeschenk. Und Tagnor-Fin hatte es nur zu gerne angenommen. Sie trafen sich seit Längerem, und es war nicht nur bei unschuldigen Schnäbeleien geblieben.
    An diese schöne Zeit hatte der junge Krieger während der Ansprache des Mar-Tanjaj denken müssen. Mal ehrlich, er war ein ehrenvoller Krieger und hatte sein Amt in einem ehrlichen Wettstreit erlangt. Aber seit der Raisa von den Schnabellosen ermordet worden war { * } , wiederholte der Oberste Krieger immer wieder das Gleiche. Rache hier, Tod den Solaren Welten dort. Inzwischen konnte die gesamte Flotte diese Versatzstücke auswendig mitsprechen.
    Ist es da so verwerflich und feige, an seine Geliebte zu denken?
    Doch Tagnor-Fin war sich nicht mehr ganz sicher. Möglicherweise war es ein Fehler gewesen. Während er an Rivin-Tur und ihre traute Zweisamkeit dachte, war er unaufmerksam gewesen. Und genau in dem Moment, als er mit einer leichten Verwirrung aus seinen Tagträumen erwacht war, hatte der Mar-Tanjaj ihn entdeckt und zum Sprechen aufgefordert.
    »Ich und feige!«, keckerte er, sich schon dem Schlafe nähernd. Bei Rivin-Tur war er nicht feige gewesen und hatte den Sieg über ihre Nieren davongetragen.
    Die schöne Ei-Legerin besaß ein etwas anderes Naturell, schon vom Gelege aus. Ihr Ei-Vater war ein kridanischer Wissenschaftler, einer aus jenem Team, das die neue Vulture-Nova-Klasse erdacht und entwickelt hatte.
    Oft hatte Rivin-Tur davon gesprochen, dass die Kridan die Wissenschaft mehr fördern sollten. Ihnen stünde eine große Zukunft als Erforscher des Weltraums bevor, wenn endlich einmal der Krieg nicht mehr die Haupttriebfeder der Kridan sein würde.
    »Du sprichst von einer grundlegenden Veränderung unserer Gesellschaft!«, hatte Tagnor-Fin sich ereifert. »Der Krieg hat schon immer zu uns gehört. Er ist unsere heilige Aufgabe, die uns vom Einen Gott aufgetragen wurde. Das Raisa-Tarishgar wird immer das Ziel sein, das wir vor Augen haben.«
    Mit einem Schlag war der Krieger hellwach. Jetzt wurde ihm einiges klar!
    Vielleicht hatte der Mar-Tanjaj doch recht! Vielleicht war er ein Feigling, der den pazifistischen Idealen seiner Geliebten ergeben war. So wie er ihr selbst ergeben war, weil er sie liebte. Konnte das sein? Konnten diese Ideen, die so gar nicht die seinen waren, auf irgendeine Art und Weise doch auf ihn abgefärbt haben? Und war ihm deshalb unwohl bei diesem Angriff auf die Solaren Welten? Weil er innerlich schwach war und den Reden von Rivin-Tur Glauben schenken wollte, weil sie ihm zugetan war?
    Und sie war ihm zugetan, soviel stand fest. Bei ihrem Abschied auf Kridania hatten sie sich gegenübergestanden, die junge Wissenschaftler-Tochter und der Krieger, und sie hatte sich zu ihm herübergebeugt, um ein letztes Mal vor seinem Aufbruch ihren Schnabel an seinem zu reiben. Unauffällig hatte sie ihm etwas zugesteckt. Ein kleines Kästchen, in Stoff eingeschlagen.
    »Öffne es erst an Bord!«, hatte sie flüsternd verlangt, und Tagnor-Fin war ihrer Bitte nachgekommen. Das, was er da bekommen hatte, war so etwas wie ein geheimer Sender.
    In einem beiliegenden Brief hatte Rivin-Tur ihm erklärt, wie das Gerät funktionierte: Es suchte sich selbsttätig den nächsten Abstrahlpunkt für Bergstromraum-Kommunikation, hackte sich in die Programme und übertrug sein Signal quasi huckepack als Datenpaket und besonders codiert über die Positionsgeber-Punksprüche, die regelmäßig nach Kridania gefunkt wurden. Rivin-Tur wusste von dieser automatischen Funktion an Bord über ihren Vater. So würden sie miteinander sprechen können, ohne dass ihre Kommunikation offiziell angemeldet und kontrolliert werden würde.
    Normalerweise besaß der Kommandant eines Kridan-Schiffes das Recht, jede private Kommunikation aufzuzeichnen und mitzuhören. Damit sollte Verrätern und ihren Komplotten sowie

Weitere Kostenlose Bücher